Presseschau

Blick vom 17.07.2019

Xamax-Magnin fliegt als Erster

Die Trainerflugparade von BLICK

Wenns schlecht läuft, müssen die Trainer dran glauben. Dieses ungeschriebene Fussball-Gesetz wird auch diese Saison Gültigkeit haben. BLICK wagt die Prognose. Welcher Trainer fliegt zuerst?

FUSSBALL-REDAKTION

1 Joël Magnin (48, Xamax)

Vor einem Jahr schrieb BLICK: «Klubboss Christian Binggeli gilt als höchst seriös. Selbst eine Niederlagen-Serie dürfte an Decastels Status nichts ändern.» Beides war falsch! Aufstiegstrainer Michel Decastel flog nach einem 0:2 in Bern zum Rückrundenauftakt. Und Präsident Binggeli entpuppte sich als Hasardeur. Decastels maximal erfolgreichen Nachfolger Stéphane Henchoz schickte er per Saisonende in die Wüste – und gab den Entscheid auch noch zur Unzeit bekannt. Dass sich Xamax rettete, hat mit vielen zu tun, mit einem nicht: Präsident Binggeli. Ex-Profi Joël Magnin ist gänzlich unerfahren als Cheftrainer, und ihm steht wohl das schwächste Kader in der Super League zur Verfügung. Eigentlich sollte er deshalb nicht sofort unter Druck geraten, wenns nicht läuft. Wäre da nicht der eigenwillige Binggeli.

2 Stéphane Henchoz (44, Sion)

Er ist einer der Aufsteiger unter den Trainern. Er hielt Xamax mit einer famosen Leistung in der Liga. Der Ex-Nati-Verteidiger ist topseriös, arbeitsam und ausdauernd. Eigenheiten, die Sion-Boss Christian Constantin Henchoz’ Vorgänger Murat Yakin absprach – obschon er dessen taktische Brillanz rühmte. Henchoz könnte auch im Wallis performen. Allerdings: CC bleibt CC. Eigenwillig, selbstbewusst, gnadenlos. Wenn ihm Henchoz, der ebenfalls gerne ausspricht, was er denkt, nicht mehr passt, lässt er ihn fallen. Wie Yakin, den er kurz vor dessen Aus noch anhimmelte.

3 Ludovic Magnin (40, Zürich)

In der Rückrunde der letzten Saison stärkte Ancillo Canepa seinem Trainer trotz Gegenwind und miesen Resultaten den Rücken. Im SonntagsBlick sprach er Magnin auch im Fall eines Abstiegs eine Job-Garantie aus. Das ist nicht mehr so! Diese Saison fällt die Dreifach-Belastung weg, zudem hat Magnin mit Nathan, Popovic, Mahi und Kramer seine gewünschten Verstärkungen gekriegt. Auch seinen Assistenztrainer Alfons Higl durfte er quasi selbst bestimmen. Der Druck auf ihn ist nun zweifelsohne grösser. Ein zweites Jahr ohne Europacup würde Fussball-Romantiker Canepa jedenfalls nur schwer verkraften.

4 Fabio Celestini (43, Lugano)

Dass er Lugano in die Europa-League-Gruppenphase dirigierte und dabei meist einen ansehnlichen Fussball spielen liess, hat Fabio Celestinis Position gestärkt. Aber sein Chef Angelo Renzetti bleibt ein CC im Taschenformat: impulsiv und unberechenbar. Zudem ist bekannt, dass Renzetti sich auch schon über das permanente Theater an der Seitenlinie beklagte. Dafür trägt Celestini die Verantwortung. Geraten die Hitzköpfe aneinander, kanns nur einen Verlierer geben: Celestini. Und falls der russische Investor das ganze Aktienpaket übernimmt, könnte es noch schneller gehen.

