Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 15.04.2019

Rekord da, Titel weg

Trotz 32 Schüssen gibts gegen GC nur ein 0:0 für den FCB und den verlorenen Titel

Céline Feller

Am Ende muss man sich die Augen reiben. 0:0 steht auf der Anzeigetafel im Joggeli. Null zu null. Gegen den Tabellenletzten GC. Gegen ein Team, das auch nach dem Trainerwechsel unter der Woche erschreckend wenig auf die Reihe bringt und kaum aus der eigenen Hälfte kommt. Und trotzdem schafft es der FC Basel nicht, dieses Spiel für sich zu entscheiden.

Das überrascht vor allem dann, wenn man sich die Statistiken anschaut. Denn auch die sind zum Augenreiben. 32 Schüsse geben die Basler an diesem Abend ab. Es ist eine unglaubliche Zahl. Nie zuvor hat der FC Basel in dieser Saison so häufig den Abschluss gesucht. Den bisherigen Rekord von 26 Schüssen, welcher von Ende September und einem Spiel gegen Luzern datiert, bricht der FCB problemlos. Das Problem aber ist: 24 Schüsse davon fliegen nicht aufs GC-Tors. Lediglich acht Mal stimmt die Richtung des Schusses. Nur interveniert der an diesem Abend überragend aufspielende GC-Goalie Heinz Lindner achtmal stark und hält.

Es ist für den FC Basel ein Abend zum Verzweifeln. «Ich habe das Gefühl, wir hätten noch zwei Stunden weiterspielen können und der Ball wäre nicht ins Tor gegangen», sagte ein sichtlich ratloser Luca Zuffi. «Aber es gibt solche Tage.» Nur ist dieser Samstag ein Tag, an dem der FCB GC schlagen muss. Die Basler treten über die ganze Partie dominant auf, lassen den Ball schön laufen, drängen den Gegner in dessen Hälfte, schnüren ihn phasenweise gar um dessen Strafraum ein.

Der FCB findet die Räume, die GC nicht zu schliessen vermag, ist dem Gegner in allen Belangen überlegen. Dennoch steht der FC Basel am Ende mit leeren Händen da. Mit einem Punkt, der nichts nützt. Im Gegenteil: Er macht YB auf dem Sofa zum Meister. Der FC Basel hätte gewinnen müssen, um dies zu verhindern. Aber er schenkt den Titel einen Tag früher her, als es hätte sein müssen. Weil die Genauigkeit im Abschluss in jeder Szene fehlt. «Man muss, neben dem Glück, auch die Entschlossenheit haben, das Tor zu machen. Aber das hat heute gefehlt. Wir waren nicht entschlossen genug und haben in der Nähe des Sechzehners zu kompliziert gespielt», erklärt Luca Zuffi.

Fehlende Wut, fehlende Power
Das Nutzen der Möglichkeiten ist beim FCB bereits über die gesamte Dauer der Saison eines der grossen Themen. Bislang hat es in der Liga noch immer zu mindestens einem Treffer gereicht, gegen GC geht der FCB punkto Tore erstmals leer aus. «Wir waren zu wenig aggressiv, zu wenig konsequent und zu wenig bewusst, um die Chancen zu verwerten», sagt Trainer Marcel Koller. Seit seinem Antritt predigt er, dass seine Spieler sich im Abschluss verbessern müssen.

Das Spiel gegen GC, das eben nur diese eine Geschichte des Unvermögens vor des Gegners Tor schreibt, ist das nächste Kapitel eines zuvor schon 28 Partien umfassenden Buches. «Wir spielen uns immer Möglichkeiten heraus, schiessen aber einfach zu wenige Tore», sagt Koller. «Daran müssen wir weiterarbeiten. Das ist eine grosse Aufgabe.» Der FCB-Trainer stört sich an der Verspieltheit seines Teams, sagt, man müsse «mehr Aggressivität auf das Tor haben. Wir müssen es auch mal mit Wut und Power erzwingen und nicht immer alles zu Ende spielen, bis der Ball hinter der Linie liegt.»

Das 0:0 gegen GC ist in der Endabrechnung nicht entscheidend. Denn auch mit einem Basler Sieg hätte sich YB gestern durch das 1:0 zum neuen alten Meister gekrönt. Gratulations-SMS verschickt Zuffi «auf keinen Fall», wie er sagt. Der grosse Frust aber ist nicht zu spüren in Basel, dafür zeichnet sich der Berner Titel schon zu lange ab. Der Basler Fokus liegt schon lange auf dem Cup. Der FCB will auch wieder Gratulationen bekommen. Um das zu schaffen, muss die Chancenauswertung besser werden. «Ich hoffe, das kriegen wir im Cup hin», sagt Zuffi.

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