Presseschau

Basler Zeitung vom 04.03.2019

Die Hierarchie ist zementiert

Mit einem 3:1-Heimsieg über den FC Thun setzt sich der FCB im Kampf um Platz zwei ab

Von Oliver Gut

Basel. Wer sich vor diesem Wochenende noch gefragt hat, wie die Hierarchie im Schweizer Fussball aussieht, der hat eine klare Antwort erhalten. Die Nummer 1 ist der BSC Young Boys, der seine Partien auch dann gewinnt, wenn er erst in der Nachspielzeit trifft. Und die Nummer 2 ist beinahe ebenso klar der FC Basel, der alles, was hinter ihm liegt, besiegt, wenn er einigermassen in Normalform auftritt. Die Tabelle zeigt nach 23 Runden ein deutliches Bild: Als Zweiter hat der FCB noch immer 19 Punkte Rückstand auf YB – aber inzwischen auch sieben Zähler Vorsprung auf den FC Thun.

Die Hierarchie ist damit zementiert. Und sie ist es auch deshalb, weil das Basler Messen mit den Berner Oberländern am Sonntag ein deutliches Bild zeigt: Der FCB besiegt den ärgsten Rivalen um den zweiten Qualifikationsplatz zur Champions League im eigenen Stadion souverän mit 3:1 – und kontrolliert den Gegner dabei fast ausnahmslos.

Man darf ruhig anmerken, dass das Bild womöglich unklarer wäre, müsste der mit bescheidenen finanziellen Mitteln operierende FC Thun bei seinem Gastspiel nicht auf fünf Stammkräfte verzichten. Glarner ist gesperrt. Hediger, Karlen und Tosetti sind verletzt. Und Liga-Torschützenleader Sorgic ist angeschlagen, weswegen er lange auf der Ersatzbank bleibt. Es ist ein Substanzverlust, den keine Mannschaft einfach so wegsteckt – und den die Thuner mit ihrer bescheidenen Kaderbreite kaum verkraften, weswegen sie sich in Basel ungewohnt zahm und fehleranfällig präsentieren.

So schiesst der FCB die wegweisenden Treffer so, wie man es von ihm unter Marcel Koller eigentlich nicht kennt: Das 1:0 durch Ricky van Wolfswinkel in der 16. Minute kommt durch eine hohe Balleroberung des Holländers zustande, der ein schlechtes Zuspiel von Thun-Goalie Faivre auf Kablan vorangeht. Das 2:0 ist ein schnell vorgetragener Gegenstoss, den Albian Ajeti nach einem Pass Valentin Stockers abschliesst. Und auch bei Luca Zuffis 3:0 dürfen sich die Rotblauen so vors Tor kombinieren, wie es die Thuner an einem starken Tag wohl kaum zulassen würden.

Grosse Differenz
Man darf auch anmerken, dass die Partie für den FCB zumindest um einiges mühsamer sein könnte, würde Schiedsrichter Fähndrich dem Gegner in der 4. Minute korrekterweise einen Elfmeter zusprechen (vgl. «Der Aufreger»). Allerdings ist es genauso richtig, wenn Thun-Trainer Marc Schneider sich nach der Begegnung keineswegs gross darüber beklagt und schon gar nicht behauptet, seine Mannschaft hätte deswegen in Basel ein besseres Resultat erzielt. Auch er hat gesehen, dass die Differenz zwischen dem Zweiten und dem Dritten der Tabelle an diesem Tag insgesamt gross gewesen ist.

Sein Antipode Marcel Koller nimmt zufrieden zur Kenntnis, dass seine Mannschaft damit seit acht Pflichtspielen unbesiegt ist und dabei sieben Mal gewonnen hat. Er hat zudem am Mittwoch mit dem Cup-Viertelfinal in Sion auf emotionale Weise erstmals ein wichtiges Spiel als FCB-Trainer für sich entschieden. Und er stellt fest, dass die Mannschaft stabiler und zielstrebiger agiert als noch im Herbst. «Bei der Verwertung der Chancen können wir aber noch zulegen.»

Wohin das bis zum Ende der Saison führt, hängt wohl stark vom Cup-Wettbewerb ab. Denn wer in der Liga auf den zweiten Schlussrang des FC Basel wettet, wird dafür spätestens nach diesem Sonntag keine lukrative Quote erhalten.

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