Presseschau

Basler Zeitung vom 19.06.2019

Zweifel an der Glaubwürdigkeit

Kommentar

Warum Marco Streller nicht mehr Sportdirektor des FC Basel ist, bleibt im Verborgenen. Eine Überraschung ist das nicht: Nur wer seinem Ruf damit keinen weiteren Schaden zufügt, legt offen, was alles schieflief, dass aus einem sich anbahnenden Trainerwechsel ein Rücktritt des Sportchefs und damit ein Fiasko wurde.

So gesehen hat die Medienkonferenz der Öffentlichkeit gebracht, was man sich von ihr versprach: wenig. Spannender allerdings ist, was sie dem FCB bringt. So, wie sich die Protagonisten um klare Statements wanden, zuerst eine Krise negierten, um diese später als «Krise des ganzen Fussballs» zu überhöhen, und wie sie trotzdem davon sprachen, alles sei medial aufgebauscht worden, war offensichtlich, dass vieles aus dem Lot geraten ist.

Im Gegensatz zum geplatzten Rahmen-Deal, der unerklärt blieb, fielen in einem anderen zentralen Punkt klare Worte: Marcel Koller sei nie zwischenzeitlich freigestellt worden.

Ob dieses Statement positive Wirkung entfaltet, steht auf einem anderen Blatt. Denn wenn das so klar ist, dann fragt man sich, warum es Bernhard Burgener via «SonntagsBlick» verpasste, dies auf Anhieb klarzustellen. Das Boulevardblatt wird kaum davon abrücken, zumal auch mehrere Quellen der BaZ inzwischen klar auf eine Freistellung hinweisen. Kurz: Es gibt Gründe, an den Aussagen der FCB-Führung zu zweifeln.

Zweifel an der Glaubwürdigkeit helfen nicht bei den Reparaturarbeiten. Was es dazu aber ohnehin braucht, sind positive Resultate, die im Fussball leicht messbar sind. Stellen sich diese ab Ende Juli ein, wird man die jüngste Verwerfung als Wendepunkt zum Guten deuten. Wenn nicht, wird sich Volkes Zorn bestimmt nicht mehr gegen Marco Streller richten.

Oliver Gut Leiter Ressort Sport

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