Presseschau

Basler Zeitung vom 26.04.2019

Das versöhnliche Ende ist nah

Rotblau steht im Cupfinal und trifft am 19. Mai in Bern auf den FC Thun. Er schlägt den FC Zürich in dessen Letzigrund mit 3:1, weil er früh in Führung geht und spät davon profitiert, dass Zdravko Kuzmanovic trifft, anstatt unter der Dusche zu stehen.

Oliver Gut, Zürich

Die Emotionen in diesem Cup-Halbfinal zwischen dem FC Zürich und dem FC Basel kommen erst in der 80. Minute. Dafür kommen sie geballt: Zdravko Kuzmanovic hat Alain Nef die Hand ins Gesicht geschlagen und sollte dafür die Rote Karte sehen. Doch es gibt nur Gelb. Und es bildet sich ein Rudel aus Rotblauen und Weissen, in dessen Entwicklung sogar FCB-Sportdirektor Marco Streller den Weg von der Tribüne auf den Rasen findet, um schliesslich von seinem alten Kumpel Nef mit einer Verarmung wieder auf seinen Platz zurückgeschickt zu werden. Alssich alles aufgelöst hat, profitiert der FC Basel doppelt: Kuzmanovic darf nicht nur weiterspielen, sondern erzielt in der 87. Minute das 2:0, das dem FCB den Sieg und den Einzug in den Cupfinal sichert. Dass danach auch noch Albian Ajeti und schliesslich FCZ-Angreifer Odey treffen, verändert nur noch das Resultat: Der FC Basel gewinnt mit 3:1 und steht nun dem versöhnlichen Ende einer schwierigen Saison nah: Ein weiterer Sieg am 19. Mai in Bern gegen den FC Thun – und er ist zum 13. Mal Cupsieger.

Das letzte Wegstück dahin ist allerdings kein leichtes gewesen. Der FCB tut sich im Letzigrund, in diesem Klassiker, über weite Strecken der 90 Minuten schwer.

Was den Baslern an diesem Abend allerdings vorzüglich gelingt, ist der Einstieg in diese Partie. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison hat sich FCB-Trainer Marcel Koller bei einem Schlüsselspiel für eine ungewohnte Startelf entschieden: Er bringt mit Carlos Zambrano und Aldo Kalulu zwei Akteure von Beginn an, die in den Wochen zuvor in den Überlegungen des Trainers eine äusserst marginale Rolle gespielt haben. Was Ende August gegen Apollon Limassol und Anfang Dezember im Heimspiel gegen YB in Niederlagen mündete, die im Club einige Unruhe nach sich zogen, trägt in Zürich zunächst Früchte: Kalulu ist es nämlich, der sich bereits in der 4. Minute so auf der rechten Seite durchsetzt, dass die FCZ-Abwehr entblösst ist. Zwei Querpässe später trifft Noah Okafor aus 16 Metern mit einem präzisen Schlenzer.

Zu behaupten, das 1:0 tue dem FCB gut, wäre falsch. Er zieht sich zurück, agiert phasenweise sehr passiv und ermöglicht so einem Gegner, der eigentlich ordentlich limitiert wirkt, Gelegenheiten, die mit etwas mehr Qualität auf den letzten Metern und etwas weniger Jonas Omlin leicht zu einem Gegentreffer führen könnten: Der Basler Goalie pariert in der ersten Halbzeit einmal gut und zweimal stark – und einmal, da rettet Luca Zuffi gegen Ceesay auf der Linie.

Nach der Pause ist dann mehr rotblaue Kontrolle. Sind noch halbe Chancen auf beiden Seiten. Bis zu dem Moment, da die Emotionen hoch gehen. Hoch gehen, weil Kuzmanovic Gelb statt Rot sieht – und so danach mit seinem ersten FCB-Treffer seit 2006 dafür sorgen kann, dass Rotblau am 19. Mai in Bern die Gelegenheit erhält, eine schwierige Saison versöhnlich abzuschliessen.

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