Presseschau

NZZ vom 04.03.2019

Die Zukunft ist schon anderswo

Inside/Offside

Benjamin Steffen · Es war eine frühe Seltsamkeit in der neuen Zeitrechnung des FC Basel. An der Pressekonferenz vor der Saison 2017/18 nahm auch Dominik Schmid teil, 19 Jahre alt, nach dem Umbruch in der FCB-Führung in die erste Mannschaft aufgerückt. Nur wenige kannten ihn, erst einen Einsatz mit dem Fanionteam wies Schmid auf, er hätte doch Interesse wecken sollen – woher? Warum? Wie gut? Doch als die Pressechefin fragte, ob jemand eine Frage habe an Schmid – da blieb es still im Saal. Der FCB versuchte Schmid als Zeichen des Aufbruchs zu verkaufen, als Beweis, dass das Versprechen eingelöst wird, verstärkt auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu setzen. Irgendwie. Die Basler redeten Schmid stark, im zweiten Meisterschaftsmatch spielte er 57 Minuten lang im zentralen Mittelfeld. Schmid also sollte der FCB-Offensive Leben und Zukunft geben, wie Afimico Pululu oder Neftali Manzambi, die als Back-up-Stürmer in die Saison gingen, 18 und 20 Jahre alt. Und das grösste Thema an der Pressekonferenz: Dimitri Oberlin, 19. Ihn hatte der FCB soeben verpflichtet, laut dem Sportdirektor Marco Streller «ein sehr begehrtes Talent in ganz Europa», das in die Philosophie passe, «jung, schnell, beweglich, torgefährlich».

Von Noah Okafor, damals 17, sprach niemand. Heute hat er alle überholt.

Nach dem 57-minütigen Einsatz im zweiten Meisterschaftsmatch spielte Schmid in der Super League nie mehr von Anfang an. Im Winter 2017/18 liehen ihn die Basler an Lausanne aus, kürzlich folgte das nächste Leihgeschäft, Schmid zog weiter nach Wil. Oberlin spielt inzwischen leihweise bei Empoli, einem Abstiegskandidaten in der Serie A, Pululu leihweise bei Xamax, einem Abstiegskandidaten in der Super League, Manzambi leihweise bei Córdoba, einem Abstiegskandidaten in der zweithöchsten spanischen Liga.

Okafor verbucht nach 15 Super-League-Spielen zwei Tore, einen Treffer mehr als Pululu (12 Meisterschaftsspiele für den FCB), Manzambi (9) und Schmid (4) zusammen. Am Mittwoch leitete er die Wende zum Sieg im Cup-Spiel gegen den FC Sion ein, am Donnerstag unterschrieb er einen neuen Vertrag bis 2023, am Sonntag stand er auch beim 3:1 gegen den FC Thun in der Startformation.

Die anderen vier leihen ihre Gesichter anderen Projekten aus. Sie standen für die erste Zukunft des neuen FCB und sind schon wieder Vergangenheit. Aber sie sind gute Werbung gewesen, danke.

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