Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 19.06.2019

FC Baustelle

Der FC Basel will von Krise nichts wissen – ausser in der eigenen Kommunikation

Jakob Weber

Mit einem breiten Grinsen betritt FCB-Trainer Marcel Koller am Dienstag kurz nach 11 Uhr das Pressezentrum des St.Jakob-Parks. Der 58-jährige Zürcher ist nach den Geschehnissen der vergangenen Tage und dem Rücktritt von Sportdirektor Marco Streller der neue starke Mann beim FC Basel. Nicht nur weil mit Marco Streller sein grösster Gegenpol freiwillig das Handtuch geworfen hat. Sondern weil Koller der einzige Protagonist ist, der sich eigentlich nichts vorzuwerfen hat. Er ist trotz aller Spekulationen um seine Person ruhig geblieben. Die Fehler haben in diesen rotblauen Chaos-Tagen andere gemacht.

FCB-Präsident Bernhard Burgener zum Beispiel. Anders als Koller und FCB-CEO Roland Heri trägt er während der Pressekonferenz keinen feinen Zwirn, sondern ein blaues FCB-Poloshirt. Burgener eröffnet das Gespräch, indem er fünf Minuten lang vorgeschriebene Worte verliest. Die Zusammenfassung: «Wir haben Fehler gemacht, die wollen wir nicht wiederholen. Wir müssen zusammenrücken und nach vorne schauen. Der Verein steht über allem, niemand darf sich darüber stellen.»

Die Fehler sind gemäss Burgener vor allem in der schlechten Kommunikation gemacht worden. «Wir gingen davon aus, dass interne Informationen diskret behandelt werden. Das war nicht der Fall und das muss sich in Zukunft ändern», so der Präsident. Burgener meint damit zum Beispiel das Bekannt werden der Gespräche zwischen Streller und FCA-Trainer Patrick Rahmen oder das Abschieds-SMS des Sportchefs, das elf Minuten nach dem Absenden bereits online veröffentlicht war.

Zwei Gründe dafür, dass Interna beim FCB immer wieder nach aussen dringen, wollen die Bosse bereits erkannt haben. Burgener sagt: «Fussball ist ein Unterhaltungsbusiness. Da ist es schwierig immer alle Kanäle zu kontrollieren.» FCB-CEO Roland Heri fügt hinzu: «Es ist schwierig geworden, einwandfrei und für alle klar verständlich zu kommunizieren.» Da es beim FCB nicht den einen grossen Zampano, sondern eine flache Hierarchie gibt, sei das nicht einfach, aber man arbeite daran, so Heri. Von einer Krise wollen die Verantwortlichen beim FCB rein gar nichts wissen. «Der Laden funktioniert. Es gibt keinen Gedanken daran zu verlieren, dass hier eine Krise vorhanden ist», sagt Heri. Burgener antwortet auf kritische Fragen gereizt: «Warum ist das eine Krise? Nicht jeder Rücktritt ist eine Krise?»

Fragen werden abgeblockt

Die FCB-Bosse sind auch an der Medienkonferenz nicht gewillt, Licht ins Dunkel um die Verhandlungen mit Rahmen und die doppelte Desavouierung von Trainer und Sportchef zu bringen. Auch zu den Gründen des Streller-Rücktritts gibt es keine Antworten. Dabei muss etwas Schwerwiegendes vorgefallen sein. Denn einfach so tritt Streller nicht zurück. Doch, statt Tacheles zu reden, gibt Burgener zu P rotokoll, dass er von seiner sportlichen Führung erwarte, dass sie im Falle eines Abgangs etwas in der Hinterhand habe. «Vielleicht will Juventus Turin plötzlich Marcel Koller verpflichten.»

Burgener moniert zwar, dass viele Halbwahrheiten verbreitet wurden. Richtigstellungen vornehmen und somit mit Gerüchten aufräumen will er aber auch nicht. Bis auf eine Ausnahme: «Zu keinem Zeitpunkt ist eine Freistellung Marcel Kollers erfolgt.» Was der «Blick» am Sonntag kursiv zwischen das Exklusiv-Interview mit dem Präsidenten geschrieben hatte, ist – wenn man den Aussagen Burgeners glaubt – also eine Ente. Trotzdem sei dieser Alleingang kein Fehler gewesen. «Ich habe mich aufgrund der Samstagspresse entschlossen, dieses Interview zu geben. Der Fehler war, dass ich am Freitag andere Anfragen abgelehnt habe», so Burgener.

Bis ein neuer Sportchef gefunden ist, leitet eine Task-Force um Heri, Kaderplaner Remo Gaugler, Chefscout Ruedi Zbinden und Talentmanager Marcel Herzog die sportlichen Geschicke. Auch das sei laut Burgener kein Problem. Streller habe gute Vorarbeit geleistet. Für die neue Saison ist der FCB aus Sicht der Führung gut gerüstet. «Wir wollen in die Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs und um die M eisterschaft mitspielen», sagt Burgener. «Mit Feuer und Leidenschaft.»

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