Presseschau

Ostschweiz am Sonntag vom 28.04.2019

Aufhellungen in Basel

Die Serie Der FC Basel nähert sich dem Ende einer komplizierten Saison und erhält am 19. Mai die Möglichkeit, doch wieder einmal einen Pokal zu gewinnen. Die Lage im Verein und um Trainer Marcel Koller hat sich beruhigt – vorläufig.

Pascal Berger

Da ist es, dieses Strahlen im Gesicht, das eines ausdrückt: tiefe Erleichterung und Genugtuung. Trainer Marcel Koller ballt die Fäuste, umarmt seine Assistenten, bevor auch er sich auf den Weg zum Sektor der Anhänger im Letzigrund macht: Der FC Basel feiert an diesem Donnerstag nicht etwa einen x-beliebigen Sieg, sondern seinen 22. Einzug in einen Cupfinal. Und dieses 3:1 gegen Zürich bedeutet nichts anderes, als dass sich die günstige Gelegenheit bietet, eine zweite Saison in Folge ohne Pokalgewinn vermeiden zu können.

Thun wird am 19. Mai im Berner Stade de Suisse der Gegner sein. Und Koller kann vor dem Gegner warnen, wie er will, an der Rollenverteilung kann er mit selbst subtil gewählten Worten nichts ändern: Von seinen Baslern wird nichts anderes als der 13. Cupsieg der Geschichte erwartet. Goalie Jonas Omlin meldet schon einmal: «Wir treten mit breiter Brust an. Wir wollen den Kübel holen, und ich glaube: Das gelingt uns.»

Es wäre doch noch so etwas wie ein versöhnlicher Abschluss einer komplizierten Saison.

Das verflogene Selbstverständnis

Die breite Brust ist das, was den FC Basel in der Vergangenheit auszeichnete. Kein Club dominierte nach der Jahrtausendwende national so wie er, zwölf Meistertitel kamen seit 2002 zusammen, dazu sieben Erfolge im Cup. Und Champions-League-Kampagnen waren keine Seltenheit mehr, sondern eher Tradition. Aber ab 2017 verflog das Selbstverständnis, den heimischen Markt zu beherrschen, erstaunlich schnell. Der Versuch, auf Jungtrainer Raphael Wicky zu setzen, missriet.

Dann kam Marcel Koller, der 2000 den FC St.Gallen zum Meistertitel geführt hatte. Als er Anfang August 2018 die Mannschaft übernahm, wurde er in Basel mit wohlwollenden Kommentaren begrüsst. Und sechs Siege sowie ein Unentschieden in den ersten sieben Pflichtspielen schienen Beleg genug zu sein: Koller war der Richtige. Nur, dieses stattliche Tempo vermochte der FC Basel nicht aufrecht zu erhalten. Und dann war da vor allem diese Ohrfeige gegen die Young Boys, dieses 1:7 in Bern am 23. September. Der Rückstand auf den Leader wuchs an, es rumorte immer mehr, bis von Rissen zwischen dem Trainer und der Mannschaft die Rede war.

Koller habe die Kabine verloren, so heisst das im Jargon, also: die Kontrolle nicht mehr. Nach dem 1:3 im St.-Jakob-Park gegen die Young Boys schrillten die Alarmglocken, als der stolze FC Basel nach 16 Runden auf Rang vier abgerutscht war – mit 19 Punkten Rückstand auf die Berner. Die Spieler beschwerten sich bei der Clubleitung über Koller, und weil das nicht unter Verschluss gehalten werden konnte, lieferte das im Dezember einigen Stoff für Schlagzeilen und manche Zeitungsspalte: «Die Entlassung ist nur eine Frage der Zeit»; «Ist Marcel Koller tatsächlich der richtige Trainer für den FC Basel?»; «Der FC Basel steht vor dem ganz grossen Knall».

16-mal ohne Niederlage

Und heute? Ist Koller immer noch im Amt. Und: Der FC Basel hat sich seit dem 9. Dezember 16-mal nacheinander nicht mehr bezwingen lassen, in der Super League sammelte er in 14 Partien 32 Punkte. Der Abstand auf die Young Boys ist vor dem heutigen Gastspiel der Basler in St.Gallen zwar immer noch beträchtlich, aber das Team zeigt sich erholt.

Es bietet zwar nicht spektakulären, aber nun doch erfolgreichen Fussball. Oder wie Jonas Omlin sagt: «Wir haben einen super Lauf in der Rückrunde.» Und ein bisschen sieht der Tabellenstand der Nordwestschweizer aus, als wären sie – wie die Young Boys an der Spitze – in einer eigenen Liga unterwegs: Sie belegen Platz zwei mit 16 Punkten Vorsprung auf Thun. Von den Bernern wiederum sind sie 22 Punkte entfernt.

Richtige Schlüsse in der Winterpause

Für Pascal Zuberbühler hat das primär damit zu tun, dass in der Winterpause die richtigen Schlüsse gezogen wurden nach einem Jahr, das von viel Turbulenzen geprägt war: «Der Trainer hat die richtigen Massnahmen getroffen, die Mannschaft hat deutlich an defensiver Stabilität gewonnen und spielt auch deshalb eine bemerkenswerte Rückrunde.» Was für den ehemaligen Basler Goalie und heutigen Teleclub-Experten auch dazu beigetragen hat, dass wieder Ruhe eingekehrt ist: Die Basler haben akzeptiert, dass Bern auch in dieser Saison deutlich besser sei.

Nur ist für Zuberbühler auch klar, dass auf Dauer Platz zwei keine Option sein kann für den Club. Er erwartet, dass der FC Basel Vorkehrungen trifft, um den Young Boys ab Sommer wieder auf Augenhöhe zu begegnen. Und davor gilt es, den 19. Mai erfolgreich zu gestalten. «Basel muss den Cupfinal gewinnen», sagt er, «sonst wird es sehr schnell wieder unruhig.»

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