Presseschau

Sonntagsblick vom 07.04.2019

«Ich habe an Selbstmord gedacht!»

Die Lebensbeichte von Ex-YB- und -FCB-Star Gilles Yapi

Schulden, Frauen, Verletzungen. Vor zehn Jahren war Gilles Yapi (37) am Tiefpunkt. Dann trifft er einen Engel.

STEFAN KREIS

Gilles Yapi sitzt in einem Bistro in der Nähe vom Joggeli und erzählt aus seinem Leben, als urplötzlich das Ende naht. «Du steigst ins Auto. Bumm. Du steigst in den Flieger. Schluss. Du weisst nicht, wann es passiert, aber es wird passieren. Wir alle sterben irgendwann», sagt der 37-Jährige.

Angst vor dem Tod hat Yapi keine. Ganz im Gegenteil: «Ich bin bereit und kann es eigentlich kaum erwarten, in den Himmel zu kommen. Weil es auf der Erde immer verrückter wird. Die Leute haben keine Freude mehr. Sie wissen nicht mehr, was sie wollen, sind egoistisch.»

Auch er sei bis vor zehn Jahren so gewesen, sagt Yapi. Damals, als er nah am Abgrund stand. «Ich hatte eine Depression, habe an Selbstmord gedacht, es war zu viel für mich.» Knapp 250 000 Franken Schulden häuft der damalige YB-Profi an, weil er sich nach einer Verletzung in die Welt der schwarzen Magie verirrt. Okkultismus statt Schulmedizin.

Hinzu kommen Frauengeschichten, Internet-Pornografie, Yapis Leben gerät aus den Fugen. «Viele Leute haben nicht gewusst, wie schlecht es mir damals gegangen ist. Ich konnte das niemandem erzählen.

Ich war sehr bekannt und hatte Angst vor negativen Reaktionen.» Die Rettung naht in Gestalt eines Engels. «Ich hatte eine Freundin damals, sie ist meine heutige Frau. Sie hat mich gerettet, weil sie mich zu Gott geführt und mir die frohe Botschaft verkündet hat», sagt Yapi.

Es ist eine Offenbarung für den sensiblen Ivorer, der in den kommenden Jahren durchstartet und mit dem FCB dreimal Meister wird. «Vorher habe ich Fussball gespielt, um der Beste zu sein. Seither spiele ich Fussball, um mein Bestes zu geben. Das ist der Unterschied», sagt er. Diesen Ratschlag gibt er seinen Mitspielern bei der U21 des FCB mit auf den Weg. «Wenn du immer der Beste sein willst, ist das meiner Meinung nach schlecht, dann gehts nur um Konkurrenz. Dann fangen die Probleme an.»

Denen geht Yapi aus dem Weg. Leute, die anders denken und nichts mit seinem Glauben anfangen können, verurteilt er aber nicht. «Ich habe mal einem Nachbarn von Gott erzählt, er meinte, ich solle abhauen», sagt Yapi. Er respektiere das, wisse, dass die Sünde von Geburt an in jedem Menschen ste-cke. «Sie hat verschiedene Gesichter. Gewalt, Drogen, Alkohol, Lügen, Diebstahl, viele andere Dinge. Ich habe fünf Kinder. Die sind noch klein. Ich habe ihnen nie gesagt, dass sie lügen sollen. Aber auch sie lügen. Das ist in uns drin.» Die Lösung aber liege für jeden bereit, so Yapi: «Wir haben die Wahl. Gott hat uns den Willen gegeben, uns zu ändern. Das Wichtigste ist, deinen Nächsten zu lieben.»

Und ihm zu verzeihen. So wie er dem ehemaligen Aarau-Profi Sandro Wieser verziehen hat, der ihn vor fünf Jahren mit einem groben Foul ins Spital getreten hat. So wie er allen anderen vergeben hat, die ihn damals vor zehn Jahren auf den falschen Weg geführt haben.

Wohin der Weg ihn noch führt, ist für Yapi klar. In den Himmel. Obs noch lange geht, weiss er nicht. «Du steigst ins Auto. Bumm!»

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