Presseschau

Blick vom 18.05.2019

«WIR FEIERTEN BIS TIEF IN DIE NACHT»

Wir sind Helden Die FCB-Historie ist reich an Cup-Helden. Einer von ihnen ist Markus Pfirter (79), der den Cup 1963 gewann. Der gelernte Maurer über die Prämie, die ein Vermögen war – und ein Plakat, das ein Spässchen war.

Aufgezeichnet von Stefan Kreis

«In der Nacht vor dem Cupfinal konnte ich kaum schlafen vor Nervosität, die Grasshoppers waren haushoher Favorit, keiner hat mit uns gerechnet. Wir waren eine junge Mannschaft, die nichts zu verlieren hatte. Das Wankdorf war ausverkauft, eine solche Kulisse waren wir uns nicht gewohnt. Im Halbfinal, als ich im Joggeli gegen Lausanne das entscheidende Tor erzielte, kamen 17 000, nun sahen uns 45 000 Menschen zu. Darunter auch einige meiner besten Freunde. Die brachten ein Transparent mit ins Stadion. ‹Pfirter der Brecher holt den Cup-Becher› stand drauf. Ein Spässchen, denn ich war mit meinen 65 Kilogramm und einer Körpergrösse von 1,76 Metern alles andere als ein Brecher im Sturm. Aber ich war schnell, hatte eine gute Kondition und war hart im Zweikampf.

Als der Final begann, war meine Nervosität wie weggeblasen. Auch weil wir merkten, dass wir hier trotz Aussenseiterrolle etwas holen konnten. Beim 1:0-Führungstreffer hatte ich meine Füsse im Spiel. Ich schickte unseren kleinsten Spieler, Otto Ludwig, der einen Freistoss von der rechten Seite treten wollte, in den gegnerischen Strafraum und flankte den Ball selbst. Coach Jiri Sobotka rief mir noch zu, was um Himmels willen ich da tue. Doch die Hereingabe landete irgendwie bei Heinz Blumer, der zur Führung traf. Kurze Zeit später erzielte Ludwig das 2:0. Ich glaube, er ist seinem Gegenspieler durch die Beine hindurchgerannt, kann mich aber nicht mehr genau erinnern. Bei diesem Resultat bliebs.

Es war der erste Titel für den FCB nach zehnjähriger Wartezeit, erst der vierte überhaupt. Entsprechend gross war der Jubel der Fans. Was nach dem Sieg in Basel los war, dafür gibts keine Worte. Wir wurden wie Helden empfangen, von Tausenden von Menschen eskortiert. Erst da begriff ich allmählich, dass wir etwas Historisches geschafft hatten. Wir feierten bis tief in die Nacht hinein, obwohl viele am nächsten Tag wieder hätten zur Arbeit gehen müssen.

Ich arbeitete damals fünf Tage pro Woche als Maurer auf dem Bau, absolvierte nebenbei eine Ausbildung zum Bauführer in Aarau, ging abends trainieren, das volle Programm. Vor dem Cupfinal haben wir ausnahmsweise zwei Tage freibekommen. Der FC Basel musste meinem Arbeitgeber aber den Arbeitsausfall bezahlen.

Als wir Cupsieger wurden, hat uns der Klub – soviel ich mich erinnern kann – um die 4000 Franken Prämien gezahlt. Das war für uns ein Vermögen. Doch das Geld spielte damals nur eine Nebenrolle. Es ging um den Fussball. Und darum, etwas geschafft zu haben, von dem wir heute noch erzählen dürfen.»

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