Presseschau

NZZ vom 21.05.2019

FCB-Zünder Ajeti und das Warum

Herausgegriffen

Samuel Burgener · Der Cup-Sieg des FC Basel am Sonntag hat – wie üblich – die eine oder andere Geschichte fabriziert. Am meisten Aufmerksamkeit erregte der Stürmer Albian Ajeti, der beim mühevoll errungenen 2:1 gegen den FC Thun das 1:0 geköpfelt hatte. Bei der Feier am Sonntagabend auf dem Barfüsser-Platz zu Basel stand er mit den Kollegen auf dem Balkon eines Restaurants, liess sich von den Fans bejubeln, winkte hinunter. Ajeti stand zuvorderst, und plötzlich wurde ihm aus der Meute eine Pyro-Fackel zugeworfen. Ajeti nahm sie, entzündete sie. Und: Es wurde feuriges Licht.

Ajetis Aktion ist ein Problem, weil das Abbrennen von Pyro-Fackeln in der Schweiz verboten ist. Die Ultras in den Kurven widersetzen sich dem Verbot seit Jahren, die Liga büsst die Klubs regelmässig. Es ist das grosse Katz-und-Maus-Spiel des Fussballbetriebs. Alle regen sich auf. Und immer wieder verbrennen sich auch Fussballer die Finger.

Didier Crettenand fackelte nach dem Cup-Sieg des FC Sion 2011, Milan Vilotic nach dem Cup-Sieg der Grasshoppers 2013. Adrian Winter und Mirlind Kryeziu zündelten nach dem Cup-Sieg des FC Zürich 2018. Christian Fassnacht brannte bei der Meister-Party der Young Boys im April eine Fackel ab. Winter und Kryeziu wurden wegen Verstössen gegen das Sprengstoffgesetz zu bedingten Geldstrafen verurteilt. Fassnacht erhielt gemäss YB eine «massive Busse» und eine Rüge des Sportchefs Christoph Spycher.

Auch Ajeti wird bestraft werden. Und so stellt sich die Frage, warum er sich hinreissen liess. Und warum die Teamkollegen zusahen und sich erfreuten anstatt einzugreifen. Unwissenheit? Die Fiebrigkeit des grossen Moments? Der latente Übermut und Aufruhr eines 22-Jährigen? Feuermachen als Geste der Männlichkeit in der Macho-Welt Fussball? Eine Anbiederung an die Ultras, die rund um einen Klub eine eigenartige Machtwirkung ausüben? Der Wunsch eines Fussballers nach Ausbruch, weil sein Leben arg normiert ist und von Pulsmessgeräten überwacht?

Vielleicht ist alles ganz einfach: Direkt nach dem Spiel antwortete Ajeti auf die Frage, wie er am Abend zu feiern gedenke: «Ich nehme heute alles, was mir in die Hand gedrückt wird. Ich trinke alles.» Nun ist das Trinken bei den Profifussballern eine besondere Sache: Sie sind Amateure darin. Und mit dem Trinken hält es sich wie mit dem Fussballspielen: Wer nicht regelmässig trainiert, aber plötzlich in die Vollen geht, dem droht ein böses Erwachen.

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