Presseschau

Der Rheintaler vom 09.02.2019

Thurgauer Talent geht fremd

Ambitioniert Wenn der FC St.Gallen heute um 19 Uhr auf Basel trifft, wird auch Julian von Moos im St.-Jakob-Park zugegen sein. Der Salmsacher will einst selbst im rotblauen Trikot auflaufen. Er hat die Voraussetzungen dazu.

Pascal Koster, Basel

Kurz nach 13 Uhr betreten Julian von Moos und Simon Walter, Medienchef des FC Basel, die Rotblau-Bar. Das Lokal liegt unmittelbar vor dem markanten St.-Jakob-Park, seit einem halben Jahr Arbeitsplatz des jungen Salmsachers. Von Moos wirkt ruhig, gelassen. An Medientermine hat sich der 17-Jährige offensichtlich gewöhnt. Gerade hat er zu Mittag gegessen, bestellt deshalb nur ein Glas Wasser. In breitem Thurgauer Dialekt spricht er über sein Leben in der Fussballstadt Basel.

«Den Dialekt werde ich mir wohl nie abgewöhnen, will ich ja auch nicht», sagt von Moos. Bereits als 15-Jähriger hat er seinen Heimatkanton in Richtung Zürich verlassen. Zwei Jahre trainierte er im Nachwuchs der Grasshoppers, erst in der U16, dann in der U18. Im vergangenen Sommer wechselte er mit 17 Jahren ans Rheinknie. Als der FC Basel Interesse bekundete, habe er nicht lange gezögert. Von Moos: «Es gab auch noch andere Angebote, die kamen für mich jedoch nicht in Frage. Ich will mich zuerst in der Schweiz durchsetzen.»

Auf dem Sprung in die erste Mannschaft
Der Transfer warf ziemlich hohe Wellen. Dies, weil der «Blick» eine Ablösesumme von 1,5 Millionen Franken kolportierte. Von den beiden Vereinen wurde dieser Betrag nie bestätigt. Fest steht aber: Basel hat mit von Moos viel vor. Nach der Verpflichtung des Oberthurgauers sagte Sportchef Marco Streller: «Er hat unglaublich grosses Talent. Wir möchten ihn als Teil des Kaders behutsam an die erste Mannschaft heranführen.» Seit seiner Ankunft in Basel trainiert er nun mit dem Super-League-Team. Statt mit gleichaltrigen Fussballern stand von Moos plötzlich mit einem Valentin Stocker, Fabian Frei oder Carlos Zambrano auf dem Platz. «Das war schon sehr eindrücklich. Einige habe ich noch vom Fernsehen gekannt. Nun bin ich mittendrin. Von solch erfahrenen Spielern kann ich natürlich extrem viel lernen», so von Moos.

Obwohl er seit über einem halben Jahr in Marcel Kollers Trainingsequipe mittut, reichte es von Moos noch nicht für ein Pflichtspielaufgebot. In der Promotion League hat der Ostschweizer seine Klasse jedoch schon einige Male unter Beweis gestellt. In der Hinrunde kam er auf über 800 Minuten Spielzeit, traf dabei zwei Mal. Dies stimmt den jungen Stürmer zuversichtlich. Von Moos ist überzeugt: «Wenn ich meine Entwicklung mache, meine Qualitäten weiter verbessere, werde ich irgendwann zu Super-League-Einsatzzeit kommen.»

Bemerkt wurde von Moos’ Talent längst auch im Ausland. Im Oktober vergangenen Jahres veröffentlichte die britische Zeitung «Guardian» eine Liste der 60 besten Fussballer mit Jahrgang 2001. Mit dabei: Julian von Moos. Das Blatt wurde wohl an der U17-EM in England auf ihn aufmerksam, als von Moos die Schweiz als Captain anführte. Mittlerweile spielt er in der U18- oder U19-Nationalmannschaft – je nach Kadersituation.

Vom FC St.Gallen zu den Grasshoppers
Die EM in England war bislang der Höhepunkt einer noch jungen Karriere. Begonnen hat sie beim FC Romanshorn. Mit elf Jahren verliess er seinen Stammverein und besuchte fortan die Sportschule Bürglen. Dort wurde er ins St.Galler Nachwuchsprojekt Future Champs Ostschweiz (FCO) integriert. Nach der dreijährigen Sekundarschulzeit zog es ihn weiter zu den Grasshoppers; der Rest ist bekannt. «Ich wollte noch etwas mehr gefordert werden», begründet von Moos den Wechsel der Juniorenabteilungen. Er verliess das traute Heim und war in Zürich schon früh auf sich allein gestellt. Seine Eltern, die zwei jüngeren Brüder, sieben- und dreijährig, und die Freundin sah er meistens nur noch an den Sonntagen.

«Jetzt in Basel komme ich noch weniger nach Hause. Das Pendeln geht ja viel länger», sagt von Moos. Das sei aber kein Problem. «Ich wusste, dass ich auf meinem Weg mit Einschränkungen leben muss.» Damit der persönliche Kontakt zur Familie nicht gänzlich abbricht, besucht ihn diese an ausgewählten Wochenenden. «Sie kommen zuerst an mein Spiel mit der U21, dann gehen wir gemeinsam in den St.-Jakob-Park.» Für etwas anderes als Fussball bleibt kaum Zeit.

Seinen leiblichen Vater hat von Moos übrigens nie kennen gelernt. Der Jungfussballer weiss aber: «Er ist Brasilianer.» Dies erklärt von Moos’ südländisches Aussehen – und vielleicht auch seine ausserordentlichen Fertigkeiten mit dem Ball.

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