Presseschau

Basler Zeitung vom 18.07.2019

Der leise Abgang eines Lauten

Geoffroy Serey Die spielt – trotz seines Vertrags bis 2020 – in den Planungen des FC Basel keine Rolle mehr.

Tilman Pauls

Beim FC Basel ist in den letzten Tagen so viel über Trainer, über Sportchefs und über Freistellungen diskutiert worden, dass man so kurz vor dem Saisonstart fast vergessen hat, dass es irgendwo noch eine 1. Mannschaft gibt, die in den nächsten Monaten Wiedergutmachung für die vergangene Saison betreiben will.

Dass dem Basler Kader diesen Sommer relativ wenig Beachtung geschenkt wurde, hat natürlich gute Gründe. Einerseits waren da die Unruhen in den oberen Etagen des St.-Jakob-Turms, die alles überstrahlt haben. Und andererseits war die Sommerpause in Bezug auf das Kader bislang auch so langweilig wie selten zuvor.

Mit Captain Marek Suchy und dem aus Kiew geliehenen Innenverteidiger Carlos Zambrano haben bislang nur zwei gewichtige Spieler den Verein verlassen. Im Gegenzug sind mit Omar Alderete und Kemal Ademi zwei Neuverpflichtungen eingetroffen. Und vom zuvor ausgeliehenen Personal sind mit Djordje Nikolic und Afimico Pululu ebenfalls nur zwei Akteure nach Basel zurückgekehrt.

Dabei gäbe es ja eigentlich noch einen dritten.

Die Indizien

Geoffroy Serey Die ist nach seiner halbjährigen Leihe bei Xamax Neuchâtel zum Afrika-Cup gereist. Dort absolvierte er jede Minute für sein Land, in den letzten Partien war er sogar Captain, ehe die Elfenbeinküste im Viertelfinal an Algerien scheiterte. Aktuell geniesst der 34-Jährige seine Freizeit und lässt ausrichten, dass er nach drei Wochen Ferien nach Basel zurückkehren werde – falls er bis dahin nichts anderes höre. «Ich habe einen laufenden Vertrag mit dem FCB», sagt Serey Die der BaZ.

Dass er in drei Wochen aber tatsächlich wieder für die Basler spielen wird, davon sollte man nicht ausgehen. In den Planungen des Clubs spielt Serey Die keine Rolle mehr, was sich in den letzten Tagen gleich an mehreren Beispielen festmachen liess.

Am Tegernsee fehlte Serey Dies Name auf der Kaderliste, auf der sonst sämtliche Spieler zu finden waren. Auf der Club-Homepage – spätestens seit der Panne mit Linux Obexer eine beliebte Quelle für Spekulationen – war sein Profil lange Zeit nicht zu sehen. Inzwischen ist Serey Die dort zwar wieder zu finden.

Aber seine Rückennummer, die 20, hat bereits Fabian Frei übernommen. Und als das Team am Wochenende beim Stadionfest aufgerufen wurde, wurde zwar der abwesende Julian Vonmoos begrüsst, nicht aber Serey Die.

Beim FCB werden sie zwar nicht müde zu betonen, dass all diese Details überhaupt nichts über die Zukunft Serey Dies aussagen. Und doch sind es mehr als nur Indizien, die trotz eines Vertrags bis 2020 auf den leisen Abschied eines Lauten hindeuten.

Das Schweigen

Unter Trainer Marcel Koller hat der Ivorer nie mehr gespielt, seit es im vergangenen Herbst zu den Gesprächen zwischen Teilen des Teams und der Clubführung gekommen ist. Dass Serey Die danach gar nicht mehr eingesetzt und nach Neuenburg verliehen wurde, hat aber nicht damit zu tun. Sondern in erster Linie damit, dass der 34-Jährige – im Gegensatz zu anderen Spielern – dem Trainer gegenüber offen seine Meinung äusserte.

An dieser Ausgangslage hat sich in der Zwischenzeit nichts geändert: Koller ist noch immer Trainer und wird weiterhin keine Verwendung für Serey Die haben. Kommt noch hinzu, dass die Basler ihr Kader finanziell und personell verschlanken wollen. Und im defensiven Mittelfeld gibt es mit Fabian Frei, Taulant Xhaka, Luca Zuffi, Eder Balanta und Zdravko Kuzmanovic ja ein durchaus breites Angebot.

Sportchef Ruedi Zbinden sagt, dass er sich zu der Angelegenheit nicht äussern kann. Aber es ist klar: Der Verein sucht nach einer Lösung, um sowohl das Konfliktpotenzial als auch die Lohnsumme für die 1. Mannschaft zu senken. Und so muss man damit rechnen, dass Serey Die den FCB nach seinem Transfer zu Stuttgart in der Saison 2014/15 und der Leihe zu Xamax zum dritten und letzten Mal verlassen wird.

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