Basler Zeitung vom 17.06.2019
Kaderplanung
Kemal Ademi wechselt zum FC Basel, während es bei Albian Ajeti Anzeichen auf eine Flucht aus dem Status quo gibt.
Auch wenn es in den vergangenen drei Wochen und all den Feiertagen den Anschein machte: Nur in der Sonne gelegen oder in der Kirche gekniet ist man beim FC Basel nicht, bevor eine Posse, die in einen Trainerwechsel zu münden schien, auf fragwürdig-einmalige Weise zum Rücktritt des Sportchefs führte.
Am Donnerstag vermeldete Rotblau, dass Dimitri Oberlin nach Belgien ausgeliehen wird, und bereits am Samstag wurde immerhin die zweite Neuverpflichtung nach Omar Alderete gemeldet: Mit Kemal Ademi, der für vier Jahre unterschrieb, erhält das rotblaue Kader Zuwachs im Sturmzentrum.
Das ist wörtlich zu nehmen: 196 Zentimeter misst der Angreifer, der zuletzt für Neuchâtel Xamax in 31 Partien zehn Treffer erzielte. Das passt. Auch, weil er Marco Strellers letzte Amtshandlung markiert – der Ex-FCB-Captain ist gleich gross. Noch mehr aber, weil er jene physische Komponente bringt, die man zuletzt beim FCB als zu knapp vorhanden ortete und der auch Innenverteidiger Alderete mit 188 Zentimetern gerecht wird. Und es passt ebenso, weil der Profi mit kosovarischen Wurzeln, aber deutsch-schweizerischer Spielberechtigung ablösefrei (aber kaum ohne Handgeld) erhältlich war, was den Sparplänen von Bernhard Burgener entspricht.
Zur Verbesserung des Verhältnisses zwischen jährlichen Einnahmen und Ausgaben passte auch, wenn Lazio Rom tatsächlich jene 14 Millionen Franken aufrufen würde, die im Internet gerüchteweise kursieren, wenn es um ein italienisches Interesse an Albian Ajeti geht – eine Zahl, die nahezu doppelt so hoch sein dürfte wie das, was als Ablösesumme realistisch erscheint.
Dass dieses Gerücht zeitnah zur Verpflichtung Ademis auftaucht, ist womöglich zufälliger, als dass es auf Strellers Rücktritt samt Folgen kursiert: Schon in den letzten Wochen der vergangenen Saison war aus dem Umfeld Ajetis zu vernehmen, dass der Angreifer sich nur schwerlich eine Zukunft unter Trainer Koller vorstellen könne und im Sommer zumindest eine Ausleihe anstrebe, sollte der Zürcher weiter beim FCB tätig sein (die BaZ berichtete). Das jetzige Gebrabbel im Internet, das immerhin von der renommierten «Gazzetta dello Sport» ausgeht, lässt sich demnach ohne grosse Fantasie als erste Spieler-Reaktion auf den Verbleib Kollers deuten.
Man darf gespannt sein, was tatsächlich daraus wird – zumal Ajeti bei seiner Heimholung im Sommer 2017 klar das Label eines Konzept-Transfers begleitete. Gespannt darf man auch sein, ob es ganz davon abgesehen zu Transfers kommt, bei denen der Verbleib Kollers eine wichtige Rolle spielen könnte. Schliesslich ist es ein offenes Geheimnis, dass die Mannschaft den Trainer überdurchschnittlich kritisch sieht.
Das hat übrigens auch Burgener indirekt im «Blick»-Interview zum Ausdruck gebracht: Er berichtet dort von rund elf (!) Spielern, die im Dezember anlässlich der bekannten Revolte gegen Koller bei ihm in Pratteln im Büro vorsprachen. (olg)