Presseschau

Basler Zeitung vom 13.05.2019

Der Basler Kampf mit der Mittellinie

Spitzen-Testspiel In einer Partie, in der es für beide Teams nur noch um die Ehre geht, erfährt der FC Basel beim BSC Young Boys, warum der Gegner die Meisterschaft klar für sich entschieden hat – und verliert mit 1:3.

Oliver Gut, Bern

Normalerweise ist man ja im Fussball um Floskeln bemüht, wenn das Spiel einmal abgepfiffen ist. Verliert man, wird die eigene Leistung gerne schöngeredet. Gewinnt man, dann verweist man auf die Stärken des Gegners, der es einem überhaupt nicht einfach gemacht hat.

Nach den 90 Minuten im Berner Stade de Suisse ist es etwas anders. Der FC Basel ist dort angetreten, um in einer Ligapartie, in der es für beide Mannschaften nur noch um Ehre und Statistik gegangen ist, gegen den BSC Young Boys zu beweisen, dass man besser ist, als der deutliche Abstand in der Tabelle glauben macht. Und hat dann dort nach zuvor 17 Partien ohne Niederlage verloren. Mit 1:3 – und diskussionsloser, als es das Resultat glauben macht.

Also sagt YB-Flügelangreifer Christian Fassnacht in der Interviewzone direkt und ohne falsche Höflichkeit: «Das war eine Machtdemonstration der gröberen Art. Wenn Jonas Omlin nicht gewesenwäre, wäre esvielleicht noch mal ein 7:1 geworden.»

Damit ist schon sehr viel über ein Spiel gesagt, nach welchem YB bei 85 Punkten und damit nur noch einen Zähler hinter dem FCB-Rekord von 2016/17 steht. Über ein Spiel, in dem aufseiten der Basler einzig der Torhüter auf dem Niveau des Gegners (und vielleicht sogar darüber) agiert hat. Ein halbes Dutzend Top-Paraden zeigt Jonas Omlin auf zwei Dutzend Berner Abschlüsse. Er bewahrt damit seiner Mannschaft fast eine Stunde lang die Führung, ehe er gegen Nsamé (62.) keine Chance mehr hat. Und er hält seine Equipe damit bis fast zum Schluss im Spiel, als Ngamaleu auf seinen ersten Treffer (81.) in der 92. Minute einen zweiten folgen lässt.

Die rotblauen Feldspieler hingegen, die zeigen sich über weite Strecken der Partie überfordert von Tempo, Zweikampfstärke und Ideen des Schweizer Meisters. Und es lässt sich ziemlich genau festmachen, ab wann sie das tun: In der 4. Minute erzielt Fabian Frei mit dem ersten Angriff das einzige FCB-Tor. Danach kämpfen die Basler praktisch bis zum Schluss der Begegnung damit, den Ball sinnvoll aus der eigenen Platzhälfte über die Mittellinie zu bringen.

Es gelingt dies nur ganz selten. Etwa in der 42. Minute, als Valentin Stocker völlig entgegen den Stärkeverhältnissen das 2:0 auf dem Fuss hat und sein Schuss neben das Tor geht. Oder in der 81. Minute, als man einen Freistoss hat – und dann jenen Konter kassiert, der YB die längst verdiente Führung bringt.

Ärgerlich ist dabei auch, dass Eder Balanta diesen Konter nicht unterbindet, obwohl er an den Ball kommt – und dass man ins Messer läuft, obwohl man in Unterzahl agiert: Carlos Zambrano ist in der 72. Minute mit Gelb-Rot vom Platz geflogen.

Gut daran ist, dass es keine direkte Rote Karte ist (vgl. «Der Aufreger»). Und vielleicht ist es ja auch gut, dass dem FCB damit die Hauptprobe für das misslungen ist, was am selben Ort am kommenden Sonntag stattfindet: der Cupfinal gegen den FC Thun.

Dort geht es für den FCB darum, ein versöhnliches Saisonende und Schwung für die nächste Spielzeit zu finden. Das jüngste Messen mit YB taugt nicht dazu.

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