Presseschau

Schweiz am Wochenende vom 20.07.2019

Ironie des Schicksals

Der FC Basel schlägt zum Auftakt den FC Sion mit 4:1. Auch dank der erfolgreichen Premiere des Videobeweises.

Sébastian Lavoyer

Was hat sich Christian Constantin auf den Videoschiedsrichter gefreut. «Der VAR wird ein Segen für uns», sagte der Sion-Präsident im Frühjahr zum «Blick». Und dann kommt das erste Spiel der neuen Saison, Sion gegen Basel, vorgezogen auf Freitag, weil der FCB nächsten Dienstag gegen PSV Eindhoven um den Einzug in die Champions League spielt, und Sion wird erstes «Opfer» des Videobeweises. Welch eine Ironie des Schicksals.

Was ist passiert? Kurz vor der Pause kriegen die Walliser einen Eckball, FCB-Goalie Jonas Omlin stürzt aus dem Tor, faustet den Ball und trifft danach Sion-Verteidiger Birma Ndoye im Gesicht. Beide gehen zu Boden und Schiedsrichter Sandro Schärer zeigt auf den Punkt. Die FCB-Spieler sind empört, Schärer wimmelt den Pulk ab, hört, was ihm aus der VAR-Zentrale in Volketswil zugefunkt wird. Er malt das ominöse Rechteck in die Luft, rennt zur Seitenlinie, prüft die Szene am Bildschirm – und kippt seinen Entscheid. Kein Penalty. Es bleibt beim 1:1 bis zur Pause. «Es war optimal, dass der VAR so eingreifen konnte», sagte FCB-Captain Valentin Stocker.

Sion-Brasilianer wird eine Bereicherung für die Liga

Es ist bis zu diesem Zeitpunkt ein ausgeglichenes Spiel. Der FC Basel ging durch Albian Ajeti, der den Vorzug vor dem einstigen Königstransfer Ricky van Wolfwinkel kriegte, mit 1:0 in Führung. Doch Sion gleicht durch Neuzugang Patrick Luan und einen sehenswerten Hackentreffer aus. Der Brasilianer, das zeichnet sich jetzt schon ab, dürfte eine Bereicherung sein für die Liga. Mitunter fällt er durch einen Fallrückzieher und mehrere gute Abschlüsse auf. Christian Constantin verglich ihn gar schon mit Servettes einstigem Goalgetter Sonny Anderson. Und er hofft auf einen ähnlich ergiebigen Transfer wie bei Cunha, der vor einem Jahr für rund 17 Millionen Franken zu Leipzig wechselte.

Kaum hat die zweite Halbzeit begonnen, ist es ein anderer Walliser Neuzugang, der im Rampenlicht steht: Ex-Natispieler Valon Behrami. Mit einem Fehlpass auf Luca Zuffi leitet er einen Konter ein, den Zuffi nach einem Doppelpass mit Ajeti mit dem 2:1 abschliesst. Anstatt 2:1 zu führen liegt Sion also in der 52. Minute also mit 1:2 hinten. «Mit Ausnahme dieses Fehlpasses hat Behrami ein sehr gutes Spiel gemacht. Und eigentlich wären wir nach dem Fehler immer noch 5 gegen 2. Das müsste zu verteidigen sein», nimmt Sion- Trainer Stéphane Henchoz seinen Star in Schutz.

Koller schafft, was Wicky nie gelang

Trotzdem: Nach dieser Aktion kippt das Spiel zugunsten der Basler. Das 3:1 ist ein Gastgeschenk der Walliser. Der zuvor eingewechselte Jan Bamert passt zurück auf Goalie Anton Mitryuschkin. Doch der Russe, der nach rund 600 Tagen verletzungsbedingter Absenz sein Comeback gab, kann den Ball nicht kontrollieren. Eigentor – 3:1.

Christian Constantin hält nichts mehr auf seinem Platz, er geht runter, steht neben der Trainerbank und versucht, sein Team wachzurütteln. Es bringt nichts. Keine zehn Minuten später verwertet FCB-Neo-Captain Valentin Stocker einen weiteren Konter zum 4:1. Constantin verschwindet in den Katakomben.

Basel dagegen schafft, was es unter Raphael Wicky nie schaffte: Es gewinnt ein Auftaktspiel. Wicky verlor zweimal zum Saisonauftakt, einmal nach der Winterpause. Es war einer der Hauptgründe, warum die Klubführung vergangenen Sommer die Reissleine zog. Ent sprechend positiv äussert sich Basel-Trainer Marcel Koller: «Das war ein sehr gutes Spieler meiner Mannschaft. Wir waren konzentriert, bewusst und effizient. Einziges Manko: Wir haben nach dem Tor ein bisschen nachgelassen.»

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