Presseschau

Basler Zeitung vom 03.05.2019

Sechs Zeitzeugen erinnern sich an den 3. Mai 1994

Dario Zuffi: «Der Torwart hat spekuliert – zum Glück»

«Unglaublich, dasses 25Jahre her ist, seit wir den Aufstieg geschafft haben. Da wird man wieder daran erinnert, wie alt man geworden ist. Ich weiss nicht mal, ob ich an das Jubiläum gedacht hätte, wenn nicht einige Journalisten auf mich zugekommen wären. Und ich muss gestehen, dass ich nicht mehr jede Einzelheit von meinem Tor weiss, das uns das Unentschieden gegen Carouge gesichert hat. Es war ein Freistoss, vielleicht 17 oder 18 Meter vor dem Tor. Massimo war gefoult worden. Ich habe mir dann vorgenommen, den Ball flach in die Torwart-Ecke zu schiessen, und genau so habe ich es auch gemacht: Ganz knapp an der Mauer vorbei, der Ball ist nur ganz leicht aufgesprungen. Ich hatte aber auch das Glück, dass der gegnerische Goalie spekuliert und sich im falschen Moment in die andere Ecke bewegthat. Ich habe in meiner Karriere jedenfalls schon deutlich schönere Tore geschossen. Aber wegen all den Dingen, die im Anschluss an das Spiel auf dem Barfi passiertsind, werde ich michwohl auchin 25 Jahren noch gerne an das Spiel und an diesen Treffer zurückerinnern.» (tip)

Mario Cantaluppi: «Es war ein Abend ohne Grenzen»

«In meiner ersten Saison für den FCB durfte ich gleich die ganze Freude und Euphorie dieser Stadt kennen lernen. Es war ein sensationelles erstes Jahr. Die Krönung, klar, war der Abend des 3. Mai. Wir stiegen nach unserer Rückkehr auf diesen Bus von Radio Basilisk, der Casino-Balkon war damals ja nicht zugänglich. Und plötzlich hiess es: «Lupo, trink mal diesen Stiefel Bier leer.» Aber ich als Junger konnte dies nicht, da hatte es andere im Team, die besser dafür geeignet waren. Mit meinen kleinen Schlucken versuchte ich trotzdem, das Glas zu leeren.

Die Sause ging danach in den Beizen weiter. Unvergessen, welch grosses Fest wir in der Bodega hatten. Beizer Johnny sagte zu uns: «Holt, was wir wollt am Tresen. Bedient euch.» Wo gibt es denn heute noch so was? Es war eine rauschende Nacht. Danach habe ich erfahren, dass in der Bodega offenbar so sehr gefeiert wurde, dass der Boden danach erneuert werden musste. Es war ein Abend ohne Grenzen. Und ein Abend, der für viele Menschen in Basel noch heute mit vielen Erinnerungen verbunden ist.» (dw)

Gusti Nussbaumer: «Das hätte ich mir nicht träumen lassen»

«Nach unserer Landung in Basel bin ich gefragt worden, wie es nun weitergehe mit dem FC Basel. Ich habe dann in einer Mischung aus Euphorie und Vorahnung gesagt, dass wir nicht mehr gegen Etoile Carouge oder Schaffhausen spielen und schnell wieder eine Nummer in der Schweiz werden wollen. Wir hatten damals ein unglaubliches Team: Wir konnten es uns in der Nati B erlauben, mit Spielern wie Smajic und Berg im Zentrum zu spielen. Vorne Zuffi, hinten Walker, Ceccaroni oder Meier. Dazu Huber im Tor. Mir war klar, dass dieses Team auchin der Nationalliga A Erfolg haben würde und nicht direkt wieder gegen den Abstieg spielt. Zumal abzusehen war, dass uns der Aufstieg auch finanziell hilft und wir auf mehr Unterstützung aus der Stadt zählen können als in den ganz dunklen Zeiten. Aber selbst in meiner grossen Euphorie an diesem Abend hätte ich mir nicht träumen lassen, dass wir ein paar Jahre später in der Champions League gegen Manchester United, Bayern München oder den FC Liverpool gewinnen würden. Nie im Leben!» (tip)

