Presseschau

Berner Zeitung vom 11.05.2019

Nicht nichts

Am Sonntag treffen die zwei Rivalen im Prestigeduell aufeinander. Die Young Boys jagen immer noch FCB-Rekorde.

YB gegen Basel, vermutlich ausverkauftes Stade de Suisse (bis gestern Abend wurden fast 30 000 Tickets verkauft), bedeutende Affiche – es ist wie Bayern vs. Dortmund oder Real vs. Barcelona nach Schweizer Art. Und doch ist am Sonntag vieles anders als sonst, denn im Grunde genommen geht es sportlich um gar nichts mehr. Die Young Boys werden die Saison auf Rang 1 beenden, der FC Basel auf Rang 2, das ist seit Wochen, wenn nicht Monaten klar. Und so steht das Gipfeltreffen gar im Schatten des chaotischen, engen Schneckenrennens, in dem in den letzten vier Runden die Plätze 3 bis 9 ausgemacht werden.

Noch drei Heimspiele

Aber selbstredend geht es nicht um nichts. Es geht zum Beispiel darum, wer Rückrundenmeister wird. Oder um ein paar schöne Rekorde des FC Basel bezüglich Punkten und Toren, welche die Young Boys brechen können. Und ums Prestige. YB-Trainer Gerardo Seoane sagt, in erster Linie gehe es darum, weiter hungrig zu sein und den Plan möglichst perfekt umzusetzen, hart zu arbeiten und das Leistungsoptimum herauszuholen. «Dann kommen die Resultate wie zuletzt das 4:0 in Sion von allein.»

Dreimal darf YB in den letzten vier Runden zu Hause antreten, gegen Basel, GC und Luzern, am übernächsten Mittwoch steht zudem das Gastspiel bei St. Gallen an. Gerardo Seoane ist nicht wehmütig, dass diese doppelte Meistermannschaft danach keineswegs geschlossen in Bern bleibt. «Das wäre ja ein negativer Gemütszustand. Wir werden einige Abgänge haben, aber das gehört dazu. Wir dürfen jedoch stolz sein, haben sich Spieler so verbessert, dass sie in eine grosse Liga gehen können.»

Und sowieso, das Treffen mit Basel sei eine grossartige Herausforderung. Der FCB präsentierte sich zuletzt deutlich verbessert und äusserst solid, er verfügt über ein starkes Kader – und hat eine Woche nach dem morgigen Auftritt noch ein wichtigeres Rendez-vous auf dem ungeliebten Kunstrasen im Stade de Suisse. Im Cupfinal gegen den krassen Aussenseiter Thun können die Basler eine total verpatzte Saison halbwegs versöhnlich beenden. Nach dem frühen Trainerwechsel von Raphael Wicky zu Marcel Koller (ja, das war in dieser Spielzeit), dem Ausscheiden in den Qualifikationen zur Champions League und zur Europa League, dem schmachvollen 1:7 im Stade de Suisse im Herbst und teilweise 25 Punkten Rückstand auf den Rivalen YB.

Basels schlechte Bilanz

Mittlerweile sind es noch 20 Zähler Abstand, genau das war der FCB-Rekordvorsprung in der Super League 2012. In der Rückrunde holten die Basler nur einen Zähler weniger als der Meister. Zuletzt allerdings siegten sie in Bern bei vier Niederlagen und 5:16-Toren fünfmal nicht, ihr letzter Erfolg ist fast drei Jahre her. «Diese Statistik spielt keine Rolle, das 7:1 auch nicht», sagt Seoane gewohnt nüchtern. «Es geht bei 0:0 los, wir wollen ein Zeichen setzen.» Ein Zeichen aber, das keinerlei Bedeutung für die nächste Saison haben werde. «Auch darum geht es nicht», sagt der Coach. «Wir bewegen uns immer im Hier und Jetzt. Was ab Sommer sein wird, wissen wir am Sonntag alle nicht.» (fdr)

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