Presseschau

Blick vom 15.06.2019

Streller verliert den hässlichen Machtkampf

Das meint Blick

Andreas Böni Fussball-Chef andreas.boeni@ringier.ch

Paukenschlag in Basel: Trainer Marcel Koller wird doch nicht entlassen. Stattdessen gehts Sportchef Marco Streller an den Kragen. Es ist das Ende eines hässlichen Machtkampfs, während dem der FCB über Wochen ein schlechtes Bild abgab.

Streller kam mit seinem Plan, Marcel Koller durch Patrick Rahmen zu ersetzen, bei Präsident Bernhard Burgener nicht durch. So blieb Streller am Ende nichts anderes übrig, als das Handtuch zu werfen. Eine weitere Zusammenarbeit mit Koller wäre undenkbar gewesen. Zu schmutzig war das Spiel mit Koller, der trotz weiterlaufendem Vertrag scheibchenweise und gnadenlos demontiert wurde.

Nun die irre Wende. Dahinter steht Bernhard Burgener, der Klub-Besitzer und FCB-Präsident. Er nahm die Streller-Pläne mit Rahmen entgegen und hörte sich auch die Argumentation der Koller-Seite an. Und wer Burgener kennt, den darf sein Urteil nicht überraschen. Der bekennende Statistik-Fan hielt zum 58-jährigen Trainer und nicht zum 37-jährigen Sportchef.

Für Koller sprach: Wenn ein Trainer die Mannschaft nicht mehr hinter sich hat, in 23 Spielen aber nur ein Mal verliert und dazu noch den Cup gewinnt – dann hat er auch irgendetwas richtig gemacht. Und dass eine Entlassung mit bis zu 2,5 Millionen Franken zu Buche schlagen könnte, ist ebenfalls ein Fakt.

Der Spieler-Aufstand vom letzten Jahr half Streller bestimmt auch nicht. Dass der Sportchef es zuliess, dass sich die Mannschaft bei Burgener über Koller beschwerte, ist im Nachhinein ein Eigentor. Kollers Position wurde so geschwächt. Das ist jetzt ganz anders. Koller kann durchgreifen. Das wird den einen oder anderen Streller-Vertrauten im Kader und im Mitarbeiterstab zittern lassen.

War Streller ein schlechter Sportchef? Nein. Er hat gute Transfers wie Ajeti oder Omlin gemacht, Spieler wie Akanji oder Elyounoussi für 25 Millionen respektive 20 Millionen Franken verkauft. Er hatte aber auch einige Flops – und bei der Trainer-Wahl hatte er bezüglich des Zeitpunkts bestimmt kein glückliches Händchen.

Was man Streller zugute halten muss: Er hat sich stets mit seinem Arbeitgeber identifiziert und hat allerlei Kritik auf sich gezogen. Dieses Schutzschild ist nun für die restlichen Bosse weg.

Marcel Koller hat keinen Streller mehr im Nacken. Aber eigentlich auch nur eine ganz dünne Basis für sein zukünftiges Wirken. Jetzt muss er zeigen, was in ihm steckt.

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