Presseschau

Basler Zeitung vom 15.02.2019

Die Pyramide der rotblauen Macht

Welche FCB-Spieler haben das Sagen?

Von Oliver Gut

Basel. Dass Dimitri Oberlin im Januar weiterzog, fällt in der Teamhierarchie des FC Basel wenig ins Gewicht, obwohl er im Spielerrat war. Eher für eine Verschiebung sorgte der Abgang von Geoffroy Serey Die, der aufgrund seines Status und seiner direkten Art Gewicht hatte. Die BaZ präsentiert die aktuelle FCB-Hackordnung in der Rückrunde und unter Berücksichtigung der Eindrücke aus den ersten beiden Pflichtspielen 2019.

Fabian Frei

Im Vorjahr stand er im Doppelpack mit Kumpel Stocker und im Wissen um die potenzierte Wirkung der beiden Rückkehrer bereits an der Spitze. Dass der 30-Jährige dort nun alleine thront, ist auch der Tatsache geschuldet, dass nur er spielerisch Tritt gefasst hat. Hinzu kommen andere Entwicklungen: In dieser Saison Vizecaptain, führt er die Mannschaft seit August und Suchys Verletzung aufs Feld und war im vergangenen Halbjahr stets erste, geduldige Stimme einer suchenden Mannschaft. Dass er zudem auch treibende Kraft des Widerstands war, als sich die Mannschaft mit Gesprächen beim Sportdirektor und Präsidenten kritisch zum Trainer, aber auch zu anderen Vorgängen im Club äusserte, stärkt seine Position zusätzlich. Und dass er mit Marco Streller nicht mehr jasst, ändert nichts daran, dass für ihn der Weg zum Sportdirektor kurz bleibt. Als intelligenter, schlagfertiger Spieler mit rotblauer DNA wird er auch dann der erste Leader bleiben, wenn Suchy wieder spielt – und dürfte ihn beerben, sollte für den Tschechen im Sommer Schluss sein.

Marek Suchy

Der Tscheche ist Captain. Doch die Hinrunde hat seine Position geschwächt. Durch die Achillessehnen-OP hat er seit August nicht gespielt und scheint sich auch in der Rückrunde gedulden zu müssen – dies, während sich sein Vertrag im Sommer nun nicht mehr automatisch verlängert, was die Clubführung in die Position bringt, über die Zukunft des bald 31-jährigen Innenverteidigers mitzuentscheiden. Dass er nicht weiter unten steht, liegt daran, dass er seine Funktion abseits des Platzes wahrnahm – etwa in den Krisengesprächen Anfang Dezember. Und auch daran, dass er bei Mitspielern beliebt ist. Vor allem aber fehlte es zuletzt an Alternativen, wenn es um Leadership geht.

Taulant Xhaka

Auch wenn das vergangene Halbjahr sportlich nicht das seine war, steht der bald 28-jährige Kleinbasler so weit oben in der Hierarchie wie nie. Dafür gibt es weit mehr Gründe als die Tatsache, dass die aktuelle Mannschaft arm an Leadern ist: Xhaka ist im Spielerrat und derjenige Profi, der am längsten ununterbrochen beim FCB ist. Er weist sowohl rotblaue wie auch Basler DNA auf. Durch Wurzeln im Kosovo führt er die albanische Fraktion an, der Ajeti und Neuzugang Zhegrova angehören. Und er ist nach dem leihweisen Abgang von Geoffroy Serey Die im zentralen Mittelfeld der einzige Spielertyp, dessen Trümpfe Kampf, Härte und Emotionen sind, was ihn schwer entbehrlich macht.

Jonas Omlin

Der Aufstieg, den er seit seiner Ankunft im Sommer erlebt hat, ist steil: vom Backup im Tor zur klaren Nummer 1 samt Aufgebot für die Nationalmannschaft – all das trotz einer Verletzungspause. Weil der 23-Jährige noch dazu ein kommunikativer, überlegter Typ ist und dem Spielerrat angehört, steht er auch in der rotblauen Team-Hierarchie bereits weit oben. Ob es für ihn intern noch weiter raufgeht, hängt nicht zuletzt von seiner Verweildauer in Basel ab.

Ricky van Wolfswinkel

Noch im Herbst hätte man den Holländer wohl trotz gutem Draht zu Fabian Frei nicht so weit oben gesehen. Am Flügel wirkte er trotz Skorerpunkten fehl am Platz und selbst nie nicht richtig glücklich. Nach zwei Spielen der Rückrunde als Mittelstürmer (und Hattrick) ist seine Position auf dem Feld aber gestärkt. Und weil er darüber hinaus an der Seite von Frei die Beschwerdegruppe im Dezember anführte, ist der 30-jährige Routinier einer der Leader dieser Equipe – auch ohne Einsitz im Spielerrat.

Silvan Widmer

Auf dem Feld geniesst der bald 26-Jährige seit seiner Ankunft Sonderstatus, hat er doch als einziger gelernter Rechtsverteidiger im Kader keine echte Konkurrenz auf seiner Position. Daneben mag er in seinem ersten halben Jahr noch nicht der Mann für die knackigsten Interviews geworden sein, soll aber hinter den Kulissen durchaus schon bewiesen haben, dass er klare Worte finden kann. Ist ein gerader, geerdeter Typ und verdient sich mit dieser Art innerhalb der Mannschaft Sympathien und Respekt.

Valentin Stocker

Der Blick auf die Pyramide 2018 reicht, um festzustellen, dass der 29-jährige Flügel auf ein Jahr zurückblickt, in dem für ihn durch Formsuche und Verletzungen wenig nach Wunsch lief. Entsprechend klar hat denn auch sein Einfluss abgenommen. Entscheidend wird bei ihm sein, dass er auf dem Rasen wieder an die Leistungen früherer Jahre anknüpft. Dann wird das Mitglied des Spielerrats in der Hierarchie sofort wieder steigen – auch wenn er nicht unbedingt der Typ zu sein scheint, der zum ganz grossen Anführer wird.

Zurück