Presseschau

NZZ am Sonntag vom 14.04.2019

YB profitiert vom Schweizer Provinztheater

Die Berner Young Boys sind Schweizer Fussball-Meister. Es ist der zweite Titel in Folge – allein das zeigt, dass YB die Arbeit auf und neben dem grünen Plastik-Rasen sachverständig zu verrichten gelernt hat. Und das, nachdem die Berner jahrzehntelang nichts gewonnen und stattdessen das Verlieren zur bernischen Kunstform erhoben hatten. Auch deshalb verdient die Wiederholung des Titelgewinns Anerkennung und Respekt – Hopp YB. Zu mehr reicht es aber nicht. Denn dass mit YB so lange vor dem Ende der Meisterschaft bereits der Sieger feststeht, hat vor allem mit der schlechten Verfassung der Liga zu tun. Hauptverantwortlicher ist natürlich der FC Basel, der sich im Herbst mehr mit sich selber beschäftigt hat statt mit Fussball. Aber auch die anderen Vereine wurstelten sich durch eine Liga, deren sportliches Niveau eher sinkt denn stagniert. Dafür wurden von Zürich bis St. Gallen, von Sitten bis ­Neuenburg mal grössere, mal kleinere Provinztheater aufgeführt. Auch davon hat YB profitiert und daraus geschickt Nutzen gezogen. So geben sich die Berner gerade tapfer Mühe, das Gefühl kennenzulernen, wie es ist, nicht mehr zur Provinz zu gehören. Wenigstens eine zweite Meisterfeier lang. Stephan Ramming

Zurück