Presseschau

Schweiz am Wochenende vom 09.02.2019

Ceccaroni im Curry-Land

Lenz

Der FC Basel hat unter der gegenwärtigen Führung ein Erbe verspielt, das unantastbar schien. Nach acht Meistertiteln in Folge und nach unzähligen Grosstaten in der Champions League dachten viele Fussballfans im Land, dieser FCB finde in der Schweiz keine Gegner mehr. Doch nur anderthalb Jahre nach dem letzten Titel ist der FCB ein Durchschnittsklub auf Augenhöhe mit dem FC Thun.

Zwar ist es durchaus denkbar, dass der ehemalige Serienmeister irgendwann wieder auf Kurs kommt und den Schweizer Fussball dominiert, aber bis es so weit ist, darf die Restschweiz sich noch eine Weile amüsieren. Wir Nichtbasler hatten ja schon gefürchtet, die Rotblauen fänden irgendwo in Argentinien ein paar Ballkünstler, die sie an vergangenen Ruhm heranführen könnten wie derweil Rossi, Giménez, Costanzo oder Delgado. Wir hatten ausserdem befürchtet, die Basler würden wie früher den anderen Schweizer Klubs die besten Spieler abwerben, um sich so einen Wettbewerbsvorteil zu erkaufen.

Jetzt wissen wir, dass alle unsere Befürchtungen grundlos waren. Die Führungsetage des FC Basel investiert weder in Südamerika noch in der Schweiz. Stattdessen setzen die Verantwortlichen des FCB auf das Cricket-Land Indien. Die FCB-Kultfigur Massimo Ceccaroni habe den Auftrag erhalten, in den nächsten drei Jahren ein Ausbildungszentrum in Chennai am Golf von Bengalen aufzubauen. Wir möchten uns vorstellen, wie der ehemalige FCB-Publikumsliebling Ceccaroni im Süden Indiens den neuen Karli Odermatt oder den indischen Alex Frei herausbringt. Wir möchten uns vorstellen, wie der FCB Geschichte schreibt und es schafft, ein Volk, das Landhockey dem Fussball vorzieht, mit dem Fussballfieber anzustecken. All diese Dinge möchten wir uns vorstellen, aber es will uns nicht recht gelingen. Vielleicht hat die Restschweiz nicht so viel Fantasie wie die Chefs des FC Basel. Möglicherweise unterschätzen wir die Scouting- und Ausbildungsqualitäten von «Cecca» oder wir unterschätzen das fussballerische Potenzial der ehemaligen Curry-Hochburg Madras.

Sollte der FCB dank des Umwegs über Indien bald den sportlichen Turnaround schaffen, müssen die FCB-Fans beim argentinischen Papst Ceccaronis Heiligsprechung beantragen.

Pedro Lenz ist Schriftsteller und lebt in Olten.

Zurück