Presseschau

Schweiz am Wochenende vom 18.05.2019

Vier Duelle, vier Geschichten

Ein Blick auf die vier letzten Cupspiele zwischen dem FC Basel und dem FC Thun von Céline Feller

20. November 2004 Cup-Achtelfinal: FC Thun - FC Basel 5:4 n.E. (1:1, 0:0)

Tore: 57. Mario Raimondi 1:0, 68. Julio Hernan Rossi 1:1.

Zwei Stunden dauerte es. Zwei lange Stunden in der Thuner Kälte, aber dann war die Überraschung perfekt. Der FC Thun hatte den FC Basel aus dem Cup geworfen. Den amtierenden Meister, der das Double zum Saisonziel ausgerufen hatte. Das Team, das noch darum kämpfte, europäisch zu überwintern. Aber für dieses Team war der FC Thun an diesem Abend zu stark.

In der regulären Spielzeit fand Basel zwar besser ins Spiel, hätte gar gleich nach dem Anstoss bereits die Chance gehabt, ein erstes Mal jubeln zu können, aber Sebastien Barberis verpasste. So schnell die Basler ins Spiel kamen, so rasant liessen sie aber auch wieder nach. Das Resultat: ein 1:1 nach 90 Minuten durch Tore von Mario Raimondi und Julio Hernan Rossi. Und auch nach 120 Minuten zeigte die Resultattafel noch immer ein 1:1. Es brauchte die grosse Probe für die Nerven: das Penaltyschiessen.

Christian Giménez, Julio Hernan Rossi und Cesar Carignano behielten die Nerven auf Basler Seite. Boris Smiljanic und Mile Sterjovski aber versagten sie. Weil bei den Thunern Reto Zanni, Michel Renggli, Antonio dos Santos und Baykal Bellusci sicher verwandelten, hatte der FCB am Ende das Nachsehen. 3:4 unterlagen die Basler im Elfmeterschiessen, 4:5 im Gesamtskore. Der kleine FC Thun, der schon in der ganzen Saison über seinen Verhältnissen spielte, holte auch an diesem Abend mehr aus sich heraus, als in ihm steckte und warf den grossen FCB raus.

Thun-Trainer Hanspeter Latour wurde danach nicht müde, den Sieg als Exploit zu bezeichnen. Der FCB konnte sich am Ende der Saison immerhin mit dem Schweizer-Meister-Titel trösten.

27. Februar 2008 Cup-Halbfinal: FC Basel - FC Thun 1:0 (1:0).

Tore: 11. Vratislav Lokvenc 1:0.

Ein 1:0 war am Ende genug für den FC Basel, um zum 15. Mal in der Vereinsgeschichte den Einzug in den Cupfinal zu realisieren. Es war aber auch ein hartes Stück Arbeit, um dies zu schaffen. Denn der Tabellenführer tat sich gegen das Tabellenschlusslicht überraschend schwer. Zumal das Duell auch noch vor dem heimischen Publikum ausgetragen wurde. Dieses tat seinem Unmut nach einer Leistung, die mit zunehmender Spieldauer immer fahriger und unsouveräner wurde, kund: Pfiffe hallten durchs Joggeli. Der Basler Fan erwartet mehr, als ein mageres 1:0, das die Thuner mehrfach hätten ausgleichen können.

In der Endabrechnung reicht es dem FCB, der nach Siegen über Binningen, Léchelles, GC und Stade Nyonnais auch Thun schlägt, ins Endspiel. Zu verdanken haben die Basler dies insbesondere einem Spieler: Vratislav Lokvenc. Der fast zwei Meter grosse Tscheche stand im Cupspiel gegen Thun ein erstes Mal in der FCB-Startelf und lenkte einen Freistoss von Ivan Ergic mit dem Kopf ins Tor. Es sollte sein einziges Tor in nur sechs Spielen für die Basler bleiben.

Grösseren Einfluss auf die Basler Geschichte hat bis heute einer, der bei diesem nicht erinnerungswürdigen Spiel sein Debüt bei den FCB-Profis feiern durfte: Valentin Stocker.

Im Final im heimischen Joggeli durfte der junge Stocker dann zwar nicht mehr mittun. Feiern konnte er danach aber trotzdem: Seine Kollegen besiegten die AC Bellinzona mit 4:1 und konnten damit den Cuptitel verteidigen. Für Stocker war es der erste von drei Titeln in diesem Wettbewerb (2008, 2010, 2012) sowie das erste von drei Doubeln.

