Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 25.02.2019

Koller rotiert, Serey Die sieht Rot

Fussball Der FC Basel gewinnt gegen Xamax mit 2:0, ist in Gedanken aber schon beim Cup

Jakob Weber

Geoffroy Serey Die hat Tränen in den Augen. Nachdem die FCB-Leihgabe mit seinem neuen Team Neuchâtel Xamax den Kunstrasen im Stadion Maladière betreten hat, geht er zunächst zu den alten Kollegen. Nachdem er jeden umarmt hat, läuft der Ivorer zum Gäste sektor. «Serey Die, Serey Die» rufen die mitgereisten FCB-Fans ihrem Liebling zu. Dieser klopft sich mehrere Male mit der Faust aufs Herz. Die Augen sind nass. Doch bevor eine erste Träne über seine Wange kullert, wendet er sich ab. Noch ahnt Serey Die nicht, dass dieser emotionale Tag ein übles Ende nehmen wird.

Vor dem Anpfiff gibt neben Serey Die auch die FCB-Aufstellung zu reden. Fünf Änderungen hat Trainer Marcel Koller vorgenommen. «Alle haben hervorragend trainiert. Ich kann nur elf aufstellen und hatte ein extrem gutes Gefühl, dass die das können», lautet die Begründung. Doch natürlich denkt Koller schon an den Cupviertelfinal am Mittwoch gegen Sion und schont deshalb gegen Xamax Stammspieler wie Luca Zuffi, Fabian Frei oder Ricky van Wolfswinkel.

Erste Aktion ist eine Grätsche

Mit dem Anpfiff richten sich die Augen unweigerlich wieder auf Serey Die. Erst berührt er fünf Minuten keinen Ball, dann grätscht er in letzter Sekunde einen Schuss von Albian Ajeti weg und rettet sein Team vor dem Rückstand. Fünf Minuten später springt Serey Die mit offener Sohle in Raoul Petretta. Sein erstes von insgesamt fünf Fouls. Nach 16 Minuten taucht der Xamax-Hoffnungsträger erstmals in der gegnerischen Hälfte auf. Er schickt Valentin Stocker mit einer Finte in die Walachei und donnert den Ball dann aus mehr als 25 Metern knapp am Tor vorbei. Ein Raunen geht durchs Stadion, dann wird es ruhig um den Ivorer.

Basel hat den Ball, aber nur die Konterchancen von Xamax sorgen für Gefahr. Die FCB-Führung in der 35. Minute kommt deshalb unerwartet. Noah Okafor bricht über links bis zur Grund linie durch, flankt den Ball punktgenau zur Mitte, wo Stocker den linken Fuss hinhält und den Ball volley im Winkel unterbringt. «Das 1:0 war der Dosenöffner», sagt der Torschütze nach dem Spiel. Beim Jubel ist Stocker die Erleichterung und die persönliche Genugtuung nach seinem ersten Saisontreffer anzusehen.

Durch den Rückstand spielt Xamax nach der Pause offensiver. Dem FCB kommt das gelegen. Doch Okafor und Stocker treffen nur Aluminium und die Kollegen verpassen weitere gute Möglichkeiten. Und was macht Serey Die so? Er fällt nur noch durch Fouls auf. Erst wird er von Marek Suchy übel von den Beinen geholt, dann tritt er dem am Boden liegenden Stocker nach einem eigenen Foul absichtlich, aber ungeahndet in den Rücken.

In der 68. Minute brennen ihm die Sicherungen dann komplett durch. Weil Silvan Widmer beim Schiedsrichter nach einem erneuten Foul von Serey Die die gelbe Karte fordert, springt er ihm wie von der Tarantel gestochen mit der Faust an die Gurgel. Widmer fällt und blutet an der Zunge, Serey Die fliegt vom Platz und sprintet in die Katakomben. Ein unrühmlicher Abschied von einem Spiel, das er wegen seiner Liebe zum FCB ursprünglich gar nicht machen wollte. Doch Xamax nahm keine Rücksicht.

Nach dem Platzverweis lässt Rotblau nichts mehr anbrennen. Nur zwei Minuten später zwirbelt Okafor den Ball aus mehr als 20 Metern sehenswert in den Winkel. 2:0. Pflicht erfüllt. Während sich der FCB über den Auswärtssieg freut, sitzt ein Serey Die irgendwo im Bauch des Stadions. Reden will er nicht. Zu gross ist die Enttäuschung, zu gross das Gefühlschaos.

Die Qual der Wahl für Koller

Während das Spiel vorbei ist, geht Kollers Taktik-Poker in die zweite Runde. Durch die gute Leistung seiner «Ersatz-Elf» steht der Trainer vor einer schwierigen Aufgabe. Wen stellt er im richtungsweisenden Cupduell gegen Sion auf? Ein Sieg ist ein Muss, wenn der FCB in dieser Saison noch einen Titel gewinnen will.

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