Presseschau

Basler Zeitung vom 09.02.2019

«Es ist ein minimaler Millionenbetrag»

FCB-CEO Roland Heri sagt, warum sich der FCB in Indien engagiert und was das kostet

Von Oliver Gut

Basel. Während Präsident Bernhard Burgener und Nachwuchschef Massimo Ceccaroni am Donnerstag noch nach Chennai reisten, um ein Spiel jenes Clubs anzuschauen, an dem der FC Basel seit Mittwoch zu 26 Prozent beteiligt ist, flog CEO Roland Heri zurück in die Schweiz. Es galt, die Öffentlichkeit ausführlicher über eine Investition beim Chennai City FC zu informieren, die teilweise fehlinterpretiert worden war und bei FCB-Anhängern für Kopfschütteln sorgt. Also sprach Heri am Freitag über …

… den Kaufpreis:

«Die 15 Millionen Euro, die uns das Engagement beim Chennai City FC kosten soll und die hier und dort zu lesen waren, stimmen nicht. Ich weiss auch nicht, woher diese stammen, weil sie auch sonst nicht zu den Kennzahlen des Clubs passen. Was ich sagen kann und will: Es sind nicht einmal zehn Prozent dieser Summe, sondern es ist ein minimaler Millionenbetrag. Dabei spreche ich nicht allein vom Kauf der 26 Prozent am Club, sondern von der ganzen Investition, die wir tätigen und die in Tranchen erfolgt. Eingerechnet ist da ebenfalls der gesamte Zusatzaufwand wie zum Beispiel Flugkosten, die ab und zu anfallen werden.»

… den Nutzen:

«Wir haben einen Vertrag, der sich klar auf den Ausbau und die Förderung der Nachwuchsabteilung des Chennai City FC bezieht. Ich denke, dass dies der Bereich ist, in dem wir vom FCB viel Wissen besitzen, das wir zur Verfügung stellen können. Massimo Ceccaroni wird sich dabei als Nachwuchs-Verantwortlicher genauso einbringen, wie wir die Kenntnisse unserer Trainer oder unserer medizinischen Abteilung weitergeben. Es geht um Informationen wie etwa jene, dass Zwölfjährige nicht an die Hanteln sollten. Natürlich geht es auch darum, eines Tages von den Spielern zu profitieren, die da ausgebildet werden. Wir haben ein Erstkauf-Recht auf die Transferrechte an allen Spielern. Aber uns ist klar, dass dies im Moment nicht absehbar ist – und man auch nicht weiss, ob das eintrifft. Ausserdem partizipieren wir an Transfers zu einem anderen Club. Und wir sind auch an allen anderen Einnahmen beteiligt, die von Chennai City erzielt werden – wie etwa Sponsoren- oder TV-Gelder. Wir glauben an das Wachstumspotenzial des indischen Markts, wenn es um Fussball geht, und erhoffen uns daraus in der Zukunft Gewinn. Wir denken dabei auch an den digitalen Bereich, an Dinge wie etwa Streaming-Dienste.»

… das Risiko:

«Wir investieren eine überschaubare Summe. Im Gegensatz zu einem Markt wie China, der schon weiter ist, sind die Preise in Indien noch nicht explodiert und sind die Strukturen einfacher zu verstehen. Und natürlich vermuten wir, dass der Wert unserer Anteile am Club steigt, wenn das Interesse von europäischen Fussball-Unternehmen dem bisherigen Trend folgt. Sollte sich unser Engagement also nicht wie erhofft entwickeln, dann halten wir es für denkbar, dass wir diese Anteile für mehr Geld abgeben könnten, als wir dafür ausgegeben haben.»

… den Prozess bis zum Abschluss:

«Wir haben seit längerer Zeit derartige Projekte im Kopf. Der Kontakt mit Chennai kam zuerst via Bernhard Burgener zustande. Beim zweiten Treffen war ich erstmals dabei. Die Gespräche zogen sich über rund zwölf Monate.»

… die Konkurrenz:

«Mir ist bekannt, dass auch andere und grössere Clubs schon länger derartige Engagements in Indien überprüfen. Warum wir nun vor ihnen so weit gehen können, kann ich nicht abschliessend sagen. Ich kann einfach sagen, wie wir vorgingen: Wir waren uns stets bewusst, dass es kulturelle Unterschiede gibt und dass man diese nicht ignorieren darf, indem man Druck macht oder einfach etwas überstülpt. Wir betrachten unsere indischen Kollegen als Partner und sind ihnen immer so begegnet – auch wenn wir aufgrund unseres Wissens die Federführung des Projekts übernehmen.»

… die Aussenwirkung:

«Ich verstehe, dass es FCB-Anhänger gibt, die sich mit diesem Schritt schwertun – und dass die kritischen Stimmen lauter sind, wenn man mit 19 Punkten Rückstand in der Tabelle Zweiter ist, als wenn man an der Spitze liegt. Aber das darf uns nicht daran hindern, Strategien für die Zukunft zu beschliessen. Es gehört zu den Aufgaben der Clubführung, Entwicklungen zu antizipieren. Wir wissen, dass die Profimannschaft des FC Basel und ihre Umgebung unser Kerngeschäft ist und bleibt. Und es ist auch klar, dass alle Schritte – auch dieser nach Indien – in der Absicht erfolgen, alles zu tun, um dieses Kerngeschäft zu stärken.»

… das Geld aus der Holding:

«Die Holding gehört bekanntlich grösstenteils Bernhard Burgener, und damit darf er auch über die 20 Millionen verfügen, die darin enthalten sind, um eine Investition zu tätigen. Dass dieses Geld aber primär dazu da ist, um die FC Basel 1893 AG abzusichern, ist klar. Und es ist auch klar, dass sich daran nichts ändert. Und es ist natürlich die Absicht, dass unsere Investition in Indien letztlich dem FC Basel zugutekommt.»

… Novartis, Bollywood, E-Sports:

«Unsere Partnerschaft hat weder mit Novartis noch mit der indischen Filmindustrie zu tun. Den Gedanken gab es nie. Anders verhält es sich mit E-Sports. Es ist klar, dass sich diese Sparte nicht vom wunderschönen Schönenbuch bis zum wunderschönen Ammel, sondern weltweit abspielt – und dass der asiatische Markt der grösste ist. Natürlich ist eine Idee, dass sich dank unseren neu geknüpften Beziehungen auch in diesem Bereich Möglichkeiten ergeben könnten. Auch wenn die genannten Zahlen unterschiedlich sind, so ist man sich einig, dass der indische Markt diesbezüglich grosses Wachstumspotenzial besitzt – und er ist jetzt schon grösser als der europäische.»

… weitere ähnliche Investments:

«Es ist nichts im Tun, wir halten nicht Ausschau nach weiteren Clubs, und es gibt keinen Plan. Es gilt nun, Erfahrungen zu sammeln – und wir dürfen uns nicht überfordern. Aber ich sage nicht, dass wir uns verschliessen, sollten Clubs auf uns zukommen, die von unserem Wissen profitieren wollen.»

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