Presseschau

NZZ vom 15.06.2019

Was vor dem Fall Streller sonst noch geschah – fünf markante Personalien der noch jungen Ära Burgener

Jean-Paul Brigger

Nachdem der Unternehmer Bernhard Burgener im Frühling 2017 den FC Basel übernommen hat, wird allgemein erwartet, dass er einen starken CEO engagiert. Am 8. Juni wird Jean-Paul Brigger als Delegierter des Verwaltungsrats präsentiert, eine überraschende Wahl, weil der ehemalige Fussballer nicht als Macher bekannt ist. Brigger selber sagt, er sei «nicht der neue Zampano». An der GV kurz darauf versagen ihm die Mitglieder die Wahl in den Vereinsvorstand – was für Briggers Ernennung zum Delegierten unbedeutend, aber doch ein Misstrauensvotum der Basis ist. Briggers Einfluss bleibt klein, nach einem Jahr beendet der Walliser das Engagement.

Manuel Akanji

Im Herbst 2017 deutet sich an, dass der Innenverteidiger Manuel Akanji im Januar 2018 umworben werden dürfte. Akanji gehört zu den Säulen der Mannschaft, die unter dem Coach Raphael Wicky nach Startproblemen in der Meisterschaft fast zu den Young Boys aufgeschlossen und in der Champions League die Achtelfinals erreicht hat. Der FCB verkauft Akanji nach Dortmund, ein nachvollziehbarer Transfer, wenn es in der Hinterhand einen Ersatz gäbe. Kurz vor Schliessung des Transferfensters leiht sich der FCB Léo Lacroix aus, eine Verpflichtung, die längst schon hätte besiegelt werden können, bei den Kaderplanern aber vorerst auf Widerstand gestossen ist.

Raphael Wicky

Zum Beginn der Saison 2018/19 verliert der FC Basel in der Super League gegen St. Gallen und in der Champions-League-Qualifikation gegen PAOK Saloniki. Dem Trainer Raphael Wicky werden überdies Testspiel-Niederlagen zur Last gelegt, der FCB entlässt ihn. Wicky wurde ein Jahr zuvor vom U-21-Trainer zum Chefcoach befördert und stand symbolisch für die FCB-Absicht, auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu setzen. Im Rennen um den Job setzte sich der ehemalige Nationalspieler unter anderem gegen Patrick Rahmen durch, der einst ebenfalls FCB-U-21-Coach gewesen war und der Favorit des Sportdirektors Marco Streller gewesen sein soll.

Marcel Koller

Er ist der Gegenentwurf zum Jungtrainer Wicky, routiniert, zweifacher Meistertrainer. Koller startet mit sechs Siegen in Serie, verpasst aber den Einzug in die Europa-League-Gruppenphase. Am 23. September 2018 verliert der FCB gegen YB 1:7, zwei Tage danach antwortet Koller auf die Frage, ob der FCB mangelhaft geführt sei: «Glauben Sie nicht, dass ich Ihnen darauf eine Antwort gebe.» Und er sagt dennoch: «Die Zeit wird einem nicht gegeben, die Geduld ist eigentlich nicht da, und man braucht sie trotzdem.» Es gibt immer mehr Anzeichen von interner Skepsis gegenüber Koller, vor dem Cup-Final am 19. Mai und auch nach dem Triumph bleibt ein Bekenntnis der Führung aus.

Alex Frei

Auch der Rekordtorschütze des Nationalteams gilt ab 2017 als Gesicht des neuen FCB-Konzepts, obwohl er das eigentlich nicht wünscht. Frei lässt sich an der Seite des langjährigen Weggefährten Marco Streller in den Verwaltungsrat wählen, will aber im Hintergrund arbeiten. Zu schwer wiegen die Erfahrungen aus seiner Zeit als Sportchef im FC Luzern, die ihn aufgewühlt und nahezu ausgebrannt hat. An der GV vom vorletzten Dienstag tritt Frei aus dem Verwaltungsrat zurück, die Mitglieder applaudieren ihm lange, Frei sagt, er könne garantieren, dass «wir meistens nicht einer Meinung waren, aber am Schluss ging es immer um das Wohl des FC Basel».bsn.

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