Claude «Didi» Andrey: «Hätte lieber gegen Zürich gesiegt»

«Es war natürlich speziell, dass wir den Aufstieg im Stade de la Fontenette schafften. Als junger Fussballer verbrachte ich einige Spielzeiten dort. Also passte es, dass mir als Trainer dieser grosse Erfolg an einer mir vertrauten Stätte gelang. Aber hätte ich wählen können, hätte ich lieber ein paar Tage zuvor das Heimspiel gegen den FCZ gewonnen und wäre dort aufgestiegen. Die Ambiance im ausverkauften Joggeli war fantastisch, dochzum Siegreichte es nicht. Am Ende dieser Saison spielte das aber keine Rolle mehr. Wir erreichten unser Ziel, das war das Wichtigste. Nach dem Spiel bei Etoile Carouge flog ich nicht nach Basel zurück, das ist richtig. Ich blieb für ein paar Tage in meiner Heimat, weil ich das so geplant hatte. Das Feiern mit den Fans in Basel holte ich später nach. Noch heute habe ich mit Spielern von damals Kontakt. Eben erst habe ich Dario Zuffi vor dem Spiel zwischen Lausanne und Winterthur getroffen. Und in Basel, da bin ich zwischendurch auch anzutreffen – vor allem dann, wenn die Nationalmannschaft im St.-Jakob-Park spielt.» (dw)

Massimo Ceccaroni: «Es war wie am Morgestraich»

«An die Partie bei Etoile Carouge habe ich nur noch wenige Erinnerungen. Dieser 3. Mai 1994 spielt sich in meinem Kopf vor allem vom Zeitpunkt an ab, als das Spiel vorbei war, die Party in der Kabine begann und danach ihren Lauf nahm. Was damals auf dem Barfi passierte, war unglaublich. Es war wie am Morgestraich. Alle kamen in die Stadt, um mit uns zu feiern. Diese spontane Aufstiegsparty kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Schon auf dem Rückflug nach Basel haben wir die Propellermaschine ordentlich durchgeschüttelt, in der Stadt schliesslich gab es kein Halten mehr. Für mich war der Abend mit vielen Emotionen verbunden, schliesslich bedeutete mir als langjähriger FCB-Spieler der Aufstieg enorm viel. Er war für mich ein Meilenstein und der Lohn für harte, ehrliche Arbeit. Zwei Jahre später qualifizierten wir uns unter Karl Engel für den UI-Cup. Daran habe ich jedoch kaum mehr Erinnerungen. Das ist interessant und zeigt mir auf, wie wichtig dieser Aufstieg 1994 war. Er war der Startschuss in eine neue Ära des Basler Fussballs.» (dw)

Jakob Gubler: «Uns wurde der Stecker rausgezogen»

«An jedem Dienstag im Mai 1994 reiste ich mit Peter Rusch mit dem Zug in die Romandie, um für Radio Basilisk die Partie zwischen Carouge und dem FCB zu kommentieren. Speziell war, dasses eines der ersten, wenn nicht gar das erste FCB-Spiel überhaupt war, das wir 90 Minuten durchkommentierten. Wir waren damals ein wichtiger Kanal, denn die Partie kam weder im Fernsehen nochexistierten Liveticker, die heute gang und gäbe sind. An Details vom Spiel habe ich kaum mehr Erinnerungen, das ist zu lange her, und in der Zwischenzeit habe ich zahlreiche andere FCB-Partien als Journalist erlebt. Hingegen weiss ich noch, dass die letzte Viertelstunde unserer Sendezeit, als Peter auf dem Spielfeld Interviews führte, nicht mehr gesendet werden konnte. Jemand hatte uns im Stadion den Stecker gezogen. Nach der Partie durften wir mit dem Team zurückfliegen, danach ging es auf den Barfi. Am dort stationierten Basilisk-Übertragungswagen gingen die Feierlichkeiten nicht spurlos vorbei, weil auf dem Bus zu fleissig gehüpft wurde.» (dw)

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