Presseschau

Tages-Anzeiger vom 15.04.2019

Wie will dieses GC bloss gewinnen?

Das 0:0 zu Fortes Debüt in Basel hilft nichts – nun folgen die kapitalen Spiele gegen Thun und Xamax.

Als das Spiel im St.-Jakob-Park zu Ende ist, hat Uli Forte nur einen Gedanken: Er will seine Spieler beglückwünschen für ihr 0:0 beim FC Basel. Dann sieht er sie, wie sie die Köpfe hängen lassen oder schütteln. «He, was ist los?», fragt er, «spinnt ihr?»

In diesem Moment erfährt der neue Trainer von GC, dass der Abend nicht so gut gelaufen ist, wie er sich das gedacht hat. Xamax hat gleichzeitig in Luzern 1:0 gewonnen und den Vorsprung gegenüber GC auf sieben Punkte ausgebaut. Forte denkt sich: «Superpunkt, aber Sch…!» Später sagt er: «Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge.»

Sieben Spiele bleiben, um diese sieben Punkte auf Xamax wettzumachen und dazu noch eine deutlich schlechtere Tordifferenz. Unmöglich ist das nicht, «bei der Dreipunkteregel kann das schnell gehen», sagt Forte.

Es gibt dabei nur ein ernsteres Problem: Wie will dieses GC mit seinen vielen Zauberlehrlingen überhaupt ein Spiel gewinnen?

Einmannmauer Lindner

In Basel wird Forte von der kleinen GC-Kurve kühl empfangen. Ein Transparent nur hält sie für den ungeliebten Rückkehrer bereit, und das sieht er nicht einmal: «100 Prozent GC – 0 Prozent Forte.» Auf dem Platz stellt sich für ihn die Aufgabe einfach dar. Er kann sich damit begnügen, den Strafraum einzubetonieren und darauf zu hoffen, dass ein Konter erfolgreich endet. Einmal gibt es diesen Konter, nach einer halben Stunde, doch Caiuby zögert mit dem Abschluss, bis die Chance verbraucht ist.

Sonst? 17:3 Corner, Chancen im Dutzend und 66 Prozent Ballbesitz für den FCB, die sich wie 80 Prozent anfühlen. Trotzdem bleibt es beim 0:0. Zum einen fehlt Basel das, was Trainer Marcel Koller «Wut» nennt, um auch einmal ein Tor zu erzwingen. Zum anderen hat GC Heinz Lindner, der Österreicher ist eine Einmannmauer, zum x-ten Mal. Ohne ihn wäre GC wohl längst schon abgestiegen.

Er ist zu freundlich, um bei der Würdigung des Remis die Kollegen und den Trainer zu vergessen. Der Trainer habe sie «heiss gemacht», und dann hätten sie «gekämpft», und das hätten sie «überragend gemacht». Nur eines fehlt, das Entscheidende: «Uns fehlen zwei, drei Tore. Wir müssen den Bock umstossen.» Kurzvor Schluss ist Nedim Bajrami noch nahe dran, sein Heber landet an der Latte.

Das Rätsel Caiuby

Zum vierten Mal in Folge haben die Grasshoppers nun zwar nicht verloren (immer mit Nathan in der Abwehr, der nun mit einer erneuten Knieverletzung auszufallen droht). Dummerweise haben sie viermal nur remis gespielt und warten darum seit 14 Spielen auf einen Sieg. 7 Tore sind ihnen in dieser Phase gelungen, das sagt alles über ihre erschreckende Harmlosigkeit in der Offensive. Sie haben keinen Nuzzolo, der für Xamax 13 Tore schoss und 13 vorbereitete. Sie haben bloss den irrlichternden Caiuby, bei dem sich Spiel für Spiel die Frage stellt, wie er während zehn Jahren in der 1. und 2. Bundesliga bestehen konnte.

Was ihnen darum erst recht nicht hilft: Yoric Ravet ist auch nicht besser. Von der alten sportlichen Führung sind sie beide im Winter geholt worden, um die Mannschaft aufzuwerten. Gegen Thun haben sie die nächste Chance, zu zeigen, dass ihre Verpflichtung nicht nur einer der vielen Irrtümer von Mathias Walther und Thorsten Fink bleibt.

Thun ist am Samstag, «das ist nicht der FC Basel», sagt Forte, «das ist der FC Thun, der auch Probleme hat». GC muss gewinnen, um eine Woche später nicht Gefahr zu laufen, praktisch schon als Absteiger festzustehen. Dann heisst der Gegner Xamax. Lindner sagt tapfer: «Wer jetzt den Kopf in den Sand steckt, ist fehl am Platz.» (ths.)

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