Presseschau

Basler Zeitung vom 28.02.2019

Schmerz lässt nach

Der FCB liegt in Sion erst am Boden – und zieht dann mit einem grossen Comeback in die Cup-Halbfinals ein

Von Oliver Gut, Sion

Als Jonas Omlin in der 78. Minute unter einem Grgic-Corner durchsegelt und sich der Ball hinter ihm ins Netz senkt, scheint alles vorbei. Der FC Basel liegt 0:2 zurück in diesem Cup-Viertelfinal, ist ausgeschieden. Und die Saison ist damit irgendwie gelaufen, noch bevor es März ist. Der zweite Platz in der Meisterschaft wird das höchste der Gefühle sein – und auch wenn in der Super League noch ganz viele Runden zu spielen sind, so ist der Kampf um diesen nichts, dem sich entgegenfiebern lässt. Kurz: Der FC Basel ist am Boden.

Doch als Schiedsrichter Stephan Klossner die Partie in Sion abpfeift, ist nichts so, wie es in der 78. Minute ausgesehen hat. Sondern erleben die Spieler des FC Basel die schönsten Gefühle der bisherigen Saison. 120 statt der erwarteten 90 Minuten sind gespielt – und der rotblaue Anhang feiert seine kickenden Helden, die am Boden liegend aufgestanden sind, um ein grosses Comeback zu zeigen: Vom späten 0:2 zum noch späteren 2:2 – und dann in der Verlängerung zum 4:2-Triumph, der den Einzug in die Cup-Halbfinals bringt.

Es ist eine Art von Auferstehung, wie sie sich in einer lange Zeit bescheidenen und dann scheinbar entschiedenen Begegnung nicht abgezeichnet. Und es ist eine Art von Auferstehung, an dem ein Trio entscheidenden Anteil hat, das bis vor kurzem einen ausserordentlich schweren Stand zu haben schien.

Den Anfang macht Albian Ajeti. Im Herbst galt er noch als gesetzt, seit der Rückrunde ist er nur noch Stürmer Nummer 2. Auch in Sion sitzt er erst auf der Bank, bis sich sein Konkurrent Ricky van Wolfswinkel verletzt und in der 32. Minute raus muss. In der 82. Minute verwertet Ajeti einen schönen Steilpass Fabian Freis und haucht so sich selbst und der Mannschaft wieder Leben ein. Als der Abend vorbei ist, darf er sich neben seinem Tor auch noch zwei Assists gutschreiben, mit denen er in der Verlängerung seinen Beitrag leistet.

Diese beiden Assists münzt Valentin Stocker in Tore um. Der Mann, der bis zum vergangenen Wochenende und seinem Treffer in Neuchâtel seit seiner Rückkehr nach Basel im Januar 2018 vor allem durch Verletzungen und missglückte Aktionen aufgefallen war, trifft in der 102. Minute per sehenswertem Distanzschuss zum 3:2 und schliesst in den letzten Sekunden einen Konter kühl zum 4:2 ab, womit er für den FCB in einer Partie, die auch für ihn auf der Ersatzbank begonnen hat, als Matchwinner beendet.

Und auf der Bank, da ist auch Zdravko Kuzmanovic gesessen. Als er in der 82. Minute reinkommt, hat Ajeti soeben den Anschlusstreffer erzielt. Es folgt: Kuzmanovic-Pass auf Kuzmanovic-Pass. Und ein weiterer Kuzmanovic-Pass in den Lauf von Noah Okafor. Der Rest ist ein Sprint, ein Foul, ein Pfiff – und ein Elfmeter, den Luca Zuffi in der 88. Minute verwertet.

Es ist der Neuanfang in eine Partie, die dem FC Basel einen denkwürdigen Abend beschert. Ein Abend, an dem die vielen Schmerzen, die diese Partie und diese Saison bereits beschert hat, nachlassen. Und an deren Ende die Feststellung steht: Der FCB kann doch noch wichtige Partien gewinnen – etwas, das zumindest unter Trainer Marcel Koller noch nie gelungen ist.

Dass dieser Trainer zuvor gesagt hat, dass dieser Cup-Viertelfinal nicht von besonderer Bedeutung sei, wird ihm jetzt, da sie gewonnen ist, wohl ein Schmunzeln wert sein. Es geht weiter am Sonntag in der Meisterschaft – aber vor allem geht es weiter im Cup.

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