5 Marcel Koller (58, Basel)

Hätte sich Marco Streller im Basler Verwaltungsrat durchgesetzt, würde Koller hier nicht mehr gelistet. Präsident Bernhard Burgener wechselte jedoch in letzter Sekunde die Seiten und hielt Koller im Amt – Streller zog die Konsequenz und schmiss hin. Neu-Sportchef Ruedi Zbinden gehörte von Anfang an zur Pro-Koller-Fraktion und wird den Trainer stärken. Im Schlaglicht bleibt Koller gleichwohl – zu oft wurde an der Zeitmässigkeit seiner Arbeit gezweifelt. Nur wenn der Meistertrainer von St. Gallen und GC gut startet, kann er die Debatten ersticken.

6 Thomas Häberli (45, Luzern)

Seine Bilanz beim FCL als Nachfolger des charismatischen René Weiler ist solide. Sein Team schloss die Saison als Fünfter ab, warf YB furios aus dem Cup. Die Halbfinal-Pleite gegen Thun trübte seine Bilanz allerdings. Häberli ist ein sehr bodenständiger Vertreter seiner Zunft, beliebt bei den Spielern und den Fans. Eine Niederlagen-Serie kann er sich allerdings kaum leisten.

7 Alain Geiger (58, Servette)

Er tauchte nach Jahren in Ägypten, Algerien, Marokko und Saudi-Arabien aus der Versenkung auf – und führte die Genfer mit ruhiger Hand nach sechs Jahren zurück in die Super League. Geiger kennt das Geschäft, trainierte dreimal Xamax, zweimal Aarau, GC und Lausanne – allerdings nicht immer mit Erfolg. Geiger ist unerschütterlich, schon wegen seiner Odyssee durch Afrika und Asien. Und er ist hungrig, der Fussball-Schweiz zu zeigen, dass er in der Super League erfolgreich sein kann. Präsident Didier Fischer, ein Seriöser seiner Zunft, wird auch nicht beim ersten Windstoss umfallen.

8 Peter Zeidler (56, St. Gallen)

Zum Trainingsstart vor vier Wochen verkündeten die St. Galler die vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2022 mit ihrem Trainer. Schon im Frühling, als die Espen noch berechtige Barrage-Ängste plagten, erteilte ihm Sportchef Alain Sutter einen Freifahrtschein. Zeidler ist rhetorisch herausragend und im Umgang jovial, an der Linie allerdings zuweilen wild. Sein Team war in der abgelaufenen Saison immer wieder interessant, unterhaltsam – oft aber auch arglos und in der Defensive schwach. Zeidler dürfte allerdings genügend Zeit zur Korrektur erhalten.

9 Gerardo Seoane (40, YB)

Kein Trainer-Stern strahlte in den letzten eineinhalb Jahren heller als der von Gerardo Seoane. Luzern führte er auf Platz 3, und in Bern verwaltete er das Erbe von Adi Hütter meisterlich. Er führte YB in die Champions League, wo sich die Berner achtbar schlugen. In der Liga zogen sie an der Spitze einsam ihre Kreise – dies meist unterhaltsam. Seoane, 2017 noch Nachwuchstrainer beim FCL, führte das Meisterkader souverän. Wie er mit Krisen umgeht, weiss zwar keiner, da er als Trainer noch keine hatte. Die Vorbereitung mit Siegen gegen Frankfurt und Crystal Palace lässt eine solche aber auch weit weg erscheinen.

10 Marc Schneider (38, Thun)

Er ist das besonnene Gesicht eines besonnenen Klubs. Weder ihn noch Sportchef Andres Gerber oder Präsident Markus Lüthi scheint etwas aus der Ruhe bringen zu können. Krisen moderieren die Thuner ebenso souverän wie sportliche Erfolge. Dass Marc Schneider einer sportlichen Krise zum Opfer fiele, ist jedenfalls noch weit weniger wahrscheinlich, als dass die Thuner mit ihrem Trainer in die Challenge League gingen.

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