Presseschau

Schweiz am Wochenende vom 23.02.2019

Das unvermeidbare Rendezvous

Der FCB trifft auf Xamax mit Serey Die. Weil in der Schweiz verboten ist, was in anderen Ligen üblich ist

Céline Feller

Die Anfrage für ein Interview lehnt Geoffroy Serey Die höflich ab. Er wolle nichts gegen jenen Klub sagen, der ihm so viel gegeben habe über die Jahre und ihm noch viel mehr bedeute. Daher schweigt Serey Die vor dem Spiel zwischen seinem Leihklub Neuchâtel Xamax und seinem Besitzerklub Basel lieber. Lieber hätte er nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit gestanden. Und vor allem: Lieber würde er nicht spielen am Samstag. Dann gäbe es die ganzen Debatten nämlich gar nicht. Aber Serey Die wird am Samstag als Spieler von Xamax auf dem Platz stehen. Das bestätigt Xamax.

Es ist ein Szenario, das auch der FCB gerne vermieden hätte. Nachdem der Ivorer an Xamax ausgeliehen worden war, sagte FCB-Sportchef Marco Streller an einer Pressekonferenz, dass es zwischen den Klubs ein Gentlemen’s Agreement gäbe, das besagt, dass Serey Die nicht spielt gegen den FCB. Nur, und das betonte Streller ebenfalls, könne ein Einsatz-Verbot nicht im Leihvertrag festgeschrieben werden, weil die Fifa solche Klauseln untersagt. Festgehalten hat dies die Fifa in Art. 18bis Abs. 1 des Fifa-Transferreglements, welches besagt, dass «ein Klub keine Verträge eingehen darf, die dem anderen Klub (...) die Möglichkeit einräumen, in Arbeitsverhältnissen oder Transfersachen seine Unabhängigkeit, seine Politik oder die Leistung seiner Teams zu beeinflussen.»

Jede Liga, wie sie will

Philippe Guggisberg, Sprecher der Swiss Football League (SFL), bestätigt, dass in der Schweiz solche Klauseln seit 2015 untersagt sind: «Damit soll die Integrität des Wettbewerbs geschützt und Wettbewerbsverzerrung verhindert werden. Ein Besitzerklub soll einem Leihklub die Aufstellung nicht diktieren können.» Zu finden ist die Regelung im Qualifikations-Reglement für SFL-Spieler.

Doch nur weil die Fifa dies festschreibt, wäre die SFL nicht gezwungen gewesen, die Regelung zu übernehmen. «Jede Liga kann diese Regelung selbst anpassen», sagt Guggisberg. So kommt es auch, dass beispielsweise die Premier League eine gegenteilige Regel hat. Diese besagt, dass «Spieler während der Dauer einer Leihe nicht gegen ihren abgebenden Verein spielen dürfen». In der Bundesliga verhält es sich ähnlich wie in der Schweiz, nur dass im Vergleich zur Schweiz vereinzelte Nicht-Einsatz-Klauseln bestehen.

Absprachen nicht erlaubt

Diese sind laut Statuten dann nicht wettbewerbsverzer rend, wenn sie eine zwischen beiden Klubs einvernehmlich getroffene Vereinbarung sind und die Leistung eines der beiden Teams nicht beeinflusst wird. Kader von Bundesligisten seien darauf ausgelegt, dass Ausfälle einzelner oder mehrerer Spieler abgefedert werden können. Natürlich könnte man diese Argumentation auch auf die SFL übertragen. Aber zum einen «besagt die Regelung der SFL natürlich auch, dass mündliche Absprachen wie ein Gentlemen’s Agreement nicht erlaubt sind», so Guggisberg. Zum anderen wäre für Xamax ein Nicht-Einsatz Serey Dies nicht aufzuwiegen. Er war in drei Spielen zwei Mal der beste Mann und letzte Woche gar Siegtorschütze. Deshalb sagt auch sein Ex-Coach und FCB-Cheftrainer Marcel Koller: «Ich gehe davon aus, dass er beginnt. Es gibt keinen Grund, ihn draussen zu lassen.»

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