Presseschau

NZZ vom 26.04.2019

Ohne Sicherung in die Niederlage

Der FC Zürich kämpft, reibt sich am FC Basel auf und verliert den Cup-Halbfinal nicht zwingend 1:3

Peter B. Birrer, Zürich

Am Ende war in diesem Cup-Halbfinal in mehrfacher Ausführung zu sehen, wie der Zürcher Energiehaushalt nochmals Höhen erreichte, bevor er in sich zusammenfiel. Nach einem Rencontre zwischen dem FCZ-Oldie Alain Nef und Zdravko Kuzmanovic, dem wunderlichen FCB-Rückkehrer, kam es auf dem Terrain zu einer Rudelbildung, in die auch Funktionäre beider Klubs involviert waren. Der vorläufig letztmals mit der direkten Europa-League-Qualifikation und ein paar Millionen Schweizerfranken in Verbindung stehende Cup-Final war das verbliebene Saisonziel des FCZ, der immer weiter in Niederungen hinuntertrudelt. Und auch in Basel erlangt der Cup eine Bedeutung, die er in den letzten Jahren nie hatte.

Also gingen die Wogen hoch, zunächst im Spiel, weil trotz der frühen 1:0-Führung der Basler der Abend einen Gesamteindruck hinterliess, als könnte sich hier wie dort jederzeit etwas ereignen. Erst in der 87. Minute entschied Kuzmanovic den Match mit dem 2:0, nachdem sich im gegnerischen Sechzehner Raum geöffnet hatte. Dass danach auf beiden Seiten noch je ein Tor fiel, war Resultatkosmetik. Der FCZ sackte förmlich in sich zusammen. In der Meisterschaft weit hinten, der Cup weg – viel weg. Wut, Ohnmacht.

Dies zeigte sich nicht nur bei besagter Rudelbildung beim Stand von 1:0. Der FCZ-Präsident Ancillo Canepa redete energisch auf den Schiedsrichter ein, der FCB-Sportchef Marco Streller war wie die Trainer zugegen und der FCZ-Assistenztrainer René van Eck ausser sich. Canepa und van Eck wurden vom Referee des Terrains verwiesen. Nicht zum ersten Mal schwebte die Frage der Steuerung der FCZ-Energie im Stadion.

«Schicksalsspiel»

Das war zu viel. Der FCZ-Trainer Ludovic Magnin rannte auch wie von Sinnen der Seitenlinie entlang, als er aus der Ferne der Meinung war, dass seinem Team nach einer Rangelei im Strafraum ein Penalty zustünde. Doch da war zu wenig, das wird Magnin spätestens vor dem Fernsehgerät mitbekommen. Wie in der Szene mit Nef und Kuzmanovic, dessen grenzwertige Reaktion mit einer Verwarnung geahndet wurde. Doch warum stellt sich ihm Nef unvermittelt wie ein Prellbock in den Weg? Die Zeiten sind für Magnin nicht einfach, im Schweizer Radio war untertags im Zusammenhang mit dem FCZ-Trainer von einem «Schicksalsspiel» die Rede.

Wenn es noch einiger Sinnbilder bedurfte, in welche Richtung der Ball rollte, wurden diese kurz vor der Pause geliefert. Zunächst ging an der Seitenlinie Raoul Petretta dergestalt zur Sache, dass nach Marek Suchy und Ricky van Wolfswinkel auch er verwarnt wurde. Zimperlich waren die Basler selten. Den Flankenball lenkte Stephen Odey auf das Basler Tor, doch der Torhüter Jonas Omlin wehrte bravourös ab. Die Basler Sicherheit begann ganz hinten. Nach dem Spiel erhielt Omlin vom FCB-Trainer Marcel Koller ein Extralob.

Auch kein Wettkampfglück

Die Zürcher bemühten sich redlich, zogen immer wieder ein Pressing auf, verrichteten viel Laufarbeit und vermochten dem über weite Strecken passiven und auf Konter wartenden FC Basel, der sich zu sehr in Sicherheit wähnte, wiederholt zuzusetzen. Aber eben: Der Underdog lief einem Rückstand hinterher und hatte in den Strafraumszenen zu wenig Wettkampfglück. Und er konnte nicht kaschieren, dass er dieser Tage zu sehr mit sich selber beschäftigt ist. Es schlichen sich immer wieder krasse Fehler ein, die im Ansatz geglückte Spielszenen zunichtemachten.

Man hatte nicht den Eindruck, dass da ein verlorenes Team auf dem Rasen stand, das sich vom Trainer entfernt hat. Doch was sich bei der FCZ-Spielerbank abspielte, warf die unangenehme Frage auf, ob da irgendwo so etwas wie eine Sicherung implantiert ist. Nein, natürlich nicht. Der Sportchef Thomas Bickel, der die Beruhigungspille sein könnte, ist dort nicht zugegen. Der FCZ hat in den nächsten Tagen Zeit, über die Bücher zu gehen. Kurzfristig gilt es, die keimende Abstiegsgefahr zu bannen. Am Sonntag gastiert der FC Sion im Letzigrund. Ruhe muss das Gebot der Stunde sein.

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