Presseschau

Basler Zeitung vom 14.05.2019

Statistisch schlechter als beim 1:7

Der Basler Auftritt beim Meister liest sich einzig resultatmässig besser als vor einem halben Jahr.

Oliver Gut

Im Grunde war es ja nicht mehr als ein Testspiel unter Wettkampfbedingungen. Für den BSC Young Boys ging es dabei lediglich darum, dem Publikum im eigenen Stadion etwas zu bieten und weiter auf der Spur in Richtung Punkte- und Torrekord zu bleiben. Für den FC Basel war es so etwas wie die Hauptprobe für den Cupfinal vom kommenden Sonntag, der ebenfalls auf dem Plastikrasen des Stade de Suisse stattfindet – und auch der Versuch, dem souveränen Meister zu zeigen, dass man mit ihm eben doch mithalten kann.

Am Ende war es dann doch etwas mehr. War es irgendwie ein Zeichen von Gelbschwarz an Rotblau. War von Machtdemonstration des Meisterschafts-Ersten gegenüber dem Meisterschafts-Zweiten die Rede. Und stehen nun ein paar Gedanken im Raum, wenn es um die neue Saison geht. Denn YB hat die Partie mit 3:1 für sich entschieden. Vor allem aber hat YB die Partie in einer Art und Weise dominiert, dass der FCB mit dem Resultat ziemlich gut bedient war.

Leicht hätte es so kommen können wie am 23. September 2018. Damals, als der FCB ebenfalls bei den Bernern zu Gast gewesen war – und am Ende des Tages ein Resultat von historischer Dimension stand, die Basler eine 1:7-Klatsche fingen.

24:4 Schüsse
Wer nun findet, das sei weit hergeholt, der wird beim Blick auf die Statistiken klar widerlegt: Tatsächlich agierte der FC Basel beim jüngsten Auftritt in der Bundesstadt sogar in praktisch allen Bereichen schwächer als ein halbes Jahr zuvor.

Das zeigt sich schön in zwei der erheblichsten Kriterien: War damals das Schussverhältnis mit 15:10 nicht massiv zugunsten von YB ausgefallen, ist es vor zwei Tagen ganz anders gewesen: 24- mal fanden die Berner den Abschluss, nur viermal die Basler, wobei der Ball nur einmal den Weg aufs Tor fand – bei Fabian Freis frühem FCB-Führungstreffer in der vierten Minute, dem die Gelbschwarzen fast eine Stunde lang trotz bester Gelegenheiten hinterherhechelten.

Auch der Ballbesitz spricht eine deutliche Sprache: Im vergangenen Herbst hatten die Young Boys mit 52 Prozent im Vergleich zum FCB nur leichtes Oberwasser. Nun kamen die Gastgeber auf 61 Prozent.

Dass daraus aus Sicht der Basler kein 1:7 oder mehr entstand, dürfte nicht nur dem Vorteil der frühen Führung geschuldet sein. Sondern es lässt sich auch mit einer gewissen Nonchalance der Berner erklären, die sich an ihrem Spiel erfreuten, wissend, dass ihnen der Titel sicher ist. Der wichtigste Grund findet sich aber in der Aufstellung des FCB: Dort hütete am Sonntag mit Jonas Omlin der Stammkeeper das Tor – und zeigte trotz dreier Gegentore eine hervorragende Leistung mit vielen starken Paraden. Am 23. September 2018 fehlte dieser Omlin dem FCB verletzt – und sein Stellvertreter Martin Hansen dürfte keine starke Abwehrszene gehabt haben. Jedenfalls erinnert man sich ein halbes Jahr später nicht daran.

Die ganz grossen Schlüsse im Hinblick auf die neue Saison lassen sich aus dem letzten Direktvergleich dieser Spielzeit trotzdem nicht ziehen. Dafür war das Messen zu wenig wichtig. Aber wenn man davon ausgeht, dass der FCB in Anbetracht der finanziellen Situation (vgl. BaZ vom Samstag) nicht gewillt ist, seinem Kader im Sommer mehr Substanz hinzuzufügen, dann fragt man sich bei allen bekannten und vermuteten Berner Abund Zugängen schon, ob Rotblau wirklich in der Lage sein wird, YB ernsthaft zu konkurrenzieren. Sicher ist: Den Torhüter dazu, den hat der FC Basel schon.

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