Presseschau

Basler Zeitung vom 17.04.2019

Die Krux mit den Feiertagen

Wochenkommentar

Der FC Basel trägt am Karfreitag eine Meisterschaftspartie aus, Sm’Aesch-Pfeffingen spielt seinen Playoff-Final am Ostermontag, und die Eishockeyaner könnten ihr bestes Team dann küren. Ist ein solches Sportprogramm an Feiertagen notwendig?

Dominic Willimann

Der FC Basel spielt am Freitagabend beim FC Sion. Nicht an irgendeinem Freitag, sondern am Karfreitag. Es ist dies der erste Tag der österlichen Dreitagefeier, die in allen christlichen Konfessionen das höchste Fest des Kirchenjahres darstellt. Ebenso tritt der FC Zürich, der Cup-Halbfinalgegner des FCB, übermorgen beim FC Lugano an. Die anderen Partien der 30.Runde der Super League werden am Samstag und am Ostermontag ausgetragen.

Dass am Karfreitag und Ostermontag Fussball auf höchstem Schweizer Niveau gespielt wird, erstaunt auf den ersten Blick. Nicht aber, wenn einem bewusst wird, dass die gesetzlichen Feiertage in diesem Land kantonal geregelt sind. Dass am Karfreitag im Tourbillon und im Cornaredo der Ball rollt, scheint unter diesem Aspekt also plausibel. Denn das Wallis und das Tessin sind die zwei einzigen Kantone, in denen der Karfreitag kein gesetzlicher Feiertag ist. Unglücklich ist einzig für die Gästefans die Anspielzeit. Wenn um 20 Uhr der Anpfiff erfolgt, wird es ein ganz, ganz langer Abend, bis man wieder zu Hause ist. Der Spielbesuch will folglich wohlüberlegt sein.

Am Ostermontag schliesslich tragen die Volleyballerinnen von Sm’Aesch-Pfeffingen nach einer neuntägigen Spielpause ihr zweites Playoff-Final-Heimspiel aus. Muss das sein? Hätte nicht auch am Gründonnerstag oder am Samstag gesmasht werden können, gilt der Ostermontag im Baselbiet zwar nicht als hoher, doch als allgemeiner Feiertag. Das bedeutet, dass mehr erlaubt ist als an hohen Feiertagen – insbesondere was die verlangte Ruhe anbelangt. Das Ganze wird dadurch verkompliziert, dass von Kanton zu Kanton die Feiertage variieren. In diesem Wirrwarr die Übersicht zu behalten, ist praktisch unmöglich.

Hoher Feiertag hin, allgemeiner Feiertag her: Nicht nur beim Volleyball buhlen Verband und Vereine um Aufmerksamkeit und Zuschauer – und erhoffen sich durch die Spielansetzung an einem Tag, an dem die meisten Menschen nicht arbeiten müssen, volle Ränge. Gleiches gilt für die Schweizer Eishockey-Liga, die Spiel fünf der Finalserie auf Ostermontag terminiert hat. Ob der Feiertag tatsächlich einen Einfluss auf das Besucheraufkommen hat, bleibt eine Vermutung. Die Zuschauerzahlen dieser Finalserien zeigen, dass das Interesse, wenn es um die Krone der Saison geht, ohnehin sehr hoch sind. Es ist also eine Krux mit dem Sport an den Feiertagen, nicht nur an Ostern.

Dass über die Weihnachtsfeiertage das Geschäft mit dem Profisport dreht, ist hinlänglich bekannt. Der Boxing Day in England lässt grüssen, der Spengler Cup oder die Vierschanzentournee ebenso. Inzwischen aber beschleicht einen das Gefühl, dass der Livesport keine Pausen mehr kennt. Ausser, es passieren auf dieser Welt fürchterliche Dinge. Wie vor bald 18 Jahren bei 9/11, als auch die Sportwelt so geschockt war, dass sie ihren Betrieb auf Stand-by setzte.

Es stellt sich also die grundsätzliche Frage nach dem Sinn und Zweck eines Feiertags, wenn die einflussreichen Personen im Sport ohnehin machen, was sie wollen, um ihr Ding durchzuboxen. Auch, weil die Praxis lockerer geworden ist und sich dem Freizeitverhalten der heutigen Generation angepasst hat. Ein Beispiel dafür liefert der Kanton Baselland. Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag gilt als einer der fünf höchsten Feiertage in der Schweiz. An diesem Sonntag im September sind nicht-religiöse öffentliche Veranstaltungen nicht erlaubt. Das Baselbiet hat der gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung getragen und den Bettag 2010 zum allgemeinen Feiertag zurückgestuft. Und so dem Sportfan eine weitere Tür geöffnet. Nicht aber dem Sportler. Für ihn ist aus dem Feierein Arbeitstag geworden.

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