22. November 2008 Cup-Achtelfinal: FC Thun - FC Basel 0:4 (0:3)

Tore: 22. Eren Derdiyok 0:1, 29. Eren Derdiyok 0:2, 60. Eren Derdiyok 0:3, 90. Jürgen Gjasula 0:4.

Vor dem Achtelfinal zwischen dem FC Thun und dem FC Basel gab es nur zwei Themen: Schaffen es die Thuner, noch rechtzeitig den Schnee im Stadion Lachen wegzuräumen, damit das Spiel durchgeführt werden kann? Und schaffen es die Thuner, an das Gezeigte von vor vier Jahren anzuknüpfen, als man den FCB sensationell mit 5:4 aus dem Cup warf?

Am Tag danach konnte nur eine Frage mit Ja beantwortet werden. Aus Thuner Sicht die falsche. Denn vier Jahre nach der Sensation erzielt erneut ein Team vier Tore, nur waren es diesmal die Basler. Eren Derdiyok entschied das Spiel so gut wie im Alleingang. Nachdem die Thuner ein paar gute Chancen liegen gelassen hatte, zeigte ihnen Derdiyok, wie Kaltschnäuzigkeit wirklich geht. Erst traf er per Kopf zum 1:0, dann per Abpraller zum 2:0 und nach der Pause erneut mit dem Kopf zum 3:0. Eine Stunde war zu diesem Zeitpunkt gespielt, die Partie war längst entschieden. Jürgen Gjasula bedankte sich dann noch bei Trainer Christian Gross für seine Einwechslung und erhöhte auf den Schlussstand von 4:0. Dass es eine derart deutliche Angelegenheit werden würde, damit war nicht zu rechnen. Auch wenn der FCB als Oberklassiger gegen den Challenge-League-Klub natürlich der Favorit war. Aber noch vor dem Spiel sagte Gross, dass er von Marco Streller Tore erwarten würde. Nur: Ebendieser Marco Streller fiel am Matchtag mit einer Magen-Darm-Grippe krank aus. Die Last lag beim damals erst 21-jährigen Ersatz Derdiyok. Dass er mit Druck umgehen konnte, hatte dieser aber bereits zwei Wochen zuvor gezeigt: Dort sicherte er dem FCB im Camp Nou einen Punkt gegen den grossen FC Barcelona.

27. Februar 2013 Cup-Viertelfinal: FC Thun - FC Basel 1:2 n.V. (0:1, 1:1)

Tore: 12. Alex Frei 0:1, 79. Marco Schneuwly 1:1, 115. Alex Frei 1:2.

Luca Zuffi, Renato Steffen und Urs Fischer: Sie alle waren am 25. Mai 2017 noch beim FC Basel, als dieser den FC Sion im Cupfinal besiegte und sich seinen bislang letzten Titel holte. Zuffi, Steffen und Fischer, sie alle waren am 27. Februar 2013 aber auch noch beim FC Thun, als dieser das bislang letzte Aufeinandertreffen Thuns und Basels im Cup in der Verlängerung mit 1:2 verlor.

Die grosse Bühne aber gehört an diesem Abend einem ganz anderen Akteur: Alex Frei. Unter Trainer Murat Yakin wurde er im Jahr 2013 bis zu diesem Cupspiel gegen den FC Thun nie berücksichtigt. Im Viertelfinal gelingt ihm – mit der Captainbinde am Arm - dann das grosse, eindrückliche Comeback. Frei allein hätte den FC Thun an diesem Abend abschiessen können. Erst gelingt ihm bereits in der 12. Minute per Kopf sein erstes Tor. Zu guten Chancen kommen zwei Matchbälle dazu, die er jedoch nicht verwerten kann. Nach dem Thuner Ausgleich scheitert er kurz vor Ende der regulären Spielzeit erneut an Thun-Keeper Guillaume Faivre. «Da zeigte der Torhüter, dass er seinen Lohn wert ist», gibt Frei damals zu Protokoll. Während Frei am Sonntag nicht mehr auf dem Platz stehen wird, wird Faivre auch sechs Jahre danach noch das Thuner Tor hüten. Er wird hoffen, dass den Basler Stürmern Ricky van Wolfswinkel und Albian Ajeti nicht gelingt, was Frei schliesslich in der 115. Minute doch noch schaffte: Faivre ein zweites Mal zu bezwingen und sein Team eine Runde weiter zu schiessen. Nur wäre es diesmal keine schlichte Qualifikation für einen Halbfinal, sondern wäre ein Sieg gleichbedeutend mit dem Titelgewinn im Schweizer Cup.

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