Presseschau

SonntagsZeitung vom 31.03.2019

Die Geschichte eines Nicht-Tores

Der FCB siegt in Luzern 1:0, zu reden gibt vor allem ein nicht anerkannter Treffer

Samuel Waldis

Luzern Fast etwas zu glatt lief es für den FC Basel, als nach etwas mehr als einer Stunde eine kleine Freistossvariante perfekt aufzugehen schien. Zdravko Kuzmanovic legte sich den Ball zurecht. Viele glaubten, er würde ihn treten, doch Luca Zuffi übernahm. Seine hohe Flanke kam zu Albian Ajeti, und der Nationalspieler erzielte das vermeintliche 1:0.

Kuzmanovic lief zur Bank, bejubelte den Treffer mit den Seinen – bis die Freude ein jähes Ende fand. Nikolaj Hänni konnte das Tor nicht geben, weil er selbst einen Fehler begangen hatte, wie der Schiedsrichter später erklärte. Er hatte zwar das Spiel vor dem Freistoss mit einem Pfiff wieder freigegeben, aber da lag der Ball nicht regelkonform auf dem Rasen, sondern noch immer in den Händen Kuzmanovics. Die Luzerner Spieler reklamierten zu Recht.

Der FCB war verärgert, Kuzmanovic sowieso. Der 31-Jährige ist kein Mann der zurückhaltenden Emotionen. Und schon gar nicht in der Hitze eines solchen Moments. Er legte sich mit allen an, verbal mit dem Schiedsrichter und gestenreich mit den offiziell knapp 12 000 Zuschauern. Tatsächlich waren es wohl einige weniger. In dieser Minute aber reagierte das Publikum mit einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert gegen Kuzmanovic.

Kuzmanovic: Schön viel Einfluss für einen Spieler, der seinen Platz sucht
Im Mannschaftssport Fussball zählen Einzelschicksale wenig. Doch Kuzmanovic wäre es zu gönnen gewesen, an einem Basler Tor beteiligt gewesen zu sein. Denn für einen, der kaum zum Einsatz kommt und in der Hierarchie dieser Mannschaft noch immer seinen Platz sucht, hatte er ganz schön viel Einfluss auf die Basler Offensive. Seine unterschnittenen weiten Pässe oder die mit dem Aussenrist geschnibbelten Diagonalbälle gehörten zu den Höhepunkten einer Partie, die sonst arm an Unterhaltung war. Aber das einzige Tor der Partie, das produzierten schliesslich andere. Der eingewechselte FCB-Stürmer Ricky van Wolfswinkel schoss in der 80. Minute einen Freistoss an den Pfosten, Verteidiger Marek Suchy verwertete den Abpraller.

Das Ende von Häberlis Serie nach fünf Spielen ohne Niederlage

Seit zehn Runden ist Basel damit ungeschlagen, während Luzern erstmals unter dem neuen Trainer Thomas Häberli verlor. Sechs Jahre hatte der 44-Jährige zuvor beim Gegner aus Basel zugebracht, als Jugendtrainer, Talentmanager und Assistent in der ersten Mannschaft. Seit fünf Wochen ist Häberli Luzerns Cheftrainer und war mit drei Siegen und zwei Unentschieden in die neue Aufgabe gestartet, darunter ein 4:0 gegen Meister YB im Cup-Viertelfinal – da wäre auch ein Punktgewinn gegen den FCB nicht die grösste aller Überraschungen gewesen.

Weil gleichzeitig auch der FCZ verloren hat, liegt Luzern trotz der Niederlage nahe an den Europacup-Plätzen. Und der FC Basel festigt weiter seinen zweiten Platz, der ihm nur noch schwer zu nehmen sein wird. Zehn Punkte liegt er jetzt vor Thun und Rang 3.

Zurück