Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 17.06.2019

Burgeners nächster Alleingang

Ein fragwürdiges Interview von FCB-Präsident Bernhard Burgener setzt der Chaos-Woche die Krone auf

Jakob Weber

Macht denn beim FCB in diesen Tagen jeder, was er will? Nach dem geplatzten Deal mit Aarau-Trainer Patrick Rahmen und dem darauf folgenden Rücktritt von Sportdirektor Marco Streller zeigt Rotblau auch am vergangenen Wochenende, wie schlecht es aktuell um den Verein steht. Das Communiqué, welches der FCB am Freitag zum Rücktritt von Streller verschickt, endete mit einer Information für die Medien: «Zu Beginn der kommenden Woche wird der FC Basel 1893 zu einer Medienkonferenz einladen, die genaue Zeit wird noch kommuniziert. Wir bitten um Verständnis, dass bis dahin keine weiteren Auskünfte seitens des FCB in dieser Sache erteilt werden.»

Die FCB-Kommunikationsabteilung wollte sich so Ruhe verschaffen. Doch Rotblau hat die Rechnung ohne den eigenen Präsidenten gemacht. Bernhard Burgener nutzt noch am Wochenende seinen eigenen Kanal, um seine Sichtweise zur Chaos-Woche mitzuteilen: ein Exklusiv-Interview im «SonntagsBlick». Das liefert jedoch nur eine einzige Antwort: «Wir werden weiterhin mit Marcel Koller zusammenarbeiten und mit ihm in die neue Saison gehen.» Trotz Desavouierung und anhaltender Misstöne aus der Mannschaft bleibt Koller also Trainer und hat sogar eine Option auf ein weiteres Jahr im Vertrag.

Ansonsten werfen Burgeners Aussagen vor allem noch mehr Fragen auf. Siebenmal drückt sich der Präsident im Interview um eine Antwort und verweist jeweils darauf, dass er sich zu Interna nicht äussern könne. Dazu werden die wichtigsten Fragen gar nicht erst gestellt: Woran scheiterte der Rahmen-Deal letztendlich? Und warum fiel Burgener seinem Sportchef in den Nacken, sodass dieser am Ende keine andere Wahl hatte, als zurückzutreten? Wer beeinflusste den Präsidenten in seiner Entscheidung?

Gemäss «Blick» soll Streller am Mittwoch in einem Gespräch mit Burgener, CEO Roland Heri, Koller und dessen Berater Dino Lamberti die Freistellung des Trainers verkündet haben. Burgener dementiert dies nicht. Warum der Präsident dann aber die Koller-Entlassung am Donnerstag wieder zurücknahm, will er auch nicht sagen: «Interna». Wer beim FC Basel mit wem zusammen welche Entscheidungen trifft, bleibt wie so oft in den letzten zwei Jahren schleierhaft. Doch auch diese Episode zeigt beispielhaft, dass beim FCB, seit Burgener 2017 übernahm, in vielen Bereichen nur selten in die gleiche Richtung gearbeitet wird.

Wer folgt auf Marco Streller?

Wer in Zukunft FCB-Sportdirektor wird, ist weiter ungeklärt. Was mit den Streller-Vertrauten wie Kaderplaner Remo Gaugler passiert, ebenfalls. «Dass wir die Sportabteilung analysieren und uns neu aufstellen müssen, liegt auf der Hand», sagt Burgener nur. Bleibt zu hoffen, dass die angekündigte Pressekonferenz Anfang Woche mehr Antworten liefert.

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