Presseschau

Walliser Bote vom 20.07.2019

Fast alles wie gehabt

Super League | Effiziente Basler, fehlerhafte Sittener

Sitten hat gegen Basel vieles richtig gemacht, sich mit dummen Eigenfehlern aber selbst um den Lohn gebracht. Das kann man schon fast nicht mehr hören.

Alban Albrecht

Stéphane Henchoz war ein «Chrampfer». Harte und ehrliche Arbeit lieferte er als Spieler ab und das Gleiche verlangt er von seinen Spielern. Deshalb holte ihn Präsident Christian Constantin nach Sitten. Dass CC damit unterschwellig unterstellte, Murat Yakin habe es an der Einstellung gefehlt, war unnötig und letztlich nicht viel mehr als ein juristischer Dreh, um einen Weg aus dem Vertrag zu finden.

Was allerdings klar war: Die Sittener sind in den letzten Jahren immer wieder in eine gewisse Genügsamkeit verfallen, da sollte der neue Trainer den Hebel ansetzen. Dass Henchoz trotz des Todes seines Vaters am Mittwoch an der Linie stehen wollte, ist ein deutliches Zeichen für seine Arbeitseinstellung.

Henchoz und sein Verbündeter

Wie viel Henchoz ist also schon drin in diesem «neuen» FC Sitten? Nun, Henchoz hat einen treuen Verbündeten an seiner Seite: Valon Behrami. Der prominente Zuzug machte sofort klar, was eigentlich schon vorher klar war: Der 34-Jährige hat so richtig Lust auf den FC Sitten und die Super League. Etwas anderes käme für den «Krieger» auch nicht infrage. Behrami ist aufsässig, er erobert Bälle. Valentin Stocker etwa bekam seine Unerbittlichkeit zu spüren. Es scheint, dass Behrami aufgrund seiner Persönlichkeit und seiner vorbildhaften Einstellung tatsächlich seine Mitspieler mitreissen kann.

Henchoz versucht, die Defensive zu stabilisieren. Auch wenn er dafür recht viel opfert. Drei Verteidiger, zwei Aussenläufer und zwei defensive Innenverteidiger: Das macht mit dem Torhüter acht Spieler, die vorab mit defensiven Aufgaben beschäftigt sind. Für eher offensiv eingestellte Mittelfeldspieler wie Toma oder Grgic (er war immerhin auf der Bank, obwohl er das Mannschaftstraining erst am Montag aufgenommen hat), bleibt da wenig Platz. Aber klar, im System von Henchoz kann es je nach Gegner und Resultaten schnell zu Anpassungen kommen.

Starke Reaktion nach dem Rückstand

Nur einen Treffer hat der FC Sitten in fünf Vorbereitungsspielen zustande gebracht. Erstaunlicherweise scheint Henchoz in der Offensive aber durchaus eine Lösung gefunden zu haben. Die beiden Stürmer, der enorm wendige Luan und der schnelle Fortune, arbeiten enorm viel nach hinten, sie zeigen sich, sie reissen Löcher auf, und Pajtim Kasami hat dahinter alle Freiheiten, versprühte Spielfreude und erwies sich als guter Passgeber.

Nach dem Rückstand liessen die Sittener nicht etwa die Köpfe hängen, sondern schalteten einen Gang höher. Chancen gabs im Minutentakt, Patrick Luan scheiterte mehrfach, bevor er sein Team dann doch noch mit dem Ausgleich belohnte.

Diese unglaublichen individuellen Fehler

Sitten liess hinten nicht viel zu, allerdings unternahmen die Basler auch herzlich wenig, um daran etwas zu ändern. Dass die Sittener hinten aber vor individuellen Fehlern nicht gefeit sind, was zum 0:1 führte (siehe Kasten), hätte man gerne als «Unfall» bezeichnet und nicht als Rückfall in frühere Zeiten. Doch die Sittener leisteten auch beim 1:2 äusserst grosszügig die Vorarbeit. Dass der «Sünder» ausgerechnet Behrami hiess, macht die Sache auch nicht besser. Und dann leistete sich auch noch Goalie Anton Mitrjuschkin einen folgenschweren Aussetzer.

Der FC Sitten zeigte zwar in der ersten Halbzeit viele gute Ansätze, ist aber in aller Härte auf dem Boden der Realität gelandet. Er hat nicht nur eine ärgerliche Heimniederlage zu verdauen, sondern nun auch noch ein Goalieproblem am Hals. Einen Fehler wie Mitrjuschkin hat sich Fickentscher in der letzten Saison auf alle Fälle nie geleistet. Aber es kann ja auch nicht sein, dass jeder Fehler zu einer Grundsatzdiskussion führt. Ein solches Klima ist in keiner Weise leistungsfördernd. Kouassi fiel verletzt aus, kurz vor Schluss auch noch Luan. Etwas viel Ungemach auf einmal.

Und auch einige Personalentscheide von Stéphane Henchoz werden zu reden geben. Aber er hat ja ausreichend Spieler im Kader, um für Korrekturen zu sorgen…

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