Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 18.02.2019

Pflicht erfüllt, Serie ausgebaut

Der FCB schlägt Sion in einem mauen Spiel und dank eines strittigen Penaltys mit 1:0

Céline Feller

Plötzlich gehen die Emotionen und die Geräuschkulisse hoch. Schiedsrichter Alain Bieri pfeift nach kurzem Zögern und nach Absprache mit seinem Linienrichter doch Elfmeter. Die Spieler des FC Sion sind gleichermassen ausser sich und verständnislos darüber, dass Bieri auf den Punkt zeigt.

Tatsächlich ist es eine sehr strittige Szene, die sich in der 42. Minute im Duell des FC Basel gegen den FC Sion abspielt. Kevin Bua eilt nach einer Flanke von Noah Okafor vor das Sittener Tor, Sion-Goalie Kevin Fickentscher klärt die Hereingabe Okafors mit seinem rechten Knie, bevor er den heranrauschenden Bua trifft und dieser zu Boden geht. «Wenn man die Spielrichtung des Balles anschaut und etwas von Fussball versteht, dann weiss man, dass das kein Elfmeter ist», kritisiert Sion-Trainer Murat Yakin den Penalty-Pfiff nach Ende der Partie hart und deutlich. Und weiter: «Diese Entscheidung war leider sehr unglücklich für uns. Es ist schade, wenn ein Spiel auf diese Art und Weise entschieden wird.» Denn der FCB nutzt die Chance und erzielt mittels strittigem Penalty das 1:0.

Die wütenden Sittener

Dass die Basler den Penalty verwerten würden, war nach den letzten Versuchen nicht klar. Vier der vier letzten Elfmeter hatte der FCB nicht in ein Tor ummünzen können. Nach den missglückten Versuchen von Ex-Basler Mohamed Elyounoussi, Fabian Frei und zwei Mal Ricky van Wolfswinkel schnappt sich dieses Mal Luca Zuffi den Ball und verwandelt absolut souverän und lässt Fickentscher keine Chance. «Ich habe mich sicher und gut im Spiel gefühlt und wollte schiessen», erklärt Zuffi, wieso er – und nicht die ebenfalls schusswilligen Kevin Bua und Zdravko Kuzmanovic – angetreten ist.

Der Elfmeterentscheid vor dem 1:0, welches gleichbedeutend mit dem Schlussresultat ist, gibt auch nach dem Abpfiff der ersten Halbzeit und nach der Partie zu reden. Nachdem Bieri die Mannschaften zur 15-minütigen Pause in die Kabinen bittet, rennt Sion-Präsident Christian Constantin aufs Feld zum Unparteiischen und beschwert sich über den in Constantins Augen ganz klaren Fehlentscheid. Auch Constantin-Sohn und Sion-Sportchef Barthélémy eilt zu Bieri und tut seine Meinung kund, genau so wie Yakin. Dieser findet aber noch eine andere Option, um seinem Missfallen Ausdruck zu geben: Statt seine Mannschaft pünktlich zu Wiederanpfiff auf den Platz zu schicken, behält er seine Spieler extra länger in der Kabine und lässt den FCB draussen warten. Von Absicht wollte er nach dem Spiel nichts wissen. Er habe schlicht «kein Zeitgefühl» gehabt, sagt er mit einem Schmunzeln.

Das fehlende Offensiv-Feuerwerk

Der Penaltypfiff ist nicht nur Streit- sondern auch Höhepunkt einer Partie, die ereignisarm ist. Zuffi verzeichnet mit seinem Treffer den allerersten Torschuss beider Mannschaften überhaupt. «Dass ich treffen konnte, war wichtig, weil wir heute aus dem Spiel heraus nicht so viele Chancen hatten», sagt Zuffi und spricht damit den Mangel an Torgefahr an. Schuld am fehlenden Offensiv-Spektakel sind sowohl die Sittener als auch die Basler Defensive, welche beide gut und kompakt stehen und dem Gegner somit wenig Raum im letzten Drittel lassen. Die beiden Offensivreihen bekunden damit grosse Mühe. Der FCB versucht sich oft mit Flanken in die gefährliche Zone, welche jedoch mehrheitlich zu ungenau gespielt sind und keinen Abnehmer finden.

Der glückliche Rückkehrer

Kurz nach der Pause kommen die Basler zwar gleich zu zwei guten Chancen, nutzen diese in Person von Silvan Widmer und Kevin Bua jedoch nicht. Sion wird erst mit zunehmender Spieldauer gefährlicher, wobei es noch immer nur an Gefahr grenzt, was die Gäste an diesem Sonntagnachmittag in der Offensive zu bieten haben. Zu harmlos und nicht zwingend genug ist die Yakin-Mannschaft bei dessem ersten Gastspiel als Trainer im Joggeli. Damit wartet der FC Sion seit 31 Meisterschaftsspielen auf einen Sieg in Basel. Beim FCB hingegen freut man sich über den ersten Heimsieg im neuen Jahr sowie das fünfte Spiel in Folge ohne Niederlage. Aber nicht nur das ist in Basel ein Grund zur Freude: Zum ersten Mal seit dem 12. August 2018 und dem damaligen Heimspiel gegen denselben Gegner wie gestern steht Marek Suchy wieder in der Startelf. Der Captain hatte seither aufgrund eines Teilrisses der Achillessehne verletzt zuschauen müssen. «Ich war voll parat für dieses Spiel. Ich trainiere bereits einem Monat wieder hundertprozentig mit der Mannschaft und fühle mich fit», so der sichtlich zufriedene Suchy über sein geglücktes Comeback. «In der Vorbereitung hatte ich noch mehr Probleme nach meiner langen Pause. Aber heute fühle ich mich gut. Spielerisch brauche ich noch etwas, aber ich merke, dass die Verletzung Vergangenheit ist.»

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