Presseschau

Basler Zeitung vom 28.02.2019

Die Geschichte wiederholt sich

FCB-Mittelfeldspieler Valentin Stocker avanciert in Sion wieder einmal zum Matchwinner

Von Dominic Willimann, Sion

Das 4:2 war das i-Tüpfelchen. Als Valentin Stocker kurz vor Ablauf der 120 Minuten im mit 9000 Zuschauern nur bescheiden besetzten Tourbillon zum Endstand einschob, bedeutete dies das Ende einer Galavorstellung des Kriensers. Das erste Ausrufezeichen setzte der 29-Jährige in der ersten Hälfte dieser Overtime, da er nach einem Rückpass von Albian Ajeti seine ganze Energie in diesen Schuss setzte, der unhaltbar für Sion-Keeper Kevin Fickentscher unter der Querlatte im Netz zappelte.

3:2 Stocker, 4:2 Stocker – am Ende eines aufwühlenden Abends war es der eine von zwei Innerschweizern in Rotblau, der den groben Patzer des anderen FCB-Innerschweizers, Jonas Omlin, der den Gast mit 0:2 in Rücklage brachte, korrigieren konnte. Omlin war des Lobes voll über diesen Stocker-Auftritt. «Er hat richtig auf dieses Spiel gebrannt.» Und wurde für seine beherzte Leistung belohnt.

Eine Leistung, die an den April 2013 erinnerte. Damals avancierte Stocker im Wallis ebenso zum Mann des Spiels. Beim 1:0-Erfog des FCB über Sion im Cuphalbfinal traf der Mittelfeldspieler nach einem Assist von Marco Streller per Kopf. Die Geschichte wiederholte sich am späten Mittwochabend im Februar 2019 also.

Das Besondere an dieser Story ist aber, dass der Krienser vorerst für diesen Viertelfinal im Schweizer Cup gar nicht vorgesehen war. Nachdem er zuletzt in der Super League gegen Xamax in der Startaufstellung gestanden hatte und das Vertrauen von Marcel Koller mit einem umjubelten Tor rechtfertigte, musste er in Sitten zu Beginn auf der Bank Platz nehmen. Doch eine Knieverletzung von Kevin Bua zwang den Basler Trainerstaff schon früh zu Umstellungen – Stocker ersetzte bereits nach einer halben Stunde den Romand auf links. Eine Aufgabe, die für ihn anspruchsvoll war.

Stocker, der Motivator
Dreimal war Stocker zuletzt am Oberschenkel verletzt, diese Rückschläge zwangen ihn immer wieder zu Pausen. Nun aber war er just in diesem wichtigen Spiel gefragt – und am Ende einer aufwühlenden Partie jener Leistungsträger, der den Unterschied ausmachte. Mit Stocker kam nicht nur die Routine auf den Rasen, es kamen auch die Emotionen. Stellvertretend dafür war die Szene vor der Verlängerung, da er seine Mitspieler nochmals lautstark zu motivieren versuchte. «Ich habe sie gepusht», erzählte Stocker. Emotional hätte der FCB das Momentum plötzlich auf seiner Seite gehabt «Nach dem 0:2 sprach nicht mehr viel für uns», sagte Stocker, «doch als Luca (Zuffi; die Red.) zum Ausgleich einschoss, gab uns dies Moral.»

Zudem spielte dem Super-League-Zweiten in die Karten, dass nebst Stocker weitere erfahrene Akteure wie Fabian Frei oder Marek Suchy auf dem Rasen standen, die sich solch enge Cupspiele gewohnt sind. Stocker sagte: «Diese Routine hat uns bestimmt geholfen.»

Schliesslich war es eben Stocker einer dieser Routiniers, der den FCB in den Halbfinal schoss – nachdem er in der regulären Spielzeit schon einmal beinahe zum Torschützen avanciert hatte. «Einfach geil», sei diese Verlängerung mit seinen beiden Treffern, sagte der Matchwinner, der sich in der nächsten Runde am liebsten den SC Kriens wünscht. Jenen Vertreter also, bei dem er fussballerisch gross geworden ist. Egal wie der Gegner heisst: Der steht in der Runde der letzten Vier dieses Wettbewerbs.

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