Presseschau

NZZ vom 04.04.2019

Ohne Worte

Der FC Zürich unterliegt gegen Basel deutlich 0:2 – Trainer Ludovic Magnin verliert die Stimme

Flurin CLALÜNA, ZÜRICH

Da stand er also, der Trainer, der sich am Dienstag dieser Woche als Lamm bezeichnet hatte, weil man ihn gezähmt und ihm die Emotionen genommen habe. Und am Mittwoch, nur einen Tag später, kommentierte Ludovic Magnin schon wieder viele Entscheidungen des Schiedsrichters, die richtigen und die falschen, und immer wieder hatte er diesen verzweifelten Ausdruck im Gesicht, ungerecht behandelt worden zu sein. Einmal trieb er sogar einen Balljungen an, sich zu beeilen. Es war die Zeit, als nicht nur Magnin dem FC Zürich in diesem Spiel etwas zutraute. Aber es war eben nur eine sehr, sehr kurze Zeit. Fünfzehn Minuten währte die Hoffnung, gleich nach dem ersten Gegentor. Dann war alles wieder so wie vorher und Basel so überlegen wie zuvor in dieser Partie.

Und als dieses Spiel gegen Basel vorbei und 0:2 verloren war, sass Magnin nur noch still auf der Bank, desillusioniert, weil er seiner Mannschaft immer so viel zutraut und sie einmal mehr nur so wenig halten konnte. Magnin hatte am Ende keine Worte mehr. Er konnte nach der Partie nicht zur Medienkonferenz erscheinen, er sei zu heiser, sagte der Kommunikationschef. Wenn man ihn so rufen und schreien gehört hat, kann man das verstehen. Vielleicht hat es ihm aber auch nur die Sprache verschlagen, weil seine Mannschaft einfach nicht mehr zeigen kann, was er von ihr möchte. Und so war es an Assistenztrainer René van Eck, das Fazit dieses Spiels zu ziehen. Er schaute in Richtung des Kollegen Marcel Koller und sagte: «Der Sieg ist mehr als verdient.» Und auch Koller meinte: «Wir hätten noch viel höher gewinnen können.» Aber das sei ja nicht nur schlecht, so habe man noch etwas, an dem man arbeiten könne. Solche Sorgen möchte der FCZ auch gern haben. Für ihn geht es um grundsätzlichere Dinge.

Zum Beispiel darum: Vielleicht wird auch Magnin bald zur Einsicht kommen, dass er seine Spieler etwas überschätzt und dass nicht das aussergewöhnlich gute Spiel gegen Leverkusen im letzten Herbst die Wahrheit über sie aussagt – sondern all die vielen mittelmässigen Spiele, die danach folgten.

Der Präsident Ancillo Canepa hatte in diesen Tagen gegenüber dem Schweizer Fernsehen gesagt, YB und der FC Basel seien Lichtjahre von seinem FCZ entfernt. Er hatte damit die finanziellen Möglichkeiten gemeint. Auf dem Rasen war seine Mannschaft zwar nicht gleich Galaxien von Basel weg. Aber ein Klassenunterschied war es schon, und der FCZ konnte sich glücklich schätzen, dass man ihn nur auf dem Feld sah, nicht aber auf der Resultattafel. Bereits nach einer halben Stunde stand Canepa hinter der Trainerbank, so früh steigt er gewöhnlich nicht aus seiner Loge herunter. Magnin stellte nach zwanzig Minuten das System um, aber viel besser wurde es nicht.

Der FC Basel ging zwar recht nonchalant mit seinen vielen Chancen um, aber irgendwann musste er treffen. Und wenn der FCB schon nicht oft genug traf, dann wenigstens schön: Campos Treffer war ein kleines Kunstwerk, Ajetis Tor kurz vor dem Ende ein Beispiel, wie sich ein Stürmer verhalten muss. Es sind alles Qualitäten, von denen der FCZ zu wenig besitzt. Warum es nicht mehr rund laufe, wurde der Goalie Yanick Brecher nach dem Spiel gefragt. Das sei die «Masterfrage», sagte er. Vielleicht ist die Antwort aber gar nicht so kompliziert. Der FCZ ist vermutlich einfach nicht so gut, wie er selber lange dachte. Und falls man ihm unrecht tut: Spätestens in drei Wochen im Cup-Halbfinal gegen Basel muss er beweisen, dass er es besser kann.

Zurück