Presseschau

NZZ vom 01.04.2019

Einsame Höhen

Basel und YB als ökonomische Super-League-Leader

Peter B. Birrer

Noch vor einem Jahr informierte der Präsident des FC Basel die Medien im St.-Jakob-Park höchstpersönlich über die finanzielle Lage. Bernhard Burgener sprach 90 Minuten lang über das Fussballgeschäft, über dessen Faszination, über Tücken, Fallgruben, über Volatilität. Er wollte nicht mehr aufhören und personifizierte die Basler Transparenz, die bereits unter seinem Vorgänger Bernhard Heusler hochgehalten worden war.

Basel hatte jeweils gut lachen, weil die Zahlen tiefschwarz waren und alles sprengten, was die oftmals defizitäre Super League sonst zu bieten hat. 2019 ahmte der FC Basel YB nach und stellte am Samstag, nur einen Tag nach den Bernern, die ökonomische Bilanz 2018 online. Vorerst ohne weiteren Kommentar. Dabei hat auch Basel nichts zu kaschieren, einmal mehr nicht, obschon 2018 nicht als ruhmreiches Jahr in die Klubgeschichte eingegangen ist.

Erstmals präsentiert der FCB den Abschluss konsolidiert, das heisst mit der Holding, dem Fussball- und dem Stadionbetrieb. Deshalb bieten sich Vergleiche mit YB an. Die Gesamteinnahmen in Basel kitzeln die 100-Millionen-Grenze, die im Rekordjahr 2016 allein mit dem Fussballgeschäft mit 132 Millionen klar durchbrochen worden war. Das YB-Haus generierte letztes Jahr mit 80 Millionen Franken wesentlich weniger.

Die Rechnungen in Basel und Bern ähneln sich im Sponsoring und im Ticketing. Doch in den Domänen Transfers und Europacup sind die Differenzen erheblich. Das zeigt, wie gross die Hebelwirkung sein kann. Basel hatte wenig Europacup-, dafür viel Transfererlöse. In Bern war es umgekehrt: viel Champions League, wenig Transfers. Da wurde beiderorts reichlich Geld eingenommen, worüber die Konkurrenz der Super League nur staunen kann.

Beinahe hätte der FC Basel unter Burgener mit dem Transfer-Nettoerlös von 35 Millionen Franken das Rekordjahr 2016 getoppt, als Spielerverkäufe vor allem dank Mohamed Elneny (Arsenal) und Breel Embolo (Schalke) netto 38 Millionen Franken einbrachten. Mit den Transfers von Manuel Akanji (Dortmund), Tomas Vaclik (Sevilla) und Mohamed Elyounoussi (Southampton) stiegen die Erlöse 2018 brutto auf über 50 Millionen Franken. Netto sieht es deshalb anders aus, weil Spieler wie Dimitri Oberlin und Silvan Widmer nicht zum Discountpreis zu haben waren. Die Transferbilanz Burgeners ist herausragend, doch zu bedenken ist, dass er für Personal aus der Ära seines Vorgängers Heusler Erlöse erlangte und sportlich Terrain verlor, weil die Abgänge offensichtlich nicht kompensiert wurden.

Demgegenüber nährte sich YB (noch) nicht auf dem Transfermarkt, sondern in der Champions League, die 29 Millionen einbrachte. In Basel steht der Europacup mit 3 Millionen Franken zu Buche. Das sind 28 Millionen weniger als im Champions-League-Jahr 2017. Daraus lässt sich ablesen, was es bedeuten würde, sollte YB oder der Meisterschaftszweite 2019 in die Königsklasse einziehen – oder eben nicht. Einem Versprechen kommt Burgener nach: Er reduziert die Lohnsumme. Sie sank zwar im Vergleich zu 2017 nur unwesentlich auf 52,3 Millionen. Aber da diesmal in der Rechnung mehr Personal berücksichtigt ist, wurde die Mannschaft günstiger, obschon der Trainerwechsel von Raphael Wicky zu Marcel Koller Millionen kostete.

YB beziffert den Personalaufwand mit 36,6 Millionen Franken, den Stadionbetrieb eingerechnet. Basel gibt für die erste Mannschaft deutlich mehr Geld aus als YB, was auf höhere Löhne, aber auch auf mehr Personal zurückzuführen ist. Während sich die summierten Vollzeitstellen in der Administration (Fussball und Stadion) mit 53 (Basel) zu 56 (YB) etwa die Waage halten, sind das Team und dessen Staff in Basel (65) weit umfangreicher als in Bern (38).

Kennzahlen der Jahresrechnung 2018 des FC Basel und von YB

Angaben in Millionen Schweizerfranken

Basel YB
Stadioneintritte 22,8 23,1
Sponsoring/Werbung 9,8 8,8
Uefa-Wettbewerbe 3,3 29,1
Transfereinnahmen 51,7 8,1 1
Gesamteinnahmen 99,1 80,1
Personalaufwand 52,3 36,6
Transferausgaben 16,4 – 2
Vergütungen an Agenten 4,9 0,8
Gesamtausgaben 97,7 62,8
Jahresgewinn 1,7 17,4
Vollzeitpensen Geschäftsstelle 53 56
Spieler/Staff 1. Mannschaft 65 38

1 keine genauen Angaben, der Transfergewinn ist Teil dieses Postens

2 keine Angaben QUELLE: FCB, YB

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