Presseschau

Basler Zeitung vom 29.04.2019

Ganz locker vom Sofa aus

Rotblau wird Zweiter, ohne zu spielen – und spielt sich dann in St. Gallen problemlos zum 3:0-Sieg.

Oliver Gut, St. Gallen

Aus Sicht der St. Galler kann man nach dem Schlusspfiff diskutieren. Darüber, ob Bakayoko einen Elfmeter hätte erhalten sollen. Oder darüber, dass dem zweiten Gegentor eine Offside-Position vorausgegangen sei. Und folglich auch darüber, ob die Höhe des Schlussresultats in Ordnung geht.

Aus Sicht des FC Basel ist das an diesem Sonntag egal, als die Auswärtspartie in der Ostschweiz beendet ist – so, wie die Ereignisse auf dem Rasen des Kybunparks schon vor dem Anpfiff nicht von überaus wichtiger Bedeutung gewesen sind. Denn schon am Vorabend ist das Messen mit Grünweiss für Rotblau zu einem Test unter Wettkampfbedingungen verkommen: Weil der FC Luzern Thun bezwungen hat, sind die Basler mathematisch bereits als Zweiter und damit als Teilnehmer der Champions-League-Qualifikation festgestanden, ohne dafür auch nur an den Schnürsenkeln der Kickschuhe gezerrt zu haben.

Anders als zwei Wochen zuvor, als die Mannschaft des BSC Young Boys am Samstag interessiert zugesehen hatte, wie der FCB sie mit einem Remis zum Meister kürte, gab es bei den Baslern allerdings keinen, den dies sonderlich interessierte. «Auf dem Sofa bin ich schon gesessen, aber ich habe nicht den Match geschaut», weiss FCB-Trainer Marcel Koller zu berichten. Und ganz ähnlich ist es auch seinen Spielern ergangen. Denn ein zweiter Platz ist aus Basler Sicht kein Grund zu jubeln.

Grund zu jubeln haben die FCB-Profis dafür in den 90 Minuten, in denen sie in der Ostschweiz Fussball spielen. Dreimal treffen sie ins gegnerische Tor. In der 21. Minute macht Ricky van Wolfswinkel den Anfang, in der 65. Minute sorgt Samuele Campo für die Fortsetzung und in der 81. Minute Valentin Stocker für den Schlusspunkt. Und weil der Gegner selbst nie den Ball über die wichtigste Liniedes Spielfeldsbringt, gewinnt der FCB mit 3:0.

Koller findet zwar danach, das Resultat sei etwas zu hoch. Doch dürfte er dies primär aus Höflichkeit und in Anbetracht der Penalty-Offside-Diskussion so äussern. Denn insgesamt legt seine Mannschaft drei Tage nach dem erfolgreich bestrittenen Cup-Halbfinal in Zürich und unter dem Eindruck einer Super-League-Saison, die nun definitiv gelaufen ist, einen reichlich lockeren, lustvollen Auftritt hin. Ganz so, als habe man sich auf dem Sofa, auf dem man letztlich Zweiter wurde, hervorragend entspannen können.

Dass die frühe und schliesslich indirekt erfolgte Entscheidung um Platz zwei in Kombination mit der noch früher und ebenso indirekt erfolgten Entscheidung um Platz eins den Gedanken an eine qualitativ mediokre, langweilige Schweizer Fussball-Meisterschaft aufkommen lässt, ist naheliegend.

Korrekt ist diese Feststellung allerdings nur, wenn es um die Spitze und um das Ende der Super-League-Tabelle geht, wo der Grasshopper Club als Absteiger gesetzt scheint. Dazwischen liegen sieben Mannschaften, die nur sieben Punkte trennen. Und die folglich fünf Runden vor Schluss genauso um den Klassenerhalt bangen, wie sie von der direkten Europa-League-Teilnahme träumen. Diese würde dem Tabellen-Dritten zuteil, falls der FCB jenen Match gewinnt, auf den er seit Samstagabend definitiv hintrainiert: den Cupfinal am 19. Mai.

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