Presseschau

Basler Zeitung vom 04.03.2019

Die Woche des Albian Ajeti

Nach dem Cupspiel in Sion poliert der Angreifer gegen Thun seine Bilanz weiter auf

Von Dominic Willimann

Basel. Eigentlich schien der Ball bereits hinter der Linie. Doch Thuns Goalie Guillaume Faivre warf sich mit seiner ganzen Masse in diesen Abschluss von Albian Ajeti aus kurzer Distanz und verhinderte damit das vierte FCB-Tor. Zwar ereignete sich diese Szene in der 88. Minute, als die Partie im spärlich besetzten St.-Jakob-Park längst entschieden war – und dennoch hatte sie eine gewisse Symbolik.

Ausgerechnet Ajeti, der bereits drei Zeigerumdrehungen vorher aus aussichtsreicher Position scheiterte, brachte das Spielobjekt nach einem mustergültigen Zuspiel von Ricky van Wolfswinkel nicht im Tor unter. In der ersten Saisonhälfte galt der Liga-Topskorer der letzten Saison als derjenige Spieler der Super League, der am meisten Grosschancen versemmelte (15). Gleichzeitig schoss keiner häufiger aufs Tor als der 22-Jährige (63-mal). Das wiederum besagt, dass Ajeti die Rangliste jener Spieler anführte, die weniger treffen, als sie es laut Statistik tun sollten. Die Zahlen, die aus dem System der Sportanalytikfirma Opta herausgefiltert wurden, sprechen also nicht unbedingt für die Nummer 22 des FCB.

Ein holpriger Start ins 2019
Doch mit dem Spiel gegen Thun hat Ajeti seine Bilanz aufbessern können. Einen Assist und einen Treffer durfte er sich gutschreiben lassen und knüpfte damit nahtlos an seinen Auftritt vom Mittwoch in Sion an. Auch im Tourbillon glänzte der Mittelstürmer. Mit seinem Tor und seinen zwei Assists hatte er massgeblichen Anteil am 4:2-Erfolg der Basler im Wallis. In zwei Partien hat Ajeti also zwei Tore erzielt und drei vorbereitet. Zweifelsohne: Es war die Woche des Albian Ajeti.

Dabei spielte der Nationalspieler in den Überlegungen von Marcel Koller bis zum Sion-Spiel nur eine untergeordnete Rolle. In Meisterschaft wie Cup stand Ajeti im Februar nie in der Startaufstellung. Den Vorzug erhielt Van Wolfswinkel, der nach seinem vom Trainer beorderten Ausflug an den Flügel wieder auf seine angestammte Position in der Sturmspitze zurückkehren durfte. Und der Holländer machte gleich beim Auftakt in Zürich beste Werbung in eigener Sache: Drei der vier Basler Treffer gegen den Grasshopper Club gingen auf sein Konto. Und liessen Ajetis Ambitionen auf einen Stammplatz in weite Ferne rücken.

Ajeti war also nur zweite Wahl. Bis sich Van Wolfswinkel in Sion verletzte und durch Ajeti ersetzt wurde. «Es war wirklich eine sehr gute Woche», blickte Ajeti auf die jüngsten Geschehnisse zurück. Selbst gegen Thun hätte der FCB das Spiel stets im Griff gehabt, «obwohl wir nicht immer Vollgas gaben». Das war dem Umstand geschuldet, dass die Basler 120 anstrengende Cupminuten in den Beinen hatten. «Doch die neue Sicherheit, die wir nun ausstrahlen, gibt uns Selbstvertrauen», sagt Ajeti.

Er selbst hat nach seinem Liga-Treffer Nummer 10 zu alter Stärke zurückgefunden. Dass er gegen Thun zusammen mit Van Wolfswinkel auflaufen durfte, interpretierte er als Bereicherung für das Basler Offensivspiel: «Dass beide auf dem Platz standen, war super.» Beide hätten genügend Argumente geliefert, um von Beginn an zu spielen. Ajeti wie Van Wolfswinkel führen die teaminterne Torschützenliste mit je zehn Liga-Toren an. Er selbst habe sein Reservisten-Dasein akzeptiert und sei jetzt «nur glücklich, weil wir gewinnen».

Da spielt es also auch keine Rolle, wenn Ajeti mal vor dem Tor seine Aufgabe nicht erfüllt – wie eben in der 88. Minute gegen Thun. Auch wenn der Angreifer sagt: «Den hätte ich tatsächlich machen müssen.»

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