Presseschau

NZZ vom 27.04.2019

Senkt die Cup-Final-Preise!

Apropos

Peter B. Birrer · Ein Höhepunkt der nationalen Fussballsaison, ausverkauftes Stade de Suisse, Volksfest, bunt, ausgelassen, die Stadt Bern in Ekstase. So müsste der Cup-Final am 19. Mai zwischen dem FC Basel und dem FC Thun sein. Doch der Anlass ist über die Jahre in eine Sinnkrise geschlittert. Ausdruck davon sind die Sicherheitsproblematik und Lücken in der Sponsorenliste. Ausser Kontrolle geratene Fanmärsche, Ausschreitungen, Spielunterbrüche wegen Pyro-Materials und Detonationen von Knallkörpern im Stadion. Dazu berichteten 2018 Augenzeugen von an Drogenpartys erinnernden Zuständen im Fansektor des FC Zürich.

Die Rechnung ist einfach. Fehlendes Sponsorengeld und steigende Sicherheitskosten führen zu Kostendruck, zu geringeren Prämien für die Klubs und zu hohen Ticketpreisen. Der Götti, der seinem 14-jährigen Göttibuben 2018 den Traum vom Cup-Final YB - FCZ erfüllen und ihn nicht gerade dem Rauch geschwängerten Fansektor aussetzen wollte, legte 100 Schweizerfranken auf den Tisch. Ein saftiger Batzen. Immerhin gibt’s 2019 neu (Familien-)Ermässigungen, wenn man den Göttibuben begleitet. Der Platz im Fansektor kostet immer noch 50 Franken. Was Wunder, dass sich Fangruppen wehren und sogar selber Billette drucken.

Der Schweizerische Fussballverband SFV scheint immer noch nicht begriffen zu haben, woher der Wind weht. Der Cup-Final ist ebenso wenig ein Selbstläufer, wie es der hiesige Klubfussball ist. Deshalb würde es nur eine Richtung geben: Preise runter, enge Zusammenarbeit mit den Final-Klubs und deren Fangruppen, Support bei Choreografien, Stadion füllen, Quersubvention. Geld ist genügend da. Der SFV ist in den letzten Jahren dank vielen Uefa- und Fifa-Millionen reich geworden. Es gibt keinen Grund, den Cup-Final melken und Vermarktungsprobleme mit dem Ticketverkauf korrigieren zu wollen. Der Final ist nicht gut in Form. 2020 bringt er für den Sieger nicht einmal mehr die direkte Europa-League-Qualifikation. Und wer in der Krise ist, braucht Hilfe. Und Hilfe gibt derjenige, der Geld hat.

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