Presseschau

Schweiz am Wochenende vom 27.04.2019

Mit Fantasietickets an Cupfinal

Muttenzerkurve protestiert mit kreativer, aber nicht unproblematischer Aktion gegen teurere Ticketpreise

Jonas Hoskyn

Optisch sind die im Retrolook gehaltenen Tickets für den Cupfinal zwischen dem FC Basel und dem FC Thun am 19. Mai eine Augenweide. Nur, gültig sind sie nicht. Die Fantasietickets sind eine Kreation der Muttenzerkurve, die damit gegen die Preispolitik des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) protestiert. Einerseits erachten die Fans die Preise für den Cupfinal als zu hoch. Der günstigste Eintritt für den Fansektor kostet 50 Franken. Ausserdem stört sich die Muttenzerkurve am sogenannten Kombiticket – die Eintrittskarten sind an die Anreise mit einem bestimmtem Zug gekoppelt. Dies hat die Stadt Bern vom SFV verlangt, weil in der Vergangenheit bei Fanmärschen und Ausschreitungen hohe Kosten entstanden sind.

Diese Vorschriften will die Muttenzerkurve nicht schlucken. «Mir riefe alli FCB-Fans zunere individuelle Aareis und somit eme Boykott vo de Extrazüg uff», schrieb die Fangruppierung gestern auf ihrer Homepage. Man werde auch keine offiziellen Matchtickets kaufen, sondern eigene Billette für 40 beziehungsweise 25 Franken (reduziert) verkaufen. Vor dem Cupfinal soll das Geld aus dem Billettverkauf dann den Verantwortlichen des Fussballverbands übergeben werden im Gegenzug zum Einlass ans Spiel, so der Plan. «Mir gän uns zueversichtlig, dass denn vor Ort oder villicht au scho im Vorfäld e Lösig gfunde wird.»

Die Muttenzerkurve gibt sich durchaus selbstkritisch. «Uns isch bewusst, dass mir uns mit däre Aktion us em Fänschter lähne und dass es nid eifach nur schwarz und wiss git.» Und weiter: «Mir sin au mitverantwortlig für d Sicherheitsköschte.»

Bereits vergangene Woche hatten die Fans der vier Halbfinalisten in ihren Kurven in einer koordinierten Aktion ein Statement gegen die Preispolitik des Fussballverbands abgegeben. Mit den selber gedruckten Tickets machen die FCB-Fans nun klar, dass für sie die Angelegenheit damit nicht erledigt ist. Die Verantwortlichen stehen nun vor einem Problem. Einerseits müssen sie die Auflagen der Stadt Bern erfüllen. Andererseits können sie keinerlei Interesse daran haben, mehrere tausend FCB-Fans frustriert vor dem Stadion stehen zu lassen.

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