Presseschau

Berner Zeitung vom 04.03.2019

Nichts gewonnen, nichts zerronnen

Fussball Stark ersatzgeschwächt ist der FC Thun beim FC Basel chancenlos und verliert 1:3. Die Oberländer können die erste Niederlage in der Rückrunde verkraften.

Dominic Wuillemin

Als das Spiel in Basel beendet ist und das Heimteam den Rasen unter Applaus der Muttenzer Kurve verlässt, stehen Dennis Hediger und Dejan Sorgic leicht abseits an der Seitenlinie und unterhalten sich. Der eine ist der Captain, der nun statt Verantwortung auf dem Platz Krücken und Beinschiene trägt – nach Kreuzbandriss fällt er die restliche Saison aus. Der andere ist der Topskorer, der nach einer Stunde, beim Stand von 0:2, eingewechselt wurde, als nur noch unerschütterliche Optimisten an eine Wende glaubten.

Thuns Trainer Marc Schneider begründet Sorgics Nichtnomination mit dem strengen Programm, das gestrige Spiel war das dritte innert acht Tagen. Er sagt, es wäre russisches Roulette gewesen, Sorgic von Beginn an einzusetzen. Auch, weil der Topskorer eine kräftezehrende Spielweise pflegt und verletzungsanfälliger ist als andere. «Das Risiko, ihn zu verlieren, wollte ich nicht eingehen. Schliesslich können wir ihn nicht ersetzen.»

So gehen die Oberländer zwar leer aus, aber immerhin: Sie tragen keinen nachhaltigen Schaden davon. Ihr Vorsprung auf Rang 4 beträgt immer noch komfortable fünf Punkte. Und nächsten Sonntag, wenn sie den FCZ empfangen, dürften neben Sorgic und Stefan Glarner – der Ersatzcaptain fehlte gesperrt – auch die angeschlagenen Kreativspieler Grégory Karlen und Matteo Tosetti wieder von Beginn an spielen können.

Faivres Geschenk
Schneider ist in diesen Minuten, in denen er das Spiel im Medienzentrum des St.-Jakob-Parks analysiert, kein enttäuschter Trainer. Er hält seinem Team zugute, dass es sich nicht an eine Wand habe spielen lassen. «Wir müssen realistisch bleiben», sagt Schneider. «Mit solchen Absenzen können wir nicht nach Basel fahren und mal ebenso Punkte mitnehmen.»

Dafür hätte es mindestens ein Quäntchen Glück gebraucht. Doch schon nach vier Minuten zeichnete sich ab, dass es nicht der Nachmittag der Thuner werden würde. Basels Torhüter Jonas Omlin war aus dem Tor geeilt, hatte bei seinem Klärungsversuch aber nicht den Ball, sondern Mittelfeldspieler Kevin Bigler an den Kopf getroffen. Statt auf Penalty zu entscheiden, liess der Schiedsrichter weiterspielen, statt 1:0 für Thun hiess es bald 1:0 für das Heimteam. Goalie Guillaume Faivre brachte Aussenverteidiger Chris Kablan mit einem Pass in Bedrängnis, Basels Stürmer Ricky van Wolfswinkel sagte Danke und bezwang Faivre mühelos. Von einem Geschenk spricht Thuns Torhüter. Er bilanziert: «Uns wollte nicht viel gelingen.»

Zum Verdikt passt, dass Bigler kurz nach dem 0:1, noch benommen von Omlins Intervention, mit Verdacht auf Hirnerschütterung ausgewechselt werden musste und wiederum nicht viel später die Basler ihre Führung ausbauen konnten: Diesmal patzte Innenverteidiger Miguel Rodrigues, der unbedrängt einen Fehlpass spielte. Den Konter aus der eigenen Hälfte heraus schloss Albian Ajeti mit dem 2:0 ab.

Rodrigues’ Premiere
Da war eine halbe Stunde gespielt und die Partie gefühlt schon entschieden. «Wir trauten uns zu wenig zu», sagt Sven Joss, der hinten links noch einer der Besseren war. Sein Trainer nennt das Nichtgeben des Penaltys einen Fehlentscheid. Jedoch sei es zu diesem Zeitpunkt 0:0 gestanden. «Wir verloren, weil wir es dem Gegner zu einfach machten.» Sinnbildlich dafür ist, wie das dritte Gegentor fiel: Obwohl gleich drei Thuner in der Nähe standen, hatte Ajeti keine Mühe, Zuffi im Strafraum freizuspielen.

Immerhin ein Thuner wird das gestrige Spiel nicht so rasch vergessen: Der 22-jährige Rodrigues erzielte noch das 1:3, es war sein erstes Tor überhaupt auf Profistufe.

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