Presseschau

Basler Zeitung vom 01.04.2019

Mit der richtigen Waffe

Beim 1:0 in Luzern erzielt Marek Suchy den Siegtreffer spät, nachdem Rotblau schon vor der Pause jubelte –vergebens.

Dominic Willimann, Luzern

Am Sonntag ging in der Messe Luzern die internationale Waffensammler-Börse zu Ende. Nur wenige Meter neben diesem renommierten Treffpunkt für Liebhaber von Kampfgeräten war der FC Basel am Samstag ebenfalls auf die richtigen Waffen angewiesen, um das Bollwerk des FC Luzern zu knacken. Die Gastgeber standen tief, der FCB fand kaum Lösungen, sich im Angriff zu entfalten. Am Ende waren deshalb die Standardsituationen die richtige Waffe, die dem Gast den Sieg in einem Spiel brachte, das mehr vom Kampf denn von der spielerischen Klasse lebte.

Allein das Eckball-Verhältnis von 10:0 zugunsten des Gasts spricht eine klare Sprache. «Es ist bezeichnend für diese Partie, dass sie nach einem stehenden Ball entschieden wurde», sagte Luzerns Goalie David Zibung.

Die spielentscheidende Szene ereignete sich zu einem Zeitpunkt, als vieles auf ein torloses Remis hindeutete. Nach einem Foul von Luzerns Verteidiger Lucas schnappte sich der eingewechselte Ricky van Wolfswinkel den Ball und setzte den Freistoss wuchtig an den Pfosten. Marek Suchy stand richtig und traf den Abpraller perfekt. Zibung war ohne Chance. Gespielt waren 80 Minuten.

Seine Mannschaft habe zu viele Standards rund um das Tor zugelassen, monierte Thomas Häberli, der seine erste Niederlage als Luzern-Trainer hinnehmen musste. Ganz anders war die Gefühlslage bei Marcel Koller, der zum zehnten Mal en suite in der Super League mit Rotblau nicht verloren hat. «Ich habe von uns ein gutes Spiel gesehen», sagte Koller, auch wenn in den ersten 45 Minuten einige Unkonzentriertheiten zum einen oder anderen vermeidbaren einfachen Ballverlust geführt hatten. Einziges Manko bei Rotblau über das ganze Spiel gesehen: die mangelnde Chancenauswertung.

Vor allem nach dem 1:0, als Luzern mit so viel Vehemenz wie nie zuvor die Offensive suchte, hätten die Basler noch was fürs Torverhältnis machen müssen – doch van Wolfswinkel wie auch Noah Okafor scheiterten kläglich aus bester Position.

Das Tor, das keines war

Mehr zu reden als diese Chancen oder Suchys Siegtreffer gab ein Tor in der ersten Halbzeit, das erst eines war – und dann doch wieder nicht. Was war geschehen? Dem FCB wurde in der 36. Minute ein Freistoss zugesprochen. Die Basler verlangten den notwendigen Abstand der Luzerner Mauer, Schiedsrichter Nikolaj Hänni zeichnete diesen mit dem Spray an. Als die Gastgeber sich in der Defensive noch sortierten, legte Zdravko Kuzmanovic den Ball, den er in der Hand hielt, rasch auf den Boden, und Luca Zuffi flankte zur Mitte, wo Albian Ajeti praktisch ohne Gegenwehr einköpfen konnte.

Hänni erkannte den Treffer an, um ihn ein paar Sekunden später wieder zu annullieren. «Ich habe meinen Fehler umgehend korrigiert», sagte der 43-Jährige.

Sein Pfiff, um den Ball freizugeben, blieb aus, was der Unparteiische aber erst bemerkte, als es bereits zu spät war (siehe Box). Aufseiten der Basler war das Unverständnis gross. «Das war schwierig zu akzeptieren», sagte Suchy, und Koller bedauerte, dass er sich nur kurz über das Gelingen der einstudierten Standardsituation freuen durfte.

Grund zur Zufriedenheit durfte er dennoch haben. Seine Rochaden nach der zweiwöchigen Länderspiel-Pause zahlten sich aus. Kuzmanovic besetzte neben Eder Balanta von Beginn an das defensive Mittelfeld und bewies, dass er mit seiner hohen Passquote eine Bereicherung für das Aufbauspiel ist. Ebenso richtig war die Einwechslung von Ricky van Wolfswinkel. Als der Holländer eine Viertelstunde vor Schluss auf das Spiel der Gäste Einfluss nahm, kam nochmals Zug in die offensiven Bemühungen. Mit seinem starken Kurzauftritt hat der Angreifer seine Empfehlung für einen Platz in der Startelf für Mittwoch abgegeben, wenn beim FC Zürich das nächste Auswärtsspiel ansteht.

Dann wird der FCB erneut die richtigen Waffen auspacken müssen, um seine Serie der Ungeschlagenheit zu wahren. Der Auftritt in Luzern hat gezeigt, dass der FC Basel im Frühjahr 2019 selbst dann reüssiert, wenn nicht alles wie am Schnürchen läuft und einige Akteure sich wie in Luzern weit unter Wert verkaufen (Okafor, Xhaka, Cömert). Sofern die richtige Waffe gefunden wird.

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