Presseschau

Basler Zeitung vom 07.02.2019

Die Handschrift des Präsidenten

Jetzt ist es offiziell: Der FC Basel engagiert sich beim indischen Verein Chennai City FC

Von Tilman Pauls

Delhi. Selbst der Daily Mail war der FC Basel mal wieder eine kleine Meldung wert. Im Normalfall berichtet die britische Boulevardzeitung ja nur über die Basler, wenn der FCB ein englisches Team in der Champions League besiegt oder das Basler Frauenteam an einer Gala Lose verkauft. Gestern ging es aber darum, dass der FC Basel sich als erster Club aus Europa an einem indischen Verein beteiligt. Sogar das Wort «historic» hatte in der kurzen Nachricht Platz.

Gestern morgen wurde bei einer Pressekonferenz in Delhi mitgeteilt, was in den letzten Tagen ohnehin schon an die Öffentlichkeit gedrungen war: Die FC Basel Holding AG engagiert sich im Rahmen einer Minderheitsbeteiligung von 26 Prozent beim Chennai City FC. FCB-Präsident Bernhard Burgener, CEO Roland Heri, Vereinsvorstand Peter von Büren und auch Nachwuchskoordinator Massimo Ceccaroni waren nach Indien geflogen, um dort das Engagement mit dem Leader der I-League zu verkünden.

In einer ausführlichen Mitteilung erklärten die Basler die Auswirkungen des Engagements in Indien: Die strategische Partnerschaft fokussiere sich auf die gemeinsame Ausbildung von Talenten, auf eine enge Zusammenarbeit im Scouting-Bereich und auch auf den Aus- und Aufbau von Akademien. Ceccaroni soll in diesem Bereich zu einer der zentralen Figuren werden.

«Im Vordergrund steht für uns die Unterstützung im Nachwuchsbereich. Zudem sehen wir generell grosses Entwicklungspotenzial im indischen Fussball», lässt sich Burgener zitieren.

Grosser Fussballmarkt

Auch in Indien freut man sich über den prominenten Partner aus Europa, von dem man sich viel verspricht. «Die Entscheidungsgewalt liegt weiter bei uns», sagt Rohit Rames, Mitbesitzer von Chennai City, «der FC Basel wird sich auf die Jugendentwicklung und die Akademie fokussieren. Erst später werden sie uns auch bei der Infrastruktur des Vereins behilflich sein.»

Aus Basler Sicht ist ein Aspekt ganz entscheidend, egal, wie die Kooperation am Ende aussehen wird – nämlich die Perspektive: Die Beteiligung birgt für den FC Basel in jedem Fall ein grosses Potenzial. Während Vereine wie Liverpool, Barcelona oder Paris St-Germain bislang nur repräsentativ in Indien tätig sind, ist der FCB nun der erste Verein, der sich an einem Club beteiligt und von künftigen Erlösen profitieren kann. In diesen Tagen ist das Engagement finanziell «überschaubar», wie der FCB selbst mitteilt. Der Preis dürfte auch deutlich unterhalb der kolportierten 20 Millionen Euro liegen – man kann von einem einstelligen Millionen-Betrag ausgehen. Und sollte sich der indischen Fussball-Markt tatsächlich so entwickeln, wie es viele Experten vermuten, dann ist der FC Basel vielleicht bald Teil eines der grössten Absatzmärkte überhaupt.

Der FC Basel jedenfalls setzt seinen Weg unter der Führung von Burgener mit dieser Entscheidung fort. Während der regionale Aspekt innerhalb der Profi-Equipe verstärkt wurde, setzen die Basler ihr Konzept auch abseits der heimischen Liga um: Im Bereich E-Sports hat man mit dem Argentinier Nicolas Villalba die Nummer 1 der Konsolen-Weltrangliste unter Vertrag. Im Digitalbereich gibt es eine Partnerschaft mit dem FC Bayern München. Und mit dem FC Barcelona gab es vor einigen Monaten lose Gespräche, die bislang allerdings keine Fortsetzung erfuhren.

Weitere Informationen

Burgener hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er als Unternehmer agiert und auch den FC Basel so führen und verändern will. Dies setzt er nun um, und die Handschrift des Präsidenten wird immer deutlicher erkennbar.

Weitere Informationen zur Basler Beteiligung in Indien wird der Verein diesen Freitag bekannt geben, wenn die Reisenden aus Indien zurück sind. Dies wird vermutlich im Medienzentrum des St.-Jakob-Parks passieren. So wie früher, als der FCB nur in Basel tätig war.

Zurück