Presseschau

NZZ am Sonntag vom 24.02.2019

Basel rotiert und siegt

Bernhard Brunner, Neuenburg

Man muss es schon fast als Spektakel bezeichnen, wie der Jungtrainer Stéphane Henchoz an der Linie coachte. Mit jeder Faser seines Nervensystems verfolgte er die Spielzüge, das defensive Verschieben seiner Spieler, und sein Körper geriet jeweils leicht in Rücklage, wenn Gefahr drohte. Immer wieder versuchte der ­ehemalige Innenverteidiger von Liverpool seine Verteidiger ein wenig nach vorne zu pushen, um nicht zu tiefstehend dem Druck der Basler ausgeliefert zu sein. Einmal stand er gar kurz im Spielfeld. Würde Henchoz sagen, dass er in den ersten 45 Minuten nicht einmal mit seinen Gedanken abgeschweift sei, man glaubte es ihm. Mehr Leben in der Gegenwart geht nicht. Buddha applaudiert.

Basels Trainer Marcel Koller verhielt sich ruhiger. Er hat sich ja auch schon ein paar hundert Spiele an der Seitenlinie angeschaut. Koller rotierte das Personal. Schaute man vor Spielbeginn auf das Matchblatt, staunte man: Frei, Bua, Zuffi und auch der Hattrick-Torschütze Van Wolfswinkel, alle auf der Ersatzbank. Schonung für das wichtige Cupspiel in Sitten in drei Tagen, Aufmunterung der ein wenig Geschmähten wie Stocker oder auch Kuzmanovic. Vielleicht ein wenig von beiden Ideen. Aber Basels Spieler bestätigten nach dem Schlusspfiff, dass der Cupsieg ein grosses Ziel sei, in Basel brauche man Titel.

Xamax unter dem Trainer Henchoz ist nicht das Xamax unter dem Trainer Michel Decastel. Die Grundformation im 3-5-2-System ist in erster Priorität defensiv ausgerichtet, und der FC Basel hatte keine Torchance vor dem Führungstreffer von Stocker. Er verwertete gekonnt eine Hereingabe des antrittsschnellen Okafor. Und die Frage war: Weiss die auf die Defensive getrimmte Gruppe von Henchoz auf einen Rückstand zu reagieren? Das gelang nicht wirklich, allerdings wurde das Bemühen unterwandert durch eine Tätlichkeit des Xamax-Spielers Serey Die, der sich abseits des Spielgeschehens Basels Verteidiger Widmer vornahm. Eine Art Selbstjustiz und das Kompromittieren der Chancen der eigenen Mannschaft, nochmals Mut zu schöpfen. Okafor traf dann mit einem gefühlvoll ausgeführten Schlenzer zum 0:2.

Koller sprach von einer «Öffnung des Spiels durch das Tor von Stocker», Basels Trainer war angetan von den Stellvertretern der Stammkräfte, «wir sind diesbezüglich nun einen Schritt weiter». Und Henchoz, erstmals als Trainer in der Niederlage, sagte, dass Basel «ein anderes Kaliber» sei als Luzern und GC. Nach dem Platzverweis gegen Serey Die sei es schwierig geworden.

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