Presseschau

Basler Zeitung vom 15.04.2019

Ohne Power, ohne Wut

Mit einem 0:0 gegen GC machten die Basler YB bereits am Samstag zum Meister. Nun richtet sich der Blick auf zwei Termine.

Dass die Young Boys an diesem Wochenende ihren Meistertitel verteidigen würden, damit hatte man ja rechnen können. Aber so, ausgerechnet so? Zu Hause auf dem Sofa, das in Wahrheit eine Loge im Stade de Suisse war?

Seit Samstagabend und dem 0:0 des FC Basel gegen GC ist die Meisterfrage der Super League nun offiziell geklärt. Und es hätte gar kein passenderes Spiel geben können, um noch einmal zu verdeutlichen, warum die Berner sechs Wochen vor der letzten Runde als Meister feststehen – und warum der FC Basel erst 25 Punkte dahinter kommt.

Im Grunde hat YB die ganze Saison ja auf dem Sofa verbringen können. Das soll die Leistung des Meisters nicht schmälern, überhaupt nicht. Die Mannschaft hat erfrischenden, attraktiven Fussball geboten und war darüber hinaus fast gespenstisch konstant. Aber von den Baslern ist YB nie auch nur annähernd in die Situation getrieben worden, in der sie sich hätten beweisen müssen. Der FCB war so chancenlos, wie es die Tabelle belegt. Und er war so hilflos, wie es das Spiel gegen GC abermals gezeigt hat.

Am Ende der Partie konnte der FCB ironischerweise auf die Zahlen eines Gewinners verweisen: 32 Abschlüsse, 18 Ecken, 66 Prozent Ballbesitz. Aber eben auch: 0 Tore. «Ich erzähle nicht erst seit heute, dass wir uns viele Chance erspielen», sagte FCB- Trainer Marcel Koller nach dem Spiel, «aber wir müssen unser Glück auch mal mit Power und Wut erzwingen.» Power und Wut allerdings sind nicht unbedingt die Attribute, die einem in den Sinn kommen, wennman an den FC Basel dieser Saison denkt.

Zwar hat es Marcel Koller in der Winterpause geschafft, sein Team so zu stabilisieren, dass es im Jahr 2019 noch kein Spiel verloren hat. Allerdings haben die Basler auch nur vier der letzten sechs Partien gewonnen.

Halbfinal gegen den FCZ
Das Spiel gegen die Zürcher hat offengelegt, wie unbeteiligt die Basler streckenweise auftreten. Zwar versuchten die Spieler alles, hatten am Ende beider Halbzeiten Druckphasen, und alleine Albian Ajeti hätte Tore für eine ganze Rückrunde erzielen können. Aber dieser unbedingte Wille, die Wut, diese Partie zu gewinnen, war nicht sichtbar. Und diese Stimmung überträgt sich immer mehr auch auf die Atmosphäre innerhalb des St.-Jakob-Parks, der am Samstag doch bedächtig unterkühlt war. Der Fokus des Vereins richtet sich nachder verfrühten Titelfeier in Bern nun aber vollends auf zwei Daten, aus denen im besten Fall drei werden: Am 25. April kommt es im Letzigrund zum Cup-Halbfinal gegen den FC Zürich, der mit dem Einzug in den Final am 19. Mai belohnt werden soll. Der Cupsieg ist für den FCB ja der einzige Weg, dieser Saison noch einen erfreulichen Anstrich zu verpassen. Aber es wird spannend sein, ob das Team sich für das Duell gegen die Zürcher so motivieren kann, wie es zuletzt im Viertelfinal gegen den FC Sion der Fall war, als man sich erst in die Verlängerung und dann auch in die nächste Runde biss.

Und dann wäre da noch ein weiterer Termin, der die Mitglieder und Fans des FCB in diesem Jahr besonders interessieren dürfte: die Generalversammlung des Clubs, die im Anschluss an die Saison stattfinden wird.

Denn abgesehen von den sportlichen Sorgen dieses Jahres gibt es ja durchaus noch andere Dinge, die die Fans beschäftigen und zu denen es Fragen in Richtung Präsident Bernhard Burgener geben wird. Es wird sicher noch mal um das Thema FCB und Indien gehen, aber auch um die Pläne, das Basler Stadion baulich zu verkleinern. Und dann wäre da auch noch die finanzielle Situation des Clubs, zu der es nach der Veröffentlichung der ersten Zahlen noch einige Ansatzpunkte geben dürfte.

Die Ergebnisse bis dahin werden auch darüber entscheiden, wie die Stimmung an der Generalversammlung ausfallen wird. Für einen möglichst reibungslosen Abend sollte sich der FCB in den letzten Spielen der Saison nochmals steigern.

Tilman Pauls

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