Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 01.04.2019

Verspätete Belohnung

Dem FCB wird in Luzern ein Tor annulliert und er gewinnt trotzdem mit 1:0

Jakob Weber, Luzern

Es ist die meistdiskutierte Szene des 26. Spieltags. In der 35. Minute foult Luzern Lucas Basels Albian Ajeti. Schiedsrichter Nikolaj Hänni entscheidet auf Freistoss für den FCB aus halblinker Position. Mit seinem Freistossspray markiert er den Tatort und malt auch eine Linie in den Sechzehner, wo sich die Luzerner aufzustellen haben. Zvdravko Kuzmanovic schnappt sich den Ball. Luca Zuffi steht ebenfalls bereit. Während sich die Luzerner langsam in der Mauer sortieren, pfeift Schiedsrichter Hänni. Dieser Pfiff wird nachher im Zentrum der Diskussionen stehen. Kuzmanovic legt daraufhin den Ball auf den Rasen. Zuffi führt den Freistoss aus und Ajeti nickt den Ball ins Tor. 1:0 für den FCB. Denken zumindest alle.

Kuzmanovic rennt vor lauter Freude über das Gelingen der einstudierten Freistossvariante mit ausgestreckten Armen übers halbe Feld. Erst klatscht er mit Co-Trainer Thomas Janeschitz ab, dann mit Marcel Koller, dann mit den Ersatzspielern. Die restliche Mannschaft jubelt unterdessen mit Torschütze Ajeti. Doch Rotblau hat die Rechnung ohne FCL-Goalie David Zibung und ohne Schiedsrichter Hänni gemacht.

Denn kurz nachdem dieser auf den Mittelpunkt gezeigt hat, macht ihn Zibung darauf aufmerksam, dass er das Spiel nicht freigegeben hat. «Ich habe dem Schiri gesagt, dass ich keinen Pfiff gehört habe und dass das Tor deshalb nicht gelten darf. Daraufhin meinte er zu mir: ‹Du hast recht, ich muss den Freistoss wiederholen.› Das hat er dann auch getan», gab Zibung nach dem Spiel zu Protokoll. Tatsächlich nimmt der Schiedsrichter zum Entsetzen aller Basler das Tor zurück. Hänni gibt seinen Fehler offen zu und erklärt nach dem Spiel (siehe Interview unten), der Pfiff vor der Ausführung des Freistosses habe lediglich dazu gedient, Kuzmanovic aufzufordern, den Ball aus der Hand auf den Boden zu legen und vorwärtszumachen.

Trotzdem ist diese unglückliche Entscheidung für den FCB nur schwer nachzuvollziehen. «Der Schiri zeigt auf Tor, Luzern reklamiert und dann wechselt er seine Entscheidung. Das war schwierig zu akzeptieren, denn vom Gefühl her war das ein reguläres Tor», sagt FCB-Captain Marek Suchy.

Ein Standard entscheidet
Bis zu dieser Situation hatten sich beide Mannschaften neutralisiert. FCL-Trainer Thomas Häberli war in der Hinrunde noch Kollers Assistent beim FCB und hatte sein bis dato unter seiner Führung in fünf Spielen noch ungeschlagenes Luzern gut auf sein Ex-Team eingestellt. Basel verzeichnet bis zur 45. Minute mehr Offsides als Torschüsse. Luzern steht tief und setzt auf Konter, die sie aber alle mit Distanzschüssen neben oder über das FCB-Tor schliessen.

Auch dem FCB gelingt offensiv nicht viel. Erst in der 80. Minute kommt Basel wieder zu einer Grosschance. Wieder ist es ein Standard. Der eingewechselte Ricky van Wolfswinkel zwirbelt einen Freistoss an den Pfosten. Marek Suchy, der sich als Ablenkungsmanöver in die gegnerische Mauer gestellt hatte, steht goldrichtig und staubt per Aussenrist-Volley zum 1:0 ab. «Der Ball kam per Aufsetzer zu mir. Das war nicht einfach. Doch als ich ihn perfekt getroffen hatte, war das ein super Gefühl», sagt der Torschütze.

So kommt der FCB mit einer Halbzeit Verspätung doch noch zu seinem verdienten Lohn und geht im Jahr 2019 weiterhin ungeschlagen in die englische Woche. Bereits am Mittwochabend steht gegen den FCZ das nächste Auswärtsspiel an.

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