Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 04.04.2019

Aus der zweiten Reihe

Der FCB siegt dank eines Campo-Traumtors und einem Ajeti-Treffer 2:0 gegen Zürich

Céline Feller, Zürich

Über das halbe Feld fliegt der Ball von Eray Cömert. Von hinter der Mittellinie bis knapp vor den Zürcher Strafraum. Dort landet er bei Samuele Campo. Dieser sieht, was eben nur weniger Fussballer sehen: Den Raum zwischen Kevin Rüegg und Umaru Bangura. Durch diese zwei und über Yanick Brecher zirkelt er den Ball per Direktabnahme mit dem Innenrist seines starken linken Fusses und versenkt den Ball damit im weiten Eck. Es ist ein wunderschönes Tor. Ein Traumtor gar, mit dem Campo in seinem zweiten Startelf-Einsatz der Rückrunde sein zweites Tor in der Rückrunde erzielt.

Campos Treffer ist jener zum 1:0. Zur Führung, auf die die Basler 52 Minuten zu lange warten müssen. Denn der FCB müsste spätestens in der 2. Minute durch Ricky van Wolfswinkel in Führung gehen. Spätestens, weil dieser bereits nach zehn Sekunden den Ball erobert, gleich nach dem Anspiel der Zürcher, aber zu wenig daraus macht. Aber bereits nach diesen zehn Sekunden ist klar, in welche Richtung es in diesem Klassiker geht: In jene von Yanick Brechers Tor. In den ersten neun Minuten erspielen sich die Basler vier (!) Chancen. Zürichs Anfangsphase grenzt an Arbeitsverweigerung, die Defensive ist desorientiert, immer einen Schritt zu spät und zu weit weg. Der FCB hingegen tritt dominant auf, erspielt sich Chance um Chance. Zur Pause steht es punkto Tor-Abschlüsse 10 zu 3 für den FCB, aber auf dem Skore eben noch 0:0. Ein Resultat, das alles andere als dem entspricht, was auf dem Rasen zu sehen ist.

Rotationen und Absenzen
Nach der Pause scheint es ähnlich weiter zu gehen, bis Campo den FCB erlöst. Die Last fällt nicht nur der Mannschaft ab, sondern auch ihm. Seit Campo vor rund einem Jahr zum FCB zurückgekehrt ist, hat er sich noch immer nicht ganz durchsetzen können. Er ist noch immer ein Spieler der zweiten Reihe. Dass er in diesem Klassiker zum Einsatz kommt, hat er der Rotation in einer englischen Woche und diversen Absenzen von Stammspielern wie Eder Balanta oder Valentin Stocker zu verdanken. So stellt Trainer Marcel Koller insgesamt fünf Mal um. Assistgeber Cömert zählt seit der Rückrunde ebenfalls zu dieser zweiten Reihe, genau so wie auch Flügelflitzer Aldo Kalulu. Diese zweite Reihe reicht gegen ein erschreckend schwaches Zürich – dennoch brauchte es Campos Traumtor als Dosenöffner. «Ich bin glücklich. Das war nicht so geplant, aber Eray kennt meinen linken Fuss und ich seinen rechten», sagt Campo zu seinem Treffer. Einem aus der zweiten Reihe, erzielt er ihn doch von ausserhalb der Strafraumgrenze. Es ist bezeichnend für ihn, der sagt, dass «ich froh bin, nach langer Zeit wieder einmal von Anfang an gespielt zu haben. Daher ist auch das Tor umso wichtiger für mich.»

Es ist aber auch bezeichnend für eine Basler Mannschaft, die seit elf Spielen ungeschlagen ist: Genau seit dem letzten Aufeinandertreffen mit dem FCZ am 10. Dezember. Es zeugt von der gefundenen Stabilität dieser Mannschaft und vor allem auch von einer Breite im Kader, die plötzlich da ist. Passend ist auch, dass die beiden Einwechselspieler Zdravko Kuzmanovic und Albian Ajeti für den zweiten Treffer besorgt sind. Kuzmanovic schickt Ajeti in die Tiefe, dieser trifft zum 2:0. Ajeti ist seit der Rückrunde ebenfalls nicht mehr unumstritten, Kuzmanovic war es sowieso noch nie. Dem FCB ist damit die Hauptprobe für den Cup-Halbfinal in genau drei Wochen geglückt. Dann geht es an selber Stelle gegen den selben Gegner. Spielt der FCB so wie gestern, sollte er das grosse Ziel vom Cupfinal erreichen. Bei der Chancenverwertung muss er aber noch besser werden. «Aber man muss ja auch noch was zu arbeiten haben», wie Koller nach Spielschluss sagt